Frischzellenkur
Aus Schwarz-Weiß wurde wieder Grau-Weiß. Die zubetonierten Fenster sind freigelegt und künstliche Trennwände in den berühmten Räumen beseitigt. Die zehn Jahre dauernde Rekonstruktion des Bauhauses war aufwendig. Bauherr Walter Gropius (1883-1969) wäre sicher mit dem Ergebnis zufrieden.
Bauhausgebäude und Wohnhäuser
1919 hatte der Architekt in Weimar eine der ersten Hochschulen für moderne Gestaltung eröffnet: das Staatliche Bauhaus. Künstler, Handwerker und Architekten sollten dort unter einem Dach zu Gestaltern ausgebildet werden. Nur wenige Jahre nach der Gründung musste die Hochschule aus politischen Gründen Weimar verlassen. Als neues Domizil standen Frankfurt am Main, Mannheim und Dessau zur Wahl. Dessau gewann. Gropius entwarf nicht nur das neue Bauhausgebäude, sondern auch sieben Wohnhäuser für sich und die Meister (Georg Muche, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, Paul Klee, Wassily Kandinsky).
Industriedesign und Architektur
Das Schulgebäude aus Glas, Beton und Stahl mit dem geradlinigen Bauhaus-Schriftzug an der Seite avancierte zum Symbol der Bauhausidee: die auf Funktionalität gerichtete Einheit von Kunst und Technik. Sie prägte das moderne Industriedesign und die Architektur. Doch nach der Ära Gropius verlor das weltberühmte Gebäude, das schon lange keine Hochschule mehr beherbergt, immer mehr sein ursprüngliches Antlitz.
"Wir haben im Treppenhaus fast 40 Farben gefunden", schildert der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Omar Akbar. Immer wieder seien Wände übermalt worden. "Die ersten Übermalungen gab es wahrscheinlich schon Ende der 1920er Jahre." Viele der großzügigen, hellen Räume wurden geteilt, darunter auch das Direktorenzimmer. Nun ist es wieder im Originalzustand zu sehen.
Viele finden den Weg nach Dessau
Vom kommenden Frühjahr an (2007) soll es im Bauhaus eine ständige Ausstellung über das noch immer modern wirkende Gebäude und seine Künstler geben. Gezeigt werden rund 80 Jahre alte Briefe, Architekturzeichnungen, Kunstwerke, Mobiliar und Fotos.
Etwa 80.000 Besucher kamen nach Angaben der Stiftung in jüngerer Zeit jährlich ins Bauhaus. Nach Auffassung des Direktors hat die Aufnahme des Bauhauses in die Weltkulturerbeliste (1996) und die behutsame Sanierung seine nationale und internationale Bedeutung erhöht. Schon in den vergangenen Jahren kamen viele Amerikaner, Japaner und Europäer in die ansonsten eher unbedeutende Stadt Dessau, um dort auf den Spuren von Walter Gropius zu wandeln. (dpa)