Der Mars ist ein beliebtes Forschungsobjekt. Mehr als dreißig Missionen zum roten Planeten gab es bisher. Zur Zeit erforschen der NASA-Roboter Curiosity und die europäische Sonde Mars-Express den Nachbarn der Erde.
Zum Stand der Marsforschung ein Gespräch mit dem Planetenforscher Ulrich Köhler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
DW:
Auf dem Mars gab es Vulkane, es gab Gletscher und es gab eine dichtere Atmosphäre als heute. Was ist die wichtigste Erkenntnis, die wir jetzt vom Mars haben?
Ulrich Köhler:
Es zeichnet sich ab, dass der Mars irgendwann einen dramatischen Klimawandel durchgemacht hat. Das war vermutlich vor 3,5 - 4 Milliarden Jahren vor unserer Zeit. Seither ist der Mars der trockene Wüstenplanet, wie wir ihn heute auch sehen. Vielleicht gab es gelegentlich auch Wasser auf seiner Oberfläche. Aber davor war es ein anderer Planet. Er hatte ein ganz anderes Millieu. Es war vielleicht warm, es gab Wolken, aus denen es regnete. So ganz genau, weiß man das nicht. Es hat sich dann irgendetwas dramatisch verändert, was wir aber nicht genau verstehen.
Wie konnten Sie den Klimawandel feststellen?
Hauptsächlich mit Instrumenten, die in der Lage sind, die Mineralogie der Oberfläche zu untersuchen, also mit Spektrometern. Die konnten feststellen, dass die Minerale, die sich in Verbindung mit Wasser vor diesem Klimawandel gebildet haben, sich vielleicht in einem Milieu bildeten, das neutral war, nicht sauer, nicht alkalisch und durchaus fast schon lebensfreundlich.
Nach dem Klimawandel haben sich dann nur noch Mineralsalze gebildet, beispielsweise Sulfate. Das deutet darauf hin, dass das Milieu dann auf einmal nicht mehr lebensfreundlich, sondern sehr ungemütlich war.
Und dann wurde er zum Wüstenplanet. Was hat diesen Klimawandel verursacht?
Das ist nicht ganz klar. Es scheint, dass um diese Zeitenwende vor 3,8 Milliarden Jahren eine ganze Menge Dinge passiert sind. Es kann sein, dass der Mars davor ein Magnetfeld hatte. Dieses Magnetfeld schützte die dünne Atmosphäre des Mars vor dem Sonnenwind und vor energiereichen Teilchen. Denn dieser Sonnenwind zerschießt Gasmoleküle in der Atmosphäre und die können dann ins Weltall entweichen. Wenn das Magnetfeld diese Atmosphäre geschützt hat, dann könnte das einer der Gründe sein, warum es zu diesem Klimawandel kam.
Könnte so ein Klimawandel bei uns auf der Erde passieren?
Vermutlich nicht, weil die Erde einfach viel größer ist. Sie hat einen doppelt so großen Durchmesser wie der Mars. Sie hat zehn Mal so viel Masse. Das heißt, sie kann mit ihrer Anziehungskraft eine viel dichtere Atmosphäre an sich binden. Unsere Atmosphäre ist relativ stabil; sie wird auch immer wieder durch den aktiven Vulkanismus nachgefüllt. Auch der hat auf dem Mars nachgelassen. Da brauchen wir uns keine Sorgen machen.
Ganz aktuell sammelt gerade der Roboter Curiosity Bodenproben auf dem Mars. Was wird da gefunden werden?
Die ersten Ergebnisse von Curiosity sind geradezu sensationell. Die zeigen, dass die Landestelle sehr gut gewählt war. Der Roboter befindet sich auf einem ehemaligen Sediment eines Sees, eines stehenden Gewässers. Die Probe bei der Analyse hat ergeben, dass dort auch Minerale sind, die sich im neutralen Milieu, etwa in Trinkwasser, gebildet haben. Diese haben auch die chemischen Bestandteile, die es für Leben braucht.
Das könnte ein Beweis dafür sein, dass es Leben gab. Es wird ja weitere Marsmissionen geben. Was hoffen Sie, wird dort noch entdeckt?
Zunächst wird Curiosity noch einige Jahre in dieser Landestelle umher fahren und sicherlich sehr spektakuläre Ergebnisse liefern. Der nächste große Schritt sollte und dürfte dann sein, dass wir irgendwann im nächsten Jahrzehnt Proben vom Mars automatisch mit Robotern einsammeln und die dann mit einer Rakete zur Erde zurück schießen. Dann könnte man diese Proben hier in den großen Laboren, die man mit Raketen nicht zum Mars befördern kann, untersuchen. Das könnte den Durchbruch geben bei der Frage, ob es auf dem Mars jemals Leben gab.
Es bleibt spannend. Vielen Dank für diese Information.