G-20 suchen Auswege aus der Wirtschaftkrise
14. Oktober 2011Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) gab in Washington ihre Einschätzung zur Lage in Spanien ab. Eine Einschätzung, die nicht nur in Madrid betroffene Gesichter verursacht haben dürfte. Denn die Bonität spanischer Staatsanleihen – und damit die Kreditwürdigkeit Spaniens insgesamt – wurde um einen Punkt auf die Bewertung AA- gesenkt. Zur Begründung führte S&P die hohe Arbeitslosigkeit in dem Land, die schwierige Finanzsituation und die hohe Verschuldung des privaten Sektors an. Zudem wurde der Ausblick für die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone als negativ bewertet. Vor einer Woche bereits hatte Fitch – der andere "Rating-Riese" – die langfristige Kreditwürdigkeit Spaniens um zwei Stufen auf AA- gesenkt.
"Rundumschlag in der Bankenszene"
Fitch macht auch jetzt wieder von sich reden. Denn deren Rating-Experten haben zu einem – wie Beobachter schreiben – "Rundumschlag in der Bankenszene" weltweit ausgeholt. Diverse Großbanken werden auf eine mögliche Herunterstufung hin überprüft – darunter auch die Deutsche Bank. Auf der Liste stehen ansonsten in den USA die Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs. In Europa würden die Barclays Bank, BNP Paribas, Crédit Suisse und die Société Génerale auf eine Abwertung untersucht. Lauter klangvolle Namen, wie auch der der Schweizer Bank UBS. Bei ihr wurde bereits ein bestimmter Wert, nämlich das sogenannte langfristige Emittenten-Rating, von A+ auf A reduziert.
Hintergrund dieser Beurteilungen seien die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen sowie Änderungen bei der Regulierung, hieß es in New York. Der Ausblick für die genannten Geldinstitute sei auf negativ gesetzt worden. Analysten gehen nun davon aus, dass die Kreditwürdigkeit der Geldhäuser bald herabgestuft werden könnte.
G-20-Treffen in Paris
Wieder einmal ist es also so, dass die Märkte den Kurs bestimmen und nicht die Politik. Vor allem in der Euro-Zone wächst nun der Druck, schnell eine umfassende Lösung der Schuldenkrise vorzulegen. In dieser Situation kommen an diesem Freitag (14.10.2011) in Paris die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenstaaten (G 20) zu Beratungen zusammen. Formal geht es darum, das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Anfang November in Cannes vorzubereiten. Doch nur mit Formalien ist es in dieser Situation nicht mehr getan.
Wieder da: das Rezessionsgespenst
Denn gerade die außereuropäischen G-20-Mitglieder dringen darauf, dass die Vertreter der europäischen Länder ihnen mit konkreten Informationen die Gewissheit geben, dass sie mit allen Mitteln die Krise bekämpfen. Denn die Probleme im Euro-Raum dämpfen auch die Entwicklung der Weltwirtschaft. Das Rezessionsgespenst geht um – und die Rede ist außerdem davon, dass es schärfere Regeln für die großen, grenzüberschreitend tätigen Finanzinstitute geben soll.
Doch die Banken wollen nicht als Buhmann dastehen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann etwa ließ vor dem Hintergrund einer sogenannten Rekapitalisierung der Geldinstitute wissen: „Nicht die Kapitalausstattung der Banken ist das Problem, sondern die Tatsache, dass Staatsanleihen ihren Status als risikofreie Aktiva verloren haben.“ Und der Präsident der Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes setzte noch drauf: Wenn die Staaten ihre Schulden bezahlen würden, dann gebe es überhaupt kein Problem, sagte Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis. Ihre Bedenken gegen eine Verschärfung der Eigenkapital-Regeln brachte die deutsche Kreditwirtschaft in einem Brandbrief zum Ausdruck, den sie an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sandte.
Mahnende Worte aus Tokio
Und während im Hintergrund der Internationale Währungsfonds nach Darstellung von Diplomaten an kurzfristigen Kreditlinien arbeitet, um wirtschaftlich gesunde Staaten bei Liquiditätsproblemen zu helfen, erinnern sich Fachleute aus Asien an eigene traumatische Erfahrungen. So verwies Japans Finanzminister Jun Azumi auf die Bankenkrise in seinem Land in den 90er Jahren. Japan habe damals die Folgen fauler Kredite unterschätzt und zu zaghaft gehandelt, sagte Azumi auf seiner Reise zum G-20-Treffen nach Paris. Die Reise in die französische Hauptstadt kommt Besuchern aus Asien in diesen Tagen vielleicht noch entfernter vor als in normalen Zeiten. Doch die Zeiten, sie sind nicht normal.
Autor: Marko Langer (rtr, afp, dapd)
Redaktion: Marion Linnenbrink