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Nia Künzer - neue starke Frau im DFB

11. Januar 2024

Die frühere Fußballweltmeisterin Nia Künzer will auf ihrem neuen Posten als DFB-Sportdirektorin die Frauen-Nationalmannschaft in die Erfolgsspur zurückführen - und über den deutschen Tellerrand hinausblicken.

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Nia Kuenzer als Besucherin während eines DFB-Pokalspiels im Mai 2023
Nia Künzer übernimmt einen wichtigen Posten im deutschen FrauenfußballBild: Oliver Kaelke/DeFodi Images/picture alliance

"Ich schließe nicht aus, dass wir wieder erfolgreich sind, weil die Qualität einfach da ist", sagte Nia Künzer. Die frühere Nationalspielerin ist beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in den kommenden drei Jahren als Sportdirektorin für den Frauenfußball zuständig - und damit das Pendant zu Rudi Völler bei den Männern.

Der Frauen-Nationalmannschaft fehle es nach dem frühen WM-Aus im vergangenen Jahr an Leichtigkeit, Vertrauen in die eigene Fähigkeit und an Konstanz, sagte Künzer. "Ich will Ansprechpartnerin sein, das Ohr an der Mannschaft haben." Auf dem neu geschaffenen Posten der Sportdirektorin wolle sie mit dazu beitragen, dass der Frauenfußball in Deutschland sichtbarer und professioneller werde, so die 43-Jährige.

"Ich werde dafür auch über den Tellerrand blicken. Was läuft in anderen Ländern wie etwa Spanien, England oder Japan besser? Was können wir von ihnen lernen?"  

Golden Goal im WM-Finale 2003

Nia Künzer wurde 1980 in der Stadt Mochudi im afrikanischen Staat Botswana geborgen. Ihre Eltern arbeiteten dort in der Entwicklungshilfe. Künzer trägt den afrikanischen Zweitnamen Tsholofelo, übersetzt "Hoffnung".

Als Fußballerin feierte sie zwischen 1999 und 2008 mit dem 1. FFC Frankfurt je sieben deutsche Meisterschaften und DFB-Pokalsiege sowie drei Triumphe im damaligen UEFA-Pokal. Wegen zahlreicher schwerer Knieverletzungen lief Künzer insgesamt aber nur 34-mal für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf.

Höhepunkt ihrer Karriere war der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 in den USA. Im Finale gegen Schweden erzielte Künzer in der Verlängerung den 2:1-Siegtreffer. Danach war die Partie beendet. Es war das einzige und letzte sogenannte "Golden Goal" in der Geschichte der Frauen-Weltmeisterschaften. Im Februar 2004 schaffte das International Football Association Board, die oberste Regelbehörde im Fußball, die Golden Goals ab.

Nia Künzer bejubelt ihr Golden Goal im WM-Finale 2003 gegen Schweden
Nia Künzer (2.v.r.) bejubelt ihr Golden Goal im WM-Finale 2003 gegen SchwedenBild: Jack Smith/dpa/picture alliance

Nach insgesamt vier Kreuzbandrissen beendete Künzer 2008 ihre aktive Karriere. Im selben Jahr schloss sie ihr Pädagogik-Studium ab. In den vergangenen Jahren war Künzer in der Öffentlichkeit vor allem als Frauenfußball-Expertin beim deutschen Fernsehsender ARD präsent. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

Einige Personalwechsel beim DFB

Nach den Vorrunden-Pleiten Deutschlands bei der Männer-WM 2022 in Katar und der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland hat sich der DFB auf einigen Positionen neu aufgestellt. Seit vergangenem September ist Andreas Rettig als Geschäftsführer Sport des Verbands unter anderem für die Nationalmannschaft der Frauen und Männer verantwortlich. Trainiert wird das DFB-Team der Männer seit Oktober von Julian Nagelsmann. Bundestrainer Hansi Flick war zuvor entlassen worden. Martina Voss-Tecklenburg löste im November ihren Vertrag mit dem DFB als Bundestrainerin vorzeitig auf.

Nach dem WM-K.o. hatte sie sich krank gemeldet und war von Horst Hrubesch ersetzt worden. Der erfahrene Trainer soll die Nationalmannschaft zu den Olympischen Spielen 2024 führen. Sollte die Qualifikation gelingen, wird Hrubesch möglicherweise auch noch beim Olympischen Fußballturnier in Paris auf der Trainerbank sitzen.

Künzers Baustellen

Es wird zu den ersten und vordringlichsten Aufgaben der neuen Sportdirektorin Künzer gehören, sich nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für den 72 Jahre alten Hrubesch umzusehen. Eine weitere Großbaustelle ist die mögliche Gastgeberrolle Deutschlands bei der Frauen-WM 2027. Der DFB hat sich gemeinsam mit den Verbänden der Nachbarstaaten Niederlande und Belgien um die Großveranstaltung beworben.

Ebenfalls im Rennen sind die Co-Bewerber USA und Mexiko sowie Brasilien, das die WM alleine veranstalten will. Am 17. Mai entscheidet der Kongress des Fußball-Weltverbands FIFA in der thailändischen Hauptstadt Bangkok darüber, wer den Zuschlag für die nächste Frauen-WM erhält. Nia Künzer wird dann sicher vor Ort in Bangkok mitfiebern.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter