"Gelbwesten" plündern auf der Prachtmeile
16. März 2019Mitten in Paris brach das Chaos aus: Mehrere Zeitungskioske brannten aus, vermummte und schwarz gekleidete Teilnehmer der Proteste warfen Steine auf Polizisten und bauten Barrikaden. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen.
Auf der Champs-Elysées wurden unter anderem an einem Geschäft der Modekette Hugo Boss und am Promi-Restaurant Fouquet's Scheiben eingeschlagen. Die Demonstranten setzten eine Bankfiliale im Erdgeschoss eines Wohngebäudes in Brand. Eine Frau und ihr Baby waren im zweiten Stock von den Flammen eingeschlossen und mussten von der Feuerwehr gerettet werden. Elf Menschen wurden bei dem Brand verletzt, unter ihnen zwei Feuerwehrleute. Hausbewohner stehen unter Schock: "Sehen Sie nur, was hätte passieren können. Sie hätten töten können."
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner warf den Brandstiftern vor, sie seien weder Demonstranten noch Randalierer, sondern Mörder. Castaner sagte weiter, einige Teilnehmer seien offensichtlich "nur angereist, um Sachen zu zerstören". In sozialen Netzwerken hatten die Organisatoren des Protestes zuvor angedeutet, es würden Unterstützer aus Italien, Belgien, den Niederlanden und sogar aus Polen erwartet.
Der Innenminister sprach von 1500 "extrem gewaltbereiten" Teilnehmern unter den Demonstranten in Paris. Landesweit gingen nach Angaben des Ministeriums bis zum frühen Nachmittag 14.500 "Gelbwesten" auf die Straße - mehr als doppelt so viele wie zur gleichen Zeit eine Woche zuvor. In Paris waren es demnach 10.000 Demonstranten. Die Teilnehmerzahlen waren zuletzt deutlich gesunken. Vor einer Woche gingen in ganz Frankreich nur noch 28.000 Menschen auf die Straße - ein deutlicher Kontrast zu den fast 300.000 Menschen beim ersten Protestmarsch im November.
Es ist das 18. Wochenende in Folge, an dem die Bewegung protestiert. Deren Anführer erklären immer wieder, sie würden sich gegen die Reformpolitik von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wenden. Am Freitag endete offiziell der Bürgerdialog, den Präsident Emmanuel Macron als Antwort auf die Proteste ins Leben gerufen hatte. Erste Ergebnisse will der Staatschef im April präsentieren. Die Demonstranten fordern Steuersenkungen und mehr soziale Gerechtigkeit.
nob/haz (dpa, afp)