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Gabun: Afrika-Cup als Imagepolitur?

Daniel Pelz
12. Januar 2017

In Gabun laufen die Fußball-Afrikameisterschaften. Die Regierung hofft auf ein rauschendes Fußballfest, das die politischen Spannungen im Land überdeckt.

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Gabun Libreville Stadion Stade de L'Amitie
Bild: Getty Images/AFP/M. Longari

Wenn es um Fußball geht, muss auch die Demokratie mal warten. Eigentlich sollten in Gabun Ende Dezember vergangenen Jahres Parlamentswahlen stattfinden. Die Regierung verschob sie auf Juli 2017 - offiziell, weil im Staatshaushalt kein Geld mehr übrig war. Beobachter vermuten, dass auch der Afrika-Cup bei der Entscheidung eine Rolle spielte: Das Turnier soll nicht von politischen Spannungen überlagert werden.

Ab Samstag kämpfen 16 Mannschaften in dem zentralafrikanischen Land um die Afrikameisterschaft. Der Sieger soll am 5. Februar feststehen. "Wir müssen sicherstellen, dass die Spiele gut laufen", sagt Außenminister Pacôme Moubelet Boubeya. Die Bevِölkerung und die Sportler sollten "die Mِöglichkeit haben, zu feiern und den Fußball zu zelebrieren".

Tiefe politische Krise

Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba schwört einen Eid bei der Vereidigung zu seiner zweiten Amtszeit
Präsident Ali Bongo bei seiner VereidigungBild: picture-alliance/AP Photo/J. Mba

Wird das gelingen? Im August 2016 fanden in Gabun Präsidentschaftswahlen statt. Amtsinhaber Ali Bongo Odimba, seit 2009  an der Macht, gewann mit knapp über 50 Prozent. Dabei ging es aber nicht mit rechten Dingen zu, sagten die Wahlbeobachter der EU. Beispiel: In der Bongo-Hochburg Haut-Ogooue lag die Wahlbeteiligung bei 99 Prozent. 95 Prozent der Stimmen gingen an Bongo. Im übrigen Land gaben nur 54 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Nach der Wahl brachen Unruhen aus. Die Opposition sprach von 26 Toten, die Regierung lediglich von dreien. Beide Seiten haben den Internationalen Strafgerichtshof eingeschaltet.

"Die Afrikameisterschaft muss in einem ruhigem Land stattfinden", sagt Oppositionschef Jean Ping im DW-Gespräch. Der frühere Kommissionspräsident der Afrikanischen Union war Bongos wichtigster Rivale. Bei der Präsidentenwahl kam er auf etwas mehr als 47 Prozent. Seine Niederlage erkennt er nicht an. "Die Spiele werden die Lage des Landes widerspiegeln. Was im Gabun stattgefunden hat, war wie ein Putsch an den Urnen, der bis heute nicht aufgeklärt wurde", so Ping.

Fußballfest vor leeren Rängen?

Beobachter vermuten, dass die Opposition den Afrika-Cup nutzen könnte. Durch Proteste könnte sie die Fans auf ihre Lage aufmerksam machen. Die Regierung aber verspricht ruhige Spiele. "Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verschärft", sagt Außenminister Boubeya.

Aber auch wenn Proteste ausbleiben - ob es ein rauschendes Fußballfest gibt, ist noch unklar. Viele Eintrittskarten für die Spiele sollen noch gar nicht verkauft worden sein. Dabei sind einige Tickets schon ab 80 Cent zu haben. Die Hِöchstpreise liegen bei 50 Euro.

Eine Ölplattform vor der Küste Gabuns
Durch schwankende Preise sinken die Öleinnahmen. Bild: Getty Images/AFP/S. Tounsi

Ein möglicher Grund: Gabun steckt in einer Wirtschaftskrise. Schwankende Ölpreise sind dafür verantwortlich. Fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird durch den Ölexport erwirtschaftet. Zusätzlich ist der Reichtum extrem ungleich verteilt. Mit mehr als 19.000 US-Dollar pro Kopf ist das BIP zwar das dritthöِchste in Afrika. Aber: Fast ein Drittel der Bevöِlkerung ist arm. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei mehr als 35 Prozent.

Trotzdem: Die Regierung glaubt an ein rauschendes Fußballfest. "Frankreich hat die Fußball-Europameisterschaften organisiert und das Land war im globalen Vergleich auch nicht in einem besseren wirtschaftlichen Zustand", sagt Außenminister Boubeya fast trotzig. "In jedem Land gibt es solch schwierige wirtschaftliche Situationen."

Mitarbeit: Fiacre Ndayiragije