Pussy-Riot zeigen sich kämpferisch
23. Dezember 2013"Das ist kein humanitärer Akt, das ist ein PR-Trick", sagte Maria Aljochina (rechts im Bild). Die 25-Jährige kritisierte das am vergangenen Donnerstag vom russischen Parlament verabschiedete Amnestiegesetz. Ihre Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa, die wenige Stunden später freigelassen wurde, bezeichnete Russland als ein einziges "Straflager".
Die beiden Musikerinnen und Menschenrechtsaktivistinnen waren im Februar 2012 zusammen mit ihrer Bandkollegin Jekaterina Samuzewitsch wegen eines Protestkonzerts gegen den russischen Präsidenten in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale festgenommen worden. Im August 2012 wurden sie wegen "Rowdytums" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Samuzewitsch kam später auf Bewährung frei.
Für die Rechte von Gefangenen
Die 25-jährige Alechina saß zuletzt in einer Haftanstalt in Nischni Nowgorod rund 450 Kilometer östlich von Moskau. Ihre Strafe wäre im März verbüßt gewesen. Wenn sie eine Wahl gehabt hätte, die Amnestie abzulehnen, wäre sie im Gefängnis geblieben, sagte Alechina kämpferisch.
Tolokonnikowa wurde aus dem Krankenhaus eines Straflagers im 4400 Kilometer von Moskau entfernten Krasnojarsk in Ostsibirien entlassen. "Russland ist nach dem Modell einer Strafkolonie aufgebaut", sagte die durch mehrere Hungerstreiks abgemagerte 24-Jährige. Sie forderte ein "Russland ohne Putin". Beide Frauen kündigten an, sich künftig vor allem für die Rechte von Gefangenen einzusetzen.
Freiheit von Putins Gnaden
Auch der Regierungskritiker Michail Chodorkowski hatte verkündet, sich für die Freilassung politischer Gefangener einzusetzen und nicht in die Politik zu gehen. Parallel zur Amnestie des Parlaments hatte Putin seinen Erzfeind am Freitag begnadigt. Der 50-Jährige hält sich inzwischen in Deutschland auf.
Das russische Parlament hatte am vergangenen Mittwoch für die von Präsident Putin veranlasste Massenamnestie endgültig grünes Licht gegeben. Demnach sollen Tausende Verurteilte oder Angeklagte auf freien Fuß kommen. Menschenrechtlern zufolge dürften durch die Amnestie rund 1500 Häftlinge freikommen. Insgesamt sollen fast 700.000 Russen in Gefängnissen einsitzen.
Die Behörden haben jetzt sechs Monate Zeit, um die Amnestie umzusetzen. Offizieller Anlass für den Straferlass ist das 20-jährige Bestehen der russischen Verfassung. Experten sehen darin allerdings einen Versuch Putins, vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi Kritiker im Westen zu besänftigen.
nem/wl/pg (rtr, afp, dpa)