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War nur ein Pilot im Cockpit?

26. März 2015

Der Sprachrekorder des abgestürzten Airbus wird ausgewertet, die Suche nach der eigentlichen Blackbox an der Unglückstelle in den Alpen blieb zunächst erfolglos. Möglicherweise war nur ein Pilot im Cockpit.

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Trümmer an der Absturzstelle (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/French Interior Ministry/Handout

Am Absturzort des Airbus 320 in den französischen Alpen ist am Mittwoch mit der Bergung der 150 Todesopfer begonnen worden. Bergungsteams seilten sich von Hubschraubern in das unwegsame Gelände ab. Die ersten sterblichen Überreste wurden mit Hubschraubern abtransportiert, wie ein Sprecher der Polizei in Digne bestätigte.

Warum die Germanwings Maschine abstürzte, ist weiterhin völlig unklar. Sicher ist bisher nur folgender Ablauf des Geschehens, so wie er sich aus den Daten der Flugüberwachung ablesen lässt: In den letzten Minuten vor dem Aufprall verliert das Flugzeug dramatisch an Höhe - fast 10.000 Meter sinkt der Airbus A320 in die Tiefe. Eine Explosion in der Luft gibt es nicht - die Maschine fliegt, bis sie an den Bergen zerschellt. Nach den Worten von Frankreichs Premierminister Manuel Valls wurde die Maschine "im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert".

Was dahinter steckt, soll die Auswertung der Blackboxes klären, so hoffen die Ermittler. Doch dabei stoßen sie auf unerwartete Probleme. Im Trümmerfeld der Unglücksstelle in den Alpen fanden Bergungskräfte zwar den Sprachrekorder und den Behälter des Flugdatenschreibers. Die eigentliche Blackbox mit gespeicherten Flugdaten blieb zunächst aber verschollen, wie der französische Präsident François Hollande bei seinem gemeinsamen Besuch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Regierungschef Mariono Rajoy in Seyne-les-Alpes nahe der Absturzstelle sagte. Zudem dauerte die Auswertung der Geräusche aus dem Cockpit des Airbus A320 länger als erwartet.

Hollande, Merkel und Rajoy in der Nähe des Absturzortes (Foto: Getty Images)
In Trauer vereint: Hollande, Merkel und RajoyBild: Getty Images/P. Macdiarmid

"Das Flugzeug ist bis zum Schluss geflogen", teilte der Direktor der französischen Untersuchungsbehörde BEA, Rémi Jouty, in Paris mit. Die BEA habe zwar auswertbare Daten aus dem ersten Flugschreiber sichergestellt, könne aber nicht die geringste Erklärung für den Absturz geben. "Wir haben auch nicht die geringste Erklärung dafür, warum dieses Flugzeug auf die Kontaktversuche der Luftraumkontrolle, wie es scheint, nicht geantwortet hat", sagte Jouty.

Zeitung: Pilot verließ vor Absturz Cockpit

Keine Bestätigung gibt es für eine Meldung der "New York Times", derzufolge einer der Piloten zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Cockpit war. Er habe seinen Platz verlassen und sei danach ausgeschlossen gewesen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Auswertungen des Stimmenrekorders. "Der Mann draußen hat leicht an die Tür geklopft und es gab keine Antwort", zitierte die "New York Times" einen nicht näher genannten Ermittler. Auch nach stärkerem Schlagen gegen die Tür habe es keine Antwort gegeben. "Man kann hören, wie er versucht, die Tür einzutreten", wird der Ermittler zitiert. Die Lufthansa hat den Zeitungsbericht zu den Absturz-Umständen der Germanwings-Maschine zunächst nicht bestätigen können. Man werde "sich nicht an Spekulationen beteiligen", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Interpol schickt Ermittlerteam

Ein Expertenteam der internationalen Polizeiorganisation Interpol soll die französischen Behörden bei der Identifizierung der Leichen unterstützen. Nach einer entsprechenden Anfrage Frankreichs werde ein Team von Spezialisten in die Unglücksregion entsandt, teilte Interpol in Lyon mit.

Die zuständige Staatsanwaltschaft von Marseille leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung ein. In Deutschland nahm die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Ermittlungen auf, vor allem um die Arbeit der französischen Kollegen zu unterstützen.

Beim Aufprall der Maschine waren alle 150 Menschen an Bord am Dienstag ums Leben gekommen. Die meisten Opfer stammen aus Deutschland und Spanien. Von den 72 Bundesbürgern an Bord der Unglücksmaschine kommen die meisten aus Nordrhein-Westfalen. Nach jüngsten Angaben der spanischen Regierung waren mindestens 51 Spanier an Bord. Laut Germanwings kamen weitere Passagiere aus Australien, Argentinien, Venezuela, dem Iran, den USA sowie Großbritannien, den Niederlanden, Kolumbien, Mexiko, Japan, Dänemark, Belgien und Israel.

Am heutigen Donnerstag werden weitere Hinterbliebene in der Ortschaft Seyne erwartet. Aus Düsseldorf und Barcelona sollen nach Lufthansa-Angaben zwei Sonderflüge in Richtung Südfrankreich abheben.

qu/wa (afp, dpa, rtre)