Gedenken an Untergang der "Estonia"
28. September 2019Der Untergang der Autofähre "Estonia" gilt als größtes Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte. Die riesige Fähre war in den frühen Morgenstunden des 28. Septembers 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der Südküste Finnlands in einen Sturm geraten und in weniger als 50 Minuten gesunken. Das Wrack liegt bis heute auf dem Grund der Ostsee. Bei dem Unglück starben mindestens 852 Menschen, die meisten von ihnen im Schiffsbauch. Aber auch von denen, die sich in der kalten Ostsee an Rettungsinseln klammerten, ertranken und erfroren viele, bevor erste Rettungsschiffe eintrafen. Nur 137 Insassen überlebten den Untergang. Die meisten Todesopfer wurden nie geborgen.
In der estnischen Hauptstadt Tallinn versammelten sich Überlebende und Hinterbliebene bei einer Gedenkfeier am Denkmal für die Opfer. Daran nahmen auch Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid und mehrere Regierungsvertreter teil. Zeremonien waren zudem an Gedenkstätten in den Städten Voru und Pärnu geplant.
"Ein Trauma für die gesamte Nation"
Auch in der schwedischen Hauptstadt wurde ein Vierteljahrhundert nach dem Unglück der Opfer gedacht. Zu der Zeremonie in Stockholm kamen unter anderen Kronprinzessin Victoria, ihr Mann Daniel sowie Ministerpräsident Stefan Löfven. "Es war ein Trauma für die gesamte Nation", sagte Löfven an die Angehörigen der Opfer gewandt. "Ihr, die einen geliebten Menschen verloren habt, sollt wissen, dass ihr Name und Schicksal niemals vergessen sein wird." Bei dem Unglück waren mehr als 500 Schweden ums Leben gekommen.
Über die Ursache des tragischen Schiffsunglücks wird bis heute spekuliert, die Schuldfrage ist nie endgültig geklärt worden. Viele Überlebende und Hinterbliebene fordern seit Jahren eine Wiederaufnahme der Untersuchungen.
Ein Gericht in Estland hat am Dienstag die Überprüfung einer Beschwerde von Hinterbliebenen in dem Fall aufgenommen. Damit wollen mehr als 1000 Überlebende und Opferangehörige die Wiederaufnahme der Untersuchung erreichen. Eine Entscheidung will der zuständige Richter am 24. Oktober treffen, wie estnische Medien meldeten.
Bei der Suche nach der Ursache kam eine offizielle Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass eine beschädigte Bugklappe, die auf offener See abriss, zu dem Unglück führte.
qu/uh (dpa, afp)