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Gaddafi zu Dank verpflichtet?

24. März 2011

Überall in Europa werden Konten des Gaddafi-Clans eingefroren. Doch auch in zahlreichen Ländern Afrikas hat der libysche Diktator Milliardenbeträge investiert. Viele afrikanische Regierungen hoffen, dass das so bleibt.

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Gaddafi Anhänger in Libyen (Foto: AP)
Auch viele Afrikaner haben bisher von Gaddafis Geld profitiertBild: dapd

Gaddafi-Straße, Gaddafi-Moschee, Gaddafi-Hochhaus – viele afrikanische Länder haben Einrichtungen nach dem libyschen Diktator benannt. Sie machen den großen Einfluss deutlich, den der nordafrikanische Despot in weiten Teilen des Kontinents besitzt. Auf Konten der Afrikanischen Entwicklungsbank befinden sich nach eigenen Angaben rund 260 Millionen Euro aus Libyen. Emanuele Santi, Verantwortlicher der Bank für die Länder Nordafrikas, ist überzeugt, dass sich daran auch vorerst nichts ändern wird: "Libyen ist einer der wichtigen Anleger in unserer Bank. Ich glaube nicht, dass das Land sein Geld bei der afrikanischen Entwicklungsbank zurückholt." Der libysche Führer habe immer Solidarität mit Afrika gezeigt. Deshalb habe die Bank auch jetzt nicht vor, von sich aus Gelder einzufrieren, so der Finanzfachmann.

Massive Probleme für afrikanische Unternehmen

Insgesamt sind nach Experten-Schätzungen libysche Investitionen in Höhe von rund sechs Milliarden Euro in andere afrikanische Länder geflossen. Viele Unternehmen und Großprojekte warten ungeduldig auf neue Finanzspritzen aus dem ölreichen Land. So zum Beispiel das Mobilfunkunternehmen Uganda Telecom, das sich zu zwei Dritteln in den Händen der staatlichen libyschen Investmentagentur befindet und fast zehn Millionen Euro Schulden hat.

Libyscher Arbeiter in einer Raffinerie in Brega (Foto: AP)
Der Ölreichtum Libyens hat dem Despoten in vielen Ländern Türen und Tore geöffnetBild: AP

Laut Helmut Asche, Direktor am Leipziger Institut für Afrikanistik, könnten auch andere afrikanische Unternehmen in ähnlichen Schwierigkeiten stecken: "Wenn von der libyschen Regierung und ihren Investitionsagenturen erwartet wird, dass sie weiterhin frisches Geld in solche Unternehmen zuschießen, dann gibt es ein Problem."

Große Dankbarkeit gegenüber dem Diktator

Noch letztes Jahr versprach Gaddafi, der selbst ernannte "König der Könige Afrikas", zusätzliche 60 Milliarden Euro in die afrikanische Wirtschaft zu investieren. Ein großer Nutznießer dieser Investitionen ist das westafrikanische Land Burkina Faso. Hier hat Gaddafi die Infrastruktur massiv ausgebaut und ein Klinikum errichtet. Die burkinische Regierung hat traditionell enge Verbindungen zum libyschen Diktator. Selbst Hama Arba Diallo, Führer der burkinischen Oppositionskoalition, hat daran nicht viel zu kritisieren: "Bei großen Investitionen, die unsere Regierung alleine nicht stemmen kann, hat Muammar Gaddafi gerne mitgeholfen." Trotz der momentanen Kämpfe in Libyen könne sich niemand Gaddafi gegenüber undankbar zeigen, so Oppositionsführer Arba Diallo.

Bei dieser parteiübergreifenden Einigkeit und wirtschaftlichen Abhängigkeit ist es kaum verwunderlich, dass die afrikanische Kritik gegenüber dem Vorgehen des libyschen Diktators bisher eher verhalten ausfiel. Doch allzu lange sollten sich die afrikanischen Länder laut dem Politik-Experten Asche nicht mehr auf die massive Unterstützung aus Nordafrika verlassen. Ob der libysche Panafrikanismus der Ära Gaddafi nach den momentanen Umwälzungen bestehen bliebe, das sei "mehr als fraglich".

Autorin: Salamata Saenger

Redaktion: Jan-Philipp Scholz