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GLOBAL IDEAS Reporter-Tagebuch Südafrika

Elisabeth Pongratz8. Juni 2010

Elisabeth Pongratz hat in Südafrika eine Gemeinschaft erlebt, die beim Klimaschutz viel erreicht.

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Kameramann im Township bei den Dreharbeiten (Foto: Elisabeth Pongratz)
Bild: Elisabeth Pongratz

Vier Jahreszeiten an einem Tag

Langsam kriechen wir mit unserem Auto nach oben, unser Kamerateam und ich. Die Wolke ist dicht, liegt direkt vor der Frontscheibe. „Oben ist es vielleicht besser“, will Brian mich beruhigen. Wir wollen Kapstadt von oben filmen, diese fantastische Aussicht einfangen. Das kristallklare blaue Wasser des Atlantiks, die nostalgisch anmutenden Häuser im kapholländischen Stil, das viele Grün, die majestätische Schönheit der Natur, alles eingebettet in die beschützende Umarmung des Tafelberges. Aber: die Wolke ist immer noch da, auch auf dem Aussichtspunkt Nummer 1, dem Signal Hill. Wir haben heute kein Glück. Genauso wenig wie am nächsten Tag und am übernächsten Tag. Das Wetter in Kapstadt im Herbst ist wie vier Jahreszeiten an einem Tag.

Blick vom Tafelberg auf Kapstadt (Foto: Elisabeth Pongratz)
Blick vom Tafelberg auf KapstadtBild: Elisabeth Pongratz

Zusammen geht vieles leichter

Es ist kalt, windig, der Regen peitscht auf die offene Überdachung. „Wir müssen alles tun, damit dieses Projekt weitergeht.“ Beim Treffen der community leader ergreift einer nach dem anderen das Wort. Es geht diszipliniert zu, ruhig. Jeder bringt seine Argumente vor. Und die anderen hören ihm zu. Einmal in der Woche treffen sie sich und besprechen alles, was anliegt.

(Foto: Elisabeth Pongratz)
Durch das Klimaschutzprojekt haben 87 Menschen einen Arbeitsplatz bekommen. Die Solar Warmwasserboiler werden inzwischen nicht mehr aus China bezogen, sondern von einem örtlichen Hersteller.Bild: Elisabeth Pongratz

Auch um das Klimaschutzprojekt für ihr Gebiet geht es, für Kuyasa. Die meisten von ihnen sind wegen der Arbeit nach Kapstadt gekommen und sind erst einmal in Khayelitsha gelandet, dem größten Township Kapstadts. Keiner kann genau sagen, wie viele Menschen hier leben. Offiziell ist von 400 000 die Rede, der Reiseführer spricht von einer Million und mein Kameramann gar von vier Millionen! Sicher ist nur: Jeden Tag kommen neue Hütten aus Pappe und Blech hinzu, die sogenannten „shacks“.

Es gibt keine Toiletten, kein fließend warmes Wasser, keinen Strom. Jeder Dritte, so wird mir erzählt, leidet an Depressionen. Die Umstände des Lebens lasten schwer auf den Müttern, den Kindern, den arbeitslosen Vätern.

„Darum muss das Projekt weitergehen. Damit es uns besser geht.“

Ein normales Haus hier ist 30 Quadratmeter groß, besteht meist nur aus einem Raum, hat kein fließend warmes Wasser. Wegen der fehlenden Zimmerdecke ist es feucht im Innern, das Wasser tropft von den Wänden, die Kinder husten unentwegt. Mit dem Projekt haben mehr als 2300 Häuser eine isolierende Zimmerdecke bekommen, Solar-Warmwasserboiler und Energiesparlampen. Das Raumklima wird viel angenehmer. Und die Menschen sind gesünder. So kann es weitergehen, hier in Kuyasa.

Wir trauen einander mehr…

Zuko Ndamane erzählt von einem neuen Zusammenhalt. „Früher, vor dem Projekt, haben wir uns kaum gekannt“, sagt er. Dann jedoch begannen die Installationsarbeiten. Die Handwerker kündigten sich an, wollten die Zimmerdecke einziehen. Weil der Bewohner des Hauses (glücklicherweise) eine Arbeit hatte, war er tagsüber unterwegs. Niemand konnte die Handwerker hereinlassen. Die Großfamilie lebte immer noch weit weg, auf dem Land. Ein Nachbar musste also helfen. Um vom Klimaschutzprojekt profitieren zu können mussten die Menschen eine Gemeinschaft bilden. „Das gibt es nicht oft in den Townships.” Zuko Ndamane lächlelt, ist stolz auf seine Siedlung. Er hat auch allen Grund dazu.