Gewalt nun auch in Johannesburg
18. April 2015Von den Bränden betroffen waren Geschäfte in der Innenstadt von Johannesburg und in den Vierteln Jeppestown und Malvern. Die Polizei setzte Medienberichten zufolge Gummigeschosse ein und nahm mindestens zwölf Menschen fest. Sie sollen nach Polizeiangaben versucht haben, in ein von Ausländern geführtes Geschäft einzubrechen.
Angesichts der fremdenfeindlichen Gewalt im Land sagte Präsident Jacob Zuma einen geplanten Staatsbesuch in Indonesien ab. Bereits am Donnerstag hatte er seine Landsleute dazu aufgerufen, die Übergriffe zu beenden. Die Polizei sei angewiesen worden, rund um die Uhr für den Schutz der Einwanderer zu sorgen, so Zuma. Die Sicherheitskräfte in Johannesburg kündigten an, ihre Präsenz in den betroffenen Vierteln zu erhöhen.
Die Gewaltwelle hatte begonnen, nachdem das Oberhaupt der Zulus, König Goodwill Zwelithini, Ende März Ausländer zum Verlassen des Landes aufgefordert hatte. Hintergrund ist die schlechte wirtschaftliche Lage im Land und die Angst, Ausländer könnten Arbeitsplätze wegnehmen. Die Situation war eskaliert, als in der Hafenstadt Durban bei Angriffen auf Häuser und Geschäfte von Einwanderern sechs Menschen getötet wurden. Von Durban schwappte die Gewalt dann auf Johannesburg über. Der Polizei wurde vorgeworfen, tatenlos zugesehen zu haben.
Über 5000 Menschen auf der Flucht
Mehr als 5000 Menschen sind wegen der Gewalt in den vergangenen drei Wochen geflohen, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte. Bei den Vertriebenen handele es sich hauptsächlich um Asylbewerber aus anderen afrikanischen Ländern wie Mosambik, Malawi oder Simbabwe. Die Hälfte der Geflohenen sei illegal nach Südafrika eingereist. Die Lage sei äußerst besorgniserregend, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. Die betroffenen Flüchtlinge und Asylbewerber hätten ihre Heimatländer wegen Krieg und Verfolgung verlassen müssen. "Sie sind in Südafrika, weil sie Schutz brauchen", betonte Edwards.
Afrikanische Länder reagieren
Inzwischen wollen mehrere afrikanische Regierungen, darunter Simbabwe, Malawi und Kenia, ihre Staatsbürger ausfliegen. Außerdem kam es in einigen Ländern zu Protestaktionen. In Simbabwes Hauptstadt Harare zogen etwa hundert Demonstranten zur südafrikanischen Botschaft, um eine Petition abzugeben. Darin verurteilten sie die "grausamen, unsinnigen und schrecklichen Übergriffe" auf ihre Landsleute. In Mosambik blockierten etwa 200 Demonstranten vorübergehend eine Zufahrt zu einem Grenzübergang und verweigerten Fahrzeugen aus Südafrika die Weiterfahrt. Ein Radiosender in Sambia kündigte an, Musik aus Südafrika künftig zu boykottieren.
Aus Angst vor Rache haben der Ölkonzern "Sasol" und der Bergbaukonzern "Vale" südafrikanische Arbeiter aus Mosambik zeitweise zurückgeholt, wie der Sender BBC berichtete.
chr/fab (epd,afp)