Gas aus Aserbaidschan für Europa
17. Dezember 2013Die rohstoffreiche Kaukasusrepublik Aserbaidschan will künftig einen bedeutenden Anteil des in Europa benötigten Erdgases liefern – unter Umgehung Russlands. Das Konsortium Shah Deniz unter der Führung des Energieriesen BP habe sich endgültig entschieden, ab Ende 2019 jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas zu liefern. Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, begrüßte den Schritt als "strategischen Türöffner für eine stärkere europäische Energiesicherheit".
Das Gas soll nach Angaben der EU aus Vorkommen gewonnen werden, die 500 Meter tief im Kaspischen Meer liegen. 18 Milliarden Euro würden dazu in Plattformen und Unterwasseranlagen investiert, hieß es. Das Gas soll dann über Georgien in die Türkei und von dort bis an die Südostgrenze der Europäischen Union fließen. Von dort geht es in der sogenannten Transadriatischen Pipeline (TAP) weiter über Griechenland und Albanien nach Italien.
Größte Auslandsinvestition in Aserbaidschan
EU-Energiekommissar Günther Oettinger begrüßte die Entscheidung, mit welcher der sogenannte südliche Korridor für Gaslieferungen Wirklichkeit wird. Diese Entscheidung sei ein wirklicher Durchbruch, erklärte Oettinger bei der Vertragsunterzeichnung in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Langfristig könne die rund 3500 Kilometer lange Leitung bis zu einem Fünftel des Gasbedarfs in der EU decken.
BP-Präsident Bob Dudle betonte, die neue Pipeline schaffe zehntausende Arbeitsplätze im Südkaukasus und in Europa. Außerdem handle es sich um die bislang größte Auslandsinvestition in Aserbeidschan.
Auch Russland baut Südpipeline
Käufer des Gases sind unter anderem der deutsche EON-Konzern, der auch eine Beteiligung an der TAP hält, und die französische GDF Suez. Zusätzlich zu den ab 2019 für Europa angepeilten zehn Milliarden Kubikmetern für die EU sollen sechs Milliarden Kubikmeter an die Türkei gehen, das außer Transitland also auch selbst Abnehmer wird.
Das ursprünglich von der EU unterstützte Pipeline-Projekt Nabucco war leer ausgegangen. Dabei sollte das Gas von der türkisch-bulgarischen Grenze über den Balkan nach Wien fließen und so die Abhängigkeit von russischem Gas verringern. Auch Russland baut derzeit eine eigene Pipeline Richtung Südeuropa: Das Projekt South Stream soll Gas an der Ukraine vorbei und durch das Schwarze Meer nach Europa pumpen.
gmf/se (afp, dpa, rtr)