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Gedenkfeier für die Opfer von Winnenden

23. Februar 2010

Die Stadt Winnenden bereitet sich auf die Gedenkfeiern ein Jahr nach dem Amoklauf vor. Damals wurde der Ruf nach stärkerer Prävention und Notfallplänen für Schulen laut. Passiert ist wenig.

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Kerzen, Kränze und Blumen stehen vor der Albertville Realschule in Winnenden (Foto: AP)
Gedenken an die Opfer von WinnendenBild: AP
Zahlreiche Menschen sitzen in einer Kirche bei einer Trauerfeier (Foto: AP)
Die zentrale Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs vor einem JahrBild: AP

Zur Gedenkfeier für die Opfer (11.03.2010) erwartet die Stadt mehr als tausend Gäste. Bei der Gedenkstunde vor der Albertville-Realschule wird auch Bundespräsident Horst Köhler sprechen. Vorher werden die Schüler unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Opfer gedenken. Zur Tatzeit ab 09.33 Uhr sollen in ganz Winnenden die Kirchenglocken läuten.

Eigenes Warnsystem entwickelt

Als am 18. Februar in Ludwigshafen ein 23-jähriger Ex-Schüler aus Wut über schlechte Noten einen 58 Jahre alten Lehrer erstach, wurden in Deutschland erneut böse Erinnerungen an den Amoklauf von Winnenden wach. Auch in Ludwigshafen hätte es schlimm enden können. Vermutlich hat nur der Umstand, dass die Lehrer ein internes Handy-Alarmsystem hatten, dafür gesorgt, dass es nicht weitere Opfer bei der tödlichen Messerattacke in der Berufsschule gab.

Eigentlich hätten die Pädagogen Notfall-Handys erhalten sollen. Dies sei aber noch nicht geschehen, bestätigte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Mainz unter Berufung auf die Stadt Ludwigshafen. Die Technik-Lehrer der Schule hatten deshalb ein eigenes Warnsystem für ihre Privathandys entwickelt. Einer von ihnen hatte den Alarm ausgelöst, als er seinen stark blutenden Kollegen auf einer Schultreppe entdeckte, und so seine Kollegen warnen können.

Gewalttaten an Schulen

Polizeibeamte sichern das Gebäude einer Berufsschule (Foto: dpa)
Die Berufsschule in Ludwigshafen am Tag des AttentatsBild: picture alliance / dpa

Sind die Schulen, die immer öfter als Projektionsfläche für Aggressionen benutzt werden, genügend geschützt? Experten streiten über die richtige Art der Vorbeugung vor solchen Amokläufen. Die Bildungsgewerkschaft GEW ist mit den bisherigen Maßnahmen unzufrieden. Sie mahnte nach der Bluttat von Ludwigshafen eine bessere Gewaltprävention an den Schulen an. Es fehlten eine hinreichende schulpsychologische Betreuung und Beratung sowie an den meisten Schulen eine Unterstützung der Lehrkräfte durch Schulsozialarbeit. Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne forderte zudem ein besser abgestimmtes Vorwarnsystem. Nach dem Amoklauf von Winnenden hätten die Schulen solche Pläne zwar erstellt, oft fehlten aber die Erfahrungen von Experten, erklärte Thöne.

Verschärfung des Waffenrechts

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hat sich unlängst für eine weitere Verschärfung des Waffenrechts ausgesprochen. Großkalibrige Pistolen und Revolver gehörten nicht in private Hände, erklärte der BDK-Bundesvorsitzende Klaus Jansen. "Es ist eine Fehlentwicklung gewesen, das Schießen mit großkalibrigen Faustfeuerwaffen als Sport zuzulassen." Das seien Polizei- und Militärwaffen, die in Bürgerhand nichts zu suchen hätten. Bei dem Amoklauf von Winnenden nutzte der Täter legal verfügbare großkalibrige Waffen.

Keine Hochsicherheitstrakten

Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnt davor, die Schulen "zu Hochsicherheitstrakten" umzubauen. Hundertprozentige Sicherheit könne es nicht

geben. Wichtig sei, dass man auf die Abwehr solcher Gefahren wie in Ludwigshafen gut vorbereitet sei, dass es funktionierende Alarmvorrichtungen und praxistaugliche Alarmpläne gebe.

Hardy Schober, der Gründer des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden, steht vor dem Eingang von Containern der Albertville-Realschule (Foto: dpa)
Hardy Schober ist Gründer des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden, er verlor vor einem Jahr seine TochterBild: picture alliance / dpa

Das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden will mit einem Frühwarnsystem im Internet in Zukunft Amokläufe an Schulen verhindern. Das Angebot richtet sich vor allem an Schüler, die zuerst erfahren, wenn etwas in ihrer Umgebung nicht stimmt. Eine von Angehörigen von Opfern gegründete Stiftung hat sich Früherkennung und Prävention von Gewalt an Schulen zum Ziel gesetzt.

Vorfälle trotz Vorbeugung

Doch auch die bisher ergriffenen Vorbeugemaßnahmen können nicht verhindern, dass es zu Gewalttaten kam. So konnte im Mai 2009 erst in letzter Sekunde verhindert werden, dass in St. Augustin bei Bonn eine Katastrophe geschah. Eine 16-jährige Schülerin hatte eine Sprengstoffexplosion geplant. Sie war bei der Vorbereitung ihrer Tat von einer Mitschülerin auf der Toilette entdeckt worden, die dann Alarm schlagen konnte. Und im bayerischen Ansbach wurden im September 2009 zehn Schüler eines Gymnasiums bei einem Amoklauf von einem 19-Jährigen verletzt.

Autorin: Pia Gram (dpa, apn)

Redaktion: Martin Schrader