G7: Orte im Fokus der Weltgeschichte
Elmau in Bayern - das ist Idylle pur. Schon immer wussten die Politiker der führenden Industrienationen, dass es sich in hübscher Umgebung besser tagt. Doch oft zerstörte der Gipfel selbst die Idylle. Ein Blick zurück.
Schloss Rambouillet
Alles begann so harmonisch. 1975 traf sich die damalige "Gruppe der Sechs" im französischen Schloss Rambouillet zum Kamingespräch. Der Sommersitz des französischen Präsidenten aus dem 14. Jahrhundert bot die Kulisse für die ganz großen Themen der Zeit, unter anderem die Überwindung der Ölkrise.
San Juan (Puerto Rico)
Beim zweiten Gipfeltreffen zog es die auf sieben Teilnehmer angewachsenen Industrienationen USA, Deutschland, Italien, Japan, Frankreich, Großbritannien und Kanada auf die Insel. Das US-Außengebiet Puerto Rico liegt in der Karibik. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, lautete das Motto für diese Herren. Auch wenn wie hier die karibische Sonne nur durchs Fenster scheint.
Gipfel in der Lagunenstadt
In den 1980er Jahren blieb der Gipfel in großen, aber zumeist schönen Städten. 1980 und 1987 tagte man im italienischen Venedig. Passend dazu präsentierte sich 1980 Bundeskanzler Helmut Schmidt im sommerlich-hellblauen Anzug (zweiter von links).
Hauptsache beschaulich!
Weitere Tagungsorte der 1980er Jahre waren unter anderem Hauptstädte wie London, Tokio oder insgesamt zweimal das beschauliche Bonn, hier 1985. Margaret Thatcher und Ronald Reagan schien es zu gefallen, Gastgeber Helmut Kohl (Mitte) sowieso. Von großen Protesten ist aus dieser Zeit nichts überliefert. Doch das änderte sich.
Aufkommender Protest
In den 1990er und frühen 2000er Jahren versuchten Globalisierungsgegner immer öfter, sich am Rande der Gipfel Gehör zu verschaffen, das Treffen zu stören. Ihr da oben - wir hier unten, so ihr Empfinden. Nicht immer blieb es allein bei legalen Mitteln der freien Meinungsäußerung.
Genua 2001: Eskalation und Wendepunkt
Beim Gipfel 2001 im italienischen Genau eskalierte die Gewalt. Bei schweren Krawallen zwischen Globalisierungsgegnern und italienischer Polizei kam der 23-jährige Demonstrant Carlo Giulani ums Leben. Dieses Ereignis und der kurz darauf folgende 11. September 2001 waren der Wendepunkt der Gipfelgeschichte. Seitdem gilt: So abgeschieden wie möglich tagen!
G8 vor Bergpanorama
2002 ging man deshalb in die Wildnis. Inmitten des Nirgendwo, im kanadischen Kananaskis, tagten die sieben führenden Industrienationen und Russland. Im östlich gelegenen Calgary gab es zwar Proteste, sie blieben allerdings friedlich.
Parallelveranstaltung Live8 (2005)
Doch so kam bei vielen Bürgern das Gefühl auf, dass sich die Gipfelteilnehmer abschotten. Wie sollte man noch auf sie einwirken? Der Rockstar Bob Geldof initiierte 2005 das Rockkonzert Live8 und forderte einen Schuldenerlass für Afrika. Zehn Konzerte am gleichen Tag, in den G8-Ländern plus Südafrika. Die Politiker tagten gleichzeitig im britischen Gleneagles, waren beeindruckt und handelten.
Heiligendamm 2007: Eingriff in Grundrechte?
An der zunehmenden Entfremdung zwischen Gipfelteilnehmern und Bürgern vor Ort änderte aber auch Live8 nichts. 2007 machten die G8 einen der beliebtesten Urlaubsorte Deutschlands für Wochen zur No-Go-Area. Für 12,5 Millionen Euro wurde ein zwölf Kilometer langer Zaun um den Tagungsort gebaut. Um den Zaun herum galt eine Woche lang Versammlungsverbot - für viele ein Eingriff in Grundrechte.
Der Gipfel will helfen
Die Aufmerksamkeit für den Tagungsort nutzen und das Image des Gipfels aufpolieren, das wollten die G8 im Jahr 2009. Der Gipfel wurde deshalb kurzfristig von Sardinien ins italienische L'Aquila verlegt. Die Stadt war davor von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden. Die Botschaft der Politiker: Vergesst die Opfer nicht!
Hubschraubereinsatz
Die Gipfelorte werden wohl auf absehbare Zeit Hochsicherheitszonen bleiben - auch dieses Jahr. Hier sichert die Polizei einen Bergkamm in den Alpen in der Nähe von Elmau, um klettertüchtige Gipfelgegner und Terroristen von den Politikern fernzuhalten - auf rund 2300 Metern.
Der Protest geht weiter
Wo die Treffpunkte der Regierungschefs abgeschirmt werden, da muss eben woanders demonstriert werden. 2015 wird deshalb das unweit von Elmau gelegene Garmisch-Partenkirchen mit seiner Umgebung zum Mekka des bislang friedlichen Protests - hier ein Bild von Donnerstag.