G8 einigen sich auf Klimaziel
8. Juli 2009Die Runde der sieben führenden Industriestaaten und Russlands verständigte sich am Mittwoch (08.07.2009) auf ihrem Gipfel im italienischen L'Aquila darauf, dass die Erderwärmung grundsätzlich um nicht mehr als zwei Grad zunehmen darf, wie der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt bekannt gab.
Dafür müssten die weltweiten Emissionen an Kohlendioxid um die Hälfte verringert werden. Darüber hinaus bekennen sich die alten Industrieländer USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich sowie Italien und Russland zu dem Ziel, bis 2050 ihre Emissionen um 80 Prozent und mehr zurückzufahren. Dabei wird das Jahr 1990 oder ein entsprechender späterer Zeitpunkt als Berechnungsgrundlage genannt.
Bewegung auch in den Schwellenländern
Doch auch über den engen G8-Kreis hinaus zeichnet sich Bewegung ab. Am morgigen Donnerstag werden die Schwellenländer China, Indien, Südkorea und Brasilien sowie Australien zu den Beratungen hinzustoßen. Auch dieser Staatenkreis akzeptiere nach den Vorgesprächen nun erstmals das Zwei-Grad-Ziel, verlautete am Tagungsort. Sie seien zudem bereit ihren Ausstoß an Treibhausgasen beachtlich zu verringern. Konkrete Zahlen werden dazu aber in L'Aquila noch nicht erwartet.
Bis zum angestrebten Abschluss eines neuen Weltklimaabkommens im Dezember in Kopenhagen bleibt deshalb nach Einschätzung der deutschen Delegation noch viel Arbeit. Die Europäische Union führt die erkennbaren Fortschritte vor allem auf die Politik der USA nach dem Amtsantritt von Barack Obama zurück. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso räumte allerdings ein, dass einige der internationalen Partner noch nicht bereit seien, den ehrgeizigen Klimazielen der Europäer auf mittlere Sicht zu folgen. "Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen", sagte er.
Der Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew, Arkadi Dworkowitsch, sagte, für sein Land sei die Zahl 80 Prozent "wahrscheinlich nicht zu erreichen". Russland sei nicht bereit, sein Wirtschafswachstum dem einzigen Ziel zu opfern, die Treibhausgase zu reduzieren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete die Einigung als deutlichen Fortschritt. Wenn es so laufe wie geplant, würden sich auch die Schwellenländer auf das Zwei-Grad-Ziel einlassen, fügte sie hinzu. Bis dahin gebe es aber noch viel Arbeit.
Greepeace: "Gescheitert"
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat hingegen die Klimabeschlüsse scharf kritisiert. "Die G8-Chefs sind darin gescheitert, ihrer Verantwortung im internationalen Klimaschutz gerecht zu werden", sagte der Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer in L'Aquila. Es sei keinerlei Bereitschaft erkennbar, "mit einer ehrgeizigen Emissionsminderung um 40 Prozent bis 2020 - gemessen an 1990 - wahre Führungsrolle zu zeigen".
Weiter Risiken für Wirtschaft und Finanzsystem
Neben dem Klimaschutz ist die schwerste weltweite Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren ein Schwerpunkt des dreitägigegen Gipfeltreffens. Dabei sehen die G8-Staaten noch keine stabile Erholung nach dem starken Einbruch der vergangenen Monate. Für Wirtschaft und Finanzsystem bestünden deshalb weiterhin große Risiken, staatliche Konjunkturstützen sollten erst bei einer Erholung zurückgefahren werden, heißt es. In ihrem Beschlusspapier verpflichten sich die Industriestaaten allerdings auch dazu, nach Möglichkeiten für einen Subventions-Ausstieg zu suchen. Darauf hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel gedrungen. (win/sams/dpa/ap/rtr)