Maas will Jugendliche mit Games begeistern
28. August 2020Gut ein Drittel der Deutschen spielt - auf Computern, Konsolen, Tablets oder dem Smartphone. Dementsprechend groß ist das Interesse an neuen Trends und Entwicklungen, die in diesen Tagen auf der Gamescom - der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele - präsentiert werden. Doch das sogenannte "Gaming" hat sich verändert. Früher waren Computerspiele eher ein Zeitvertreib für Einzelgänger, heute gleichen viele Spiele sozialen Plattformen, auf denen sich Spieler und Zuschauer parallel zum Spielgeschehen unterhalten.
Auf dieses Spielverhalten will auch das Auswärtige Amt reagieren. "Wir glauben fest daran, dass die jungen Menschen die Zukunft Europas entscheiden", sagte Außenminister Heiko Maas auf dem Gamescom Congress in einem vorab aufgezeichneten Gespräch. Die Kommunikationskanäle in der Diplomatie aber seien oftmals "wirklich sehr, sehr traditionell". Es sei kompliziert, zu verstehen, was in der EU oder in Brüssel entschieden werde. Dies müsse sich ändern.
Heiko Maas: Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit
Um ein Gefühl für die Befindlichkeiten junger Menschen zu bekommen, habe das Auswärtige Amt zuletzt sogar zwei Diplomaten abgestellt, um in sogenannten "Let's-Play"-Formaten zuzuhören. "Let's Play" bedeutet, dass Spieler neue Spiele vorführen und dabei kommentieren. "Es ist für uns wichtig, was in der Generation über Politik, Europa, über uns gesprochen wird", so Maas. Es sei bedeutsam, die Meinungen und Gefühle junger Menschen zu kennen, "weil wir uns in unserer Arbeit davon auch beeinflussen lassen wollen".
Zusammen mit dem Art Directors Club, einem Berufsverband der Werbebranche, hat das Ministerium die Spiele-App "Pathways"entwickelt. Dort sollen europäische Themen präsentiert werden - verbunden mit persönlichen Einblicken in die Lebenswelten und Kulturen von Menschen aus Europa. Es gehe darum, Wissen mit Spaß zu vermitteln, so Maas. Demokratien, liberale Rechtsstaaten und Reisefreiheit seien keine Selbstverständlichkeiten.
Games verbinden in der Corona-Pandemie
Besonders der Austausch mit anderen wächst an Bedeutung: Der Branchenverband Game hatte während des Corona-Lockdowns ermittelt, dass 18 Millionen Deutsche über Computer- und Videospiele Kontakt zu Familie und Freunden gehalten haben.
Das Durchschnittsalter der Gamer ist in den vergangenen Jahren gestiegen und liegt bei 37 Jahren. Auch das Geschlechterverhältnis hat sich verändert, inzwischen spielen fast so viele Frauen wie Männer. Außenminister Maas gehört allerdings nicht dazu: "Abschalten bei mir heißt auch das Abschalten von allen Geräten, die um mich herum liegen."
Der Gamescom Congress findet am Freitag (28. August) statt. Ab 18 Uhr diskutieren unter anderen die Generalsekretäre von CDU und SPD, Paul Ziemiak und Lars Klingbeil, über Digitalpolitik. Die in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie digital organisierte Gamescom dauert bis zum 30. August und ist kostenfrei zugänglich.