Games: Im Auge des Betrachters
Wann ist ein Game Kunst? Das Platine-Festival im Rahmen der Gamescom in Köln bewegt sich in der "Grauzone" dazwischen. Mit elektronischer Kunst und alternativen Spielformen bricht es alle Spielregeln der Gameszene.
Schock der Controller
Wie lauter Klapperschlangen rasseln sie auf dem Betonboden. "Forced Feedback" heißt die Installation von Daniel Neubacher, die hier zu sehen ist: Im Zuge der Gamescom findet das "Platine-Festival" in Köln statt und zeigt avantgardistische Game-Kunstwerke. Für Technikfreaks: 100 Sony PlayStation 2 Dual Shock 2-Schnittstellen bringen die Controller gleichzeitig zum vibrieren.
Kunst aus Teletext
Wer denkt, Teletext oder alte Computer seien überholt, hat sich geirrt. Unter dem Titel "Textmode Art" hat Kurator Orkan Meydan Kunstwerke zusammengestellt, die mit dem Zeichensatz von unterschiedlichen Computern gestaltet worden sind: zum Beispiel Kommata und Bindestriche von Teletext, Amiga-Computern oder der 7-Bit-Zeichenkodierung ASCII.
Radikale Interaktivität
Dieses Fahrrad ist mit einem rotierenden Motorteil auf der Platte montiert. Mit einem lauten Donnern wirbelt es im Kreis. "Barspin" heißt die Installation des niederländischen Künstlers Arek Laskowski. Damit will er mit der Wahrnehmung, dem Material und der Nutzung von Gegenständen spielen. Mit diesem Fahrrad will sicher niemand eine Radtour wagen.
Lichterloh mit Lasern
Ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt ein nebeliger Hauch von Laserlicht. Es ist, als würde man sich durch ein leuchtendes Moor bewegen. "Lichterloh" ist der Name der Installation und des Künstlerduos, die sich als Nerds bezeichnen. Mit Laserstrahlen schaffen die beiden "schwebende Geometrien" und erzeugen den Eindruck einer virtuellen Welt.
Ping Pong mit digitalen Tücken
Tischtennis ist ein geselliges Spiel. Noch spaßiger ist es, wenn sich die Platte während des Spiels verändert: Immer, wenn der Ball auf der Platte aufkommt, verändert das Videogramm seine Muster. Auch die Farben und die Bewegungen können sich laufend ändern. Ein gutes Training für Augen, Konzentration und Nerven. "Pingtime" heißt die Installation von dem rumänischen Künstlerprojekt videogram.ro.
Codierte Kunst
Kunst liegt im Auge des Betrachters. Wer genau hinsieht, entdeckt in dem Zahlencode auf dem Zettel ein Porträt einer Frau mit Kapuze. Der russische Künstler Dimitri Morozov alias "::vtol::" hat einen Brother Drucker sx-4000 mit einer Kamera ausgestattet, die ein Porträt des Betrachters aufnimmt. Der Künstler ist bekannt dafür, aus alten Computerteilen neue interaktive Werke zu kreieren.
Magischer Webstuhl
"Loom" funktioniert wie von Zauberhand. Die Hand schwebt ein paar Zentimeter über einem Leap Motion Controller und steuert damit zwei Punkte auf der Leinwand, die weitere Punkte miteinander verweben. Die Studenten Sarah Mautsch und Aaron Abentheuer der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd haben das Spiel entwickelt, um Genauigkeit und Gestensteuerung kreativ einzusetzen.
360° Erlebnis
Die Serie "Sequenced" wurde für mobile Geräte als auch für virtuelle Helme wie von Oculus entwickelt. In dieser Animation bestimmt der Nutzer den Verlauf der Geschichte. Je nachdem, wann man die Charaktere ansieht, erlebt man andere Sequenzen. Die Storyline ist daher bei jedem Nutzer eine andere. Der Prototyp hat 2014 den Best Play Award auf der Game Developers Conference gewonnen.
Tanz mit einem Gemälde
Es gibt Gemälde, die den Betrachter mit den Augen zu verfolgen scheinen. Dieses interaktive Gemälde tut es wirklich. Das Eyesberg Studio aus Barcelona hat es entworfen und überführt Malerei und Skulptur damit in eine digitale Welt. Je nachdem, wie sich der Betrachter vor dem Bild bewegt, bewegen sich die poetischen Grafiken auf der Leinwand.