Fräuleinwunder mit Feenstimme
15. Oktober 2012Dillon ist jung, Dillon ist hübsch. Sie kann singen und Klavier spielen und ist seit kurzem der Liebling des deutschen Musik-Feuilletons. Angefangen hat die 24-jährige Musikerin, die in Brasilien geboren wurde, aber in Köln aufwuchs, als Teenager in den Clubs der Rheinstadt. Da sprang sie ganz unbekümmert mit einem kleinen E-Piano auf die Bühne und zog das Publikum sofort in ihren Bann.
So macht sie es auch heute noch. Nur dass Bühne und Klavier größer geworden sind und sich Dillon, die mit richtigem Namen Dominique Dillon de Byington heißt, von dem Elektronikmusiker Tamer Fahri Özgönenc begleiten lässt. Die intime Ansprache an das Publikum ist ihr wichtig: "Wir sind zu zweit auf der Bühne, ich spiele E-Piano, und Tamer hat sein Master Elektronikdesk dabei", erklärt sie ihr minimales Setup bei Live-Konzerten. "Ein Orchester erklingt bei uns nicht."
Was lange währt….
Dillon präsentiert vor allem Stücke ihrer ersten Platte aus dem Jahre 2011. Das Werk ist unter dem Titel "This Silence Kills" erschienen und hat in der Musikpresse für viel Wirbel gesorgt. Die Musikerin hat sich Zeit gelassen mit der Produktion, und sie hat sich zwei Mitstreiter ins Boot geholt, um all das machen zu können, was ihr tatsächlich im Kopf rumschwirrte. "Ich kann allein überhaupt nicht all das wiedergeben, was auf der Platte ist", sagt sie. "Daher habe ich auch beschlossen, mich zu öffnen und mit anderen zusammenzuarbeiten."
Leicht gefallen ist ihr das nicht, denn normalerweise schreibt und komponiert sie alleine, gibt Dillon zu. Aber sie hält sich an die Regel: "Das, was ich nicht konnte, konnte jemand anders, und das, was jemand anders nicht kann, kann ich." Anstrengend sei das manchmal gewesen, denn wie übersetzt man für die Mitmusiker ein Gefühl, das man selbst nur vage fassen kann? "Am Ende, so Dillon, sei es jedoch zu einer fruchtbaren und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Tamer Özgönenc und dem Produzenten Thys Mynther gekommen.
Die deutsche Björk?
Dillons Stimme und wohl auch ihr Auftreten haben Kritiker zu Vergleichen mit der isländischen Björk angeregt. Die Musikerin selbst gibt sich, so wie ihre Musik, gerne etwas geheimnisvoll. Das Musiker-Dasein habe sie aus einer inneren Notwendigkeit heraus gewählt, sagt sie: "Das ist wie Essen und Trinken, das ist ein Bedürfnis. Ich habe das Album nicht aufgenommen, weil ich etwas erreichen wollte, sondern weil es aus mir raus wollte."
Im Umfeld der jungen Musikern warteten Freunde und Kollegen schon lange auf dieses Album. 2011 war es endlich so weit. Ihren Karrierebeginn verdankt sie übrigens dem Internet. 2007 stellte sie ein kleines Video auf Myspace, das schnell die Runde machte. Seitdem begeistern sich immer mehr Menschen für die Mischung von unschuldig-verinnerlichtem Singer-Songwriter Gestus und tanzbarer Elektronik.
Magie des Augenblicks
Vor allem live weiß die Frau zu überzeugen. Für sie sei es jedes Mal das Allerwichtigste auf der Welt, wenn sie die Bühne betrete, sagt sie - immer auf der Suche nach der Magie des Augenblicks. "Es gibt Momente, die unerwartet sind, zum Beispiel wenn ich singe und etwas mit meiner Stimme passiert. Aber es gibt auch Momente, wo nichts schief gehen kann." Auch der Routine und Wiederholung sei eine Form der Kunst, findet Dillon: "Und was oben drauf passiert, das ist the Magic!"
Ihre Art von Magie stellt Dillon auf der Bühne mit wenigen Mitteln her: Stimme, Klavier, zuweilen ausbrechende, schräge Elektronik. Doch nicht nur die Musik hat ihren ganz eigenen Zauber, auch das Auftreten der jungen Frau kommt beim Publikum an. Eine spezielle Mischung aus Unnahbarkeit und Zerbrechlichkeit, eine Form von zarter Authentizität: Das alles mag ihren Erfolg erklären.