Führt Gürtelrose zu Depressionen?
13. März 2024"Wenn ich Schmerzen eine ganze Zeit lang mit mir schleppe, bekomme ich psychische Probleme. Das kann bis hin zu Depressionen gehen, das sehen wir bei Schmerzpatienten. Da taucht immer wieder die Frage auf: 'Habe ich Rückenschmerzen, weil ich depressiv bin? Oder bin ich depressiv, weil ich Rückenschmerzen habe?'" Günter Rambach weiß, wovon er spricht. Der stellvertretende Präsident der Deutschen Schmerzliga hatte selbst Gürtelrose, ausgelöst durch das Herpes-Zoster-Virus, das auch für Windpocken verantwortlich ist. Diese Kinderkrankheit ist zwar unangenehm, aber kaum lebensbedrohlich und es gibt Impfungen dagegen.
Herpes-Zoster-Viren sind hinterhältig
Als Kind sind es die Windpocken, als Erwachsene die Gürtelrose. Windpocken hat fast jeder einmal durchgemacht. Typisch für die hochansteckende Virusinfektion sind juckender Hautausschlag mit roten Bläschen und leichtes Fieber. Kinder überstehen die Erkrankung meist ohne ernsthafte Nachwirkungen. Außer ein paar Narben, die durch das Aufkratzen der Bläschen entstehen, bleibt erst einmal nichts.
Aber selbst wenn die Kinderkrankheit ausgeheilt ist, heißt das noch lange nicht, dass die Gefahr vorbei ist. Denn die Herpes-Zoster-Viren schlummern weiterhin im Körper, können noch Jahre bis Jahrzehnte später wieder aktiv werden und dann die äußerst schmerzhafte Gürtelrose auslösen. "Ohne Windpocken gibt es keine Gürtelrose", so Rambach.
Unser Körper vergisst nichts
Im Alter erhöht sich das Risiko, eine Gürtelrose zu entwickeln. Vor allem Personen um die 50 mit einem geschwächten Immunsystem gehören zur Risikogruppe. Auch Menschen ab 60 gehören dazu, denn ab diesem Alter funktioniert das Immunsystem nicht mehr so gut wie in jüngeren Jahren, es kann Krankheiten entsprechend schlechter abwehren.
Ein Kennzeichen von Gürtelrose ist brennender und juckender Hautausschlag, der aber meist nach ein paar Tagen abklingt. Teilweise verursacht eine Gürtelrose Nervenschmerzen. Bei der akuten Gürtelrose sind vor allem die entzündlichen Verletzungen der Nervenstrukturen für die Schmerzen verantwortlich, denn diese Nervenstrukturen können durch das Virus geschädigt werden. Es entsteht eine Post-Zoster-Neuralgie.
Die chronischen Schmerzen können dann zu ernsthaften Depressionen führen. Es entsteht eine Wechselwirkung: Die Depressionen verschlimmern die Schmerzen. Die Schmerzen verschlimmern die Depressionen. Forschende gehen davon aus, dass 66 Prozent derjenigen, die unter chronischen Schmerzen leiden, gleichzeitig Depressionen entwickeln.
Das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle
Forschende gehen davon aus, dass es keinen direkten medizinischen Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Depressionen gibt, aber dass es durchaus indirekte Faktoren gibt. Das Gebiet ist bislang nur wenig erforscht. Bekannt aber ist, dass Depressionen und Stress es dem Virus leicht machen, wieder aktiv zu werden.
Die Gründe für die Reaktivierung des Herpes-Zoster-Virus können sowohl physischer Natur als auch psychischer Natur sein, wie etwa ein schwerer Schicksalsschlag. Rambach erzählt von einer Frau, deren Tochter an Brustkrebs erkrankt war. "Da ist eine Welt zusammengebrochen. Die Krankheit ihrer Tochter hat sie so belastet, dass bei ihr Gürtelrose ausgebrochen ist."
Einen ähnlichen Fall habe es bei einer anderen Frau gegeben. Sie sei sogar geimpft gewesen. "Eine Impfung ist keine Gewähr dafür, dass man niemals Gürtelrose bekommt, aber die Wahrscheinlichkeit ist wesentlich geringer", ergänzt Rambach. Und die Infektion laufe wesentlich glimpflicher ab.
Wenn die Schmerzen nicht aufhören
Wenn die Erkrankung einfach nicht besser werden will, macht sich oft ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung breit. Die Schmerzen treten immer weiter in den Vordergrund. Am häufigsten bildet sich der Ausschlag an Rücken und Brustkorb. Er legt sich wie ein Ring - oder eben ein Gürtel um den Körper. Aber auch andere Stellen kann es erwischen. "Kopf, Augen, Ohren und sogar die Genitalien können betroffen sein", sagt Rambach.
Besonders unangenehm kann es für Betroffene mit einer sogenannten Post-Zoster-Neuralgie werden, die sich u.a. durch einen permanenten Schmerz und Empfindlichkeit gegenüber Berührung zeigt. Zur Behandlung werden oft Antiepileptika gegeben und mit Schmerzmitteln kombiniert. Auch Antidepressiva kommen zum Einsatz, um der Schwermut entgegenzuwirken. Manchen kann auch mit Akupunktur oder mit Psychotherapie geholfen werden, um den Kreislauf endlich zu stoppen.
Mit Gesprächen und Ratschlägen, die auf viel Erfahrung beruhen, versucht die Deutsche Schmerzliga so gut wie möglich zu helfen. Impfen ist aber noch immer die beste Möglichkeit, sich vor Gürtelrose zu schützen.