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Friedenspreis geht nach Serbien und Berlin

8. Mai 2009

Der Aachener Friedenspreis geht in diesem Jahr an den bosnisch-serbischen Friedensaktivisten Zdravko Marjanovic und das Tourneetheater "Berliner Compagnie". Verliehen wird der Preis am 1. September.

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Otmar Steinbicker (Foto: dpa)
Otmar Steinbicker gibt die Preisträger bekanntBild: picture-alliance/ dpa

Ein serbischer Friedensaktivist und ein Tourneetheater aus Berlin sind die diesjährigen Träger des Aachener Friedenspreises. Beide hätten sich auf sehr unterschiedliche Weise für Konfliktbearbeitung eingesetzt, teilte der Verein Aachener Friedenspreis am Freitag (08.05.2009) in Aachen mit. Der Friedenspreis wird traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen. Ausgezeichnet werden Menschen, die sich auf zivilgesellschaftlicher Ebene für Frieden einsetzen.

Der in Bosnien geborene Serbe Zdravko Marjanovic (68) bekommt den Preis in diesem Jahr für sein Engagement für Frieden und Versöhnung im ehemaligen Jugoslawien. Der 68-Jährige habe schon vor den Balkankriegen gegen Hass unter den Bevölkerungsgruppen angekämpft, hieß es in der Begründung. Marjanovic gründete 1994 in Backa Palanka die Friedensgruppe "Gesellschaft für Toleranz" und die Zeitung "Tolerancija". 1996 organisierte er das erste Treffen von Muslimen und Serben in Bosnien.

Gegen den ethnischen Hass

Später gründete Marjanovic, dessen Elternhaus im Bosnienkrieg niedergebrannt wurde, eine Vereinigung für Flüchtlinge, die "Gesellschaft serbisch-kroatischer Freundschaft" und das Forum "Brücke der Freundschaft". "Dass Marjanovic als bosnischer Serbe das Unrecht der Serben anprangert und für die Auslieferung von Kriegsverbrechern eintritt, bringt ihm Feindschaft ein, ohne dass er sich einschüchtern lässt", sagte der Vereinsvorsitzende Otmar Steinbicker.

Der andere Preisträger, das Alternative Tourneetheater "Berliner Compagnie" existiert bereits seit 1981. Die Gruppe thematisierte in ihren Stücken bereits unter anderem Atomtests, Weltraumrüstung oder den Nahost-Konflikt. Das aktuelle Stück heißt "Die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch". 23 Stücke hat die Berliner Compagnie inzwischen entwickelt und in über 2000 Gastspielen aufgeführt. Damit leiste sie vorbildliche politische Aufklärungsarbeit, sagte Steinbicker: "Das Theater will mit künstlerischen Mitteln in Konflikte eingreifen und zur Bewusstseinsbildung beitragen."

Vorsitzender hört auf

An der Spitze des Aachener Friedenspreises wird es in diesem Jahr wohl einen Wechsel geben. Steinbicker kündigte bei der Bekanntgabe der Preisträger an, im November nicht wieder für den Vorsitz zu kandidieren. Grund seien berufliche Veränderungen, die ihm nicht mehr ausreichend Zeit für die Arbeit beim Friedenspreis ließen, sagte der studierte Sozialwissenschaftler und Journalist. Steinbicker ist seit sechs Jahren Vorsitzender des Vereins Aachener Friedenspreises.

Der Aachener Friedenspreis wurde erstmals 1988 vergeben. Im vergangenen Jahr ging er an die israelische Frauenorganisation Machsom Watch, den Palästinenser und evangelischen Pfarrer Mitri Raheb und den Friedensaktivisten Andreas Buro. Frühere Preisträger waren unter anderem die Flüchtlingshilfsorganisation "Pro Asyl" und die Petersburger Soldatenmütter. Die Auszeichnung ist symbolisch mit 1000 Euro dotiert, der Preis wird von mehr als 300 Einzelpersonen und über 50 kirchlichen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen getragen. (det/ina/dpa/epd/kna)