Fußball-Klassiker: Deutschland gegen die Niederlande
Das Fußball-Duell zwischen Deutschland und den Niederlanden ist ein Klassiker mit langer Geschichte und legendären Partien. Früher waren die Spiele oft giftig, mittlerweile überwiegen Wertschätzung und Freundschaft.
König Johan gegen Kaiser Franz
Das erste große Duell zwischen dem DFB-Team und der niederländischen Elftal ist gleich ein WM-Finale. 1974 in Deutschland treffen die Mannschaften mit ihren beiden Ausnahmespielern Johan Cruyff und Franz Beckenbauer im Endspiel von München aufeinander. Trotz des Heimvorteils der Deutschen, gelten die Holländer mit ihrem Spielstil des "Voetbal totaal" als Favoriten.
Hölzenbein fällt, Breitner trifft
Die Niederländer gehen durch einen Foulelfmeter von Johan Neeskens schon nach zwei Minuten in Führung. 20 Minuten später fällt Bernd Hölzenbeim (r.) im Strafraum und es gibt erneut Strafstoß. Die Szene wird für die Niederländer zu dem, was das Wembley-Tor für die Deutschen ist. Bis heute wird angezweifelt, dass es tatsächlich ein Foul war. Paul Breitner ist es egal, er verwandelt zum 1:1.
Müller zum 2:1
Noch vor der Pause fällt der entscheidende Treffer zum 2:1 für Deutschland. Ein Tor von Gerd Müller (r.) in typischer Müller-Manier. Fast im Sitzen schiebt der "Bomber der Nation" den Ball aus der Drehung ins lange Eck. Der niederländische Torhüter Jan Jongbloed (l.) kann nur machtlos hinterherschauen.
Krönung im eigenen Land
Deutschland ist Weltmeister - zum zweiten Mal nach 1954. Wie bereits 20 Jahre zuvor beim "Wunder von Bern" gegen die Ungarn setzen sich die DFB-Kicker im Duell mit Cruyffs Niederlanden gegen den Favoriten durch. Die Elftal kommt 1978 in Argentinien erneut ins WM-Finale, verliert aber auch dort am Ende gegen den Gastgeber.
Späte Revanche
Es dauert 14 Jahre, bis die Niederländer den Spieß gegen Deutschland umdrehen können. Bei der EM 1988 in Deutschland wirft die Elftal die deutschen Gastgeber im Halbfinale raus. Ausnahmestürmer Marco van Basten (l.) ist beim entscheidenden 2:1 einen Schritt schneller als Jürgen Kohler (r.) und versenkt den Ball unhaltbar für Deutschlands Torhüter Eike Immel im langen Eck.
Schlechter Gewinner
Hollands Verteidiger und Elfmeterschütze zum zwischenzeitlichen 1:1 übertreibt es beim Jubeln ein wenig. Erst tauscht er das Trikot mit Olaf Thon und putzt sich dann vor den jubelnden Oranje-Fans damit symbolisch den Hintern ab. Damals findet er sich großartig, später bereut der heutige Nationaltrainer seine Aktion: "Es war ein großer Fehler und schlecht von mir", gesteht er Jahre später.
Verdiente Europameister
Die Niederländer gewinnen 1988 auch die EM - ihren ersten und bislang einzigen Titel. Van Basten (2.v.r.) erzielt beim 2:0-Finalsieg gegen die UdSSR per Volleyschuss ein "Jahrhunderttor". Ruud Gullit (l.) und Co. lassen anschließend ihren Trainer Rinus Michels hochleben, der - an gleicher Stelle - bereits 1974 beim verlorenen WM-Endspiel als Bondscoach auf der Bank saß.
Spuck-Attacke von Rijkaard
Das Duell ist Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre von großer Rivalität geprägt. Das Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien ist besonders giftig. Es gibt viele Fouls, immer wieder Rudelbildung und jede Menge Nickeligkeiten. Die Lage eskaliert als Frank Rijkaard (r.) Rudi Völler (l.) zweimal in die Haare spuckt und beide die rote Karte sehen - auch der unschuldige Völler.
Klinsmanns Spiel des Lebens
Sportlich entscheidet Deutschland das Achtelfinale für sich. Vor allem Jürgen Klinsmann wächst über sich hinaus. Er erzielt das wichtige 1:0. Andreas Brehme entscheidet die Partie mit einem Kunstschuss zum 2:0. Die Niederländer schaffen per Strafstoß noch den Anschluss, scheiden aber aus. Deutschland wird zwei Wochen später in Rom Weltmeister.
Kämpfe auch neben dem Platz
In diesen Jahren der großen sportlichen Rivalität kommt es auch neben dem Platz immer wieder zu Unruhen. In Herzogenrath, einer Kleinstadt bei Aachen, teilen sich Deutsche und Niederländer eine Straße - die Landesgrenze verläuft in der Mitte. Dort treffen sich immer wieder Hooligans. Auch nach dem WM-Achtelfinale von 1990 kommt es zu Festnahmen.
Jahre der Entspannung
Anschließend verbessert sich das Verhältnis der Nachbarn glücklicherweise - auch weil immer mehr niederländische Profis nach Deutschland wechseln. Spieler wie Youri Mulder oder Johan de Kock sind in den 1990ern bei Schalke die Vorreiter. Später hinterlassen auch Topstars wie Rafael van der Vaart, Mark van Bommel, Ruud van Nistelrooy und Roy Makaay (2.v.r.) ihre Fußstapfen in der Bundesliga.
Letztes Turnierspiel
Das letzte Aufeinandertreffen bei einem großen Turnier zwischen den Teams in Schwarz-Rot-Gold und Oranje ist schon eine Weile her: 2012, bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, gewinnen die Deutschen um den späteren Weltmeister Mats Hummels (l.) gegen Arjen Robben (2.v.l.) und Co. in der Vorrunde mit 2:1.
Sportlich gute Nachbarschaft
Schon lange ist das Verhältnis freundschaftlich - auch wenn man gegen den Nachbarn natürlich nicht verlieren möchte. Gerne verabredet man sich vor Turnieren zum Test-Länderspiel. Außerdem will es das Los, dass man seit 2018 schon sechsmal in Nations League und EM-Qualifikation aufeinander getroffen ist - die nächsten beiden Nations-League-Spiele folgen.