Fußball und Flugabwehr
31. Mai 2002Bei der Fußball-WM 2002 fürchten die Organisatoren weniger Übergriffe von englischen oder deutschen Hooligans als vielmehr Attacken islamischer Terroristen. Der 11. September sorgte auch in Japan und Südkorea für eine dramatische Zeitenwende. In Zusammenarbeit mit den internationalen Geheimdiensten wurde ein völlig neues Sicherheitskonzept erarbeitet zum Schutz der "schönsten Nebensache der Welt".
Sondereinheiten und Satellitüberwachung
Im Mittelpunkt steht die Überwachung und Personenkontrolle an den See- und Flughäfen, die Sicherung der Stadien in den 20 Spielorten und der Quartiere der WM-Mannschaften. Nach den jüngsten Warnungen der US-Regierung vor neuem Terror in dieser Woche wurden noch einmal die Schutzmaßnahmen für die teilnehmenden 32 Teams verschärft. Die Mannschaften werden von schwer bewaffneten Sondereinheiten begleitet und von Satelliten überwacht.
"Es wird eine sichere WM werden", sagte Südkoreas Premierminister Lee Han-Dong. Allein in Südkorea sind 420.000 Polizisten im Einsatz. Wie in Südkorea wird auch in Japan als Sicherheitsmaßnahme gegen Terroranschläge der Luftraum über den WM-Stadien ab zwei Stunden vor dem jedem Spiel bis eine Stunde nach Spielende gesperrt.
Flugabwehr, AWACS und Kampfjets
Japans Polizeibehörde bekommt zudem Informationen von den Radaranlagen der Luftwaffe und deren AWACS-Überwachungsflugzeugen. In Südkorea sind mobile Flugabwehrraketen an allen WM-Stadien aufgestellt werden. Zusätzlich sollen als Schutz gegen mögliche Bedrohungen aus der Luft Kampfjets den Flugraum über den Stadien bewachen.
Japan lieh sich gar für 4,23 Milliarden Dollar insgesamt 40 F-15-Kampfjets vom US-Konzern Boeing aus. Die Kampfjets stehen in ständiger Bereitschaft, um bei möglichen terroristische Attacken sofort eingreifen zu können.
Fortsetzung des Falkland-Krieges?
Allein in Sapporo, Austragungsort des ersten Spiels der deutschen Mannschaft (01.06.), werden Tausende von Polizisten und kaum weniger Überwachungskameras eingesetzt, wenn es am 7. Juni zu der mit Spannung erwarteten Begegnung zwischen England und Argentinien kommt, die von japanischen Medien als potenzielle "Fortsetzung des Falkland-Krieges" angesehen wird. Neben moderner Kampfausrüstung werden einige Beamte auch mit Fanggabeln und Netzpistolen bewaffnet sein.
Die japanischen und koreanischen Polizisten wurden wegen möglicher Terroranschläge durch Bomben und Biowaffen sowie Ausschreitungen monatelang geschult. In Südkorea wurden zur Schulung Anti-Terrorexperten aus Frankreich hinzugezogen, wo die WM 1998
stattgefunden hat. Außerdem arbeitet die Polizei mit Hooligan-Experten aus 13 WM-Teilnehmerländern zusammenarbeiten, die als V-Männer getarnt in und um den Stadien eingesetzt werden sollen.
Ach ja: in Japan und Südkorea soll auch noch Fußball gespielt werden - aber das scheint wirklich nur noch eine Nebensache zu sein.
Autor: Wim Abbink
Redaktion: Ingun Arnold