Frauen überleben Säure
Die deutsche Fotografin Ann-Christine Woehrl hat Frauen in verschiedenen Ländern portraitiert, die Opfer von Säure- oder Brandanschlägen wurden. Und entdeckte ungewöhnliche Stärke.
Farida aus Bangladesch
Faridas Mann war drogenabhängig und ein Spieler. Er verlor so viel Geld, dass er ihr Haus verkaufen musste. Sie drohte ihn zu verlassen. In dieser Nacht, als sie schlief, schüttete er Säure über sie und verschloss die Tür mit zwei Schlössern. Sie schrie so laut, dass die Nachbarn gelaufen kamen. Sie mussten die Tür aufbrechen.
Narben, die bleiben
Beim Anschlag war Farida 24 Jahre alt. Seitdem wurde sie 17 Mal operiert. Um die Narben geschmeidig zu halten, massiert ihre Mutter regelmäßig ihre Verletzungen. Farida lebt bei ihrer Schwester in Manigkanj, Bangladesch. Sie hat kein eigenes Zuhause mehr.
Flavia aus Uganda
2009 wurde Flavia vor ihrem Elternhaus von einem Fremden angegriffen. Wer es war, weiß sie bis heute nicht. Doch sie hat entschieden: Ihr Leben geht weiter. Flavia macht sich schick, bevor sie zum Salsa-Tanzen geht.
Gestützt von Familie und Freunden
Erst traute sie sich nicht aus dem Haus zu gehen, jetzt tanzt Flavia einmal die Woche - und kommt kaum zum Luft holen, so häufig wird sie von den Männern aufgefordert. Besonders geholfen hat ihr dabei der Rückhalt durch ihre Familie und ihre besten Freundinnen.
Neehari aus Indien
Die Inderin Neehaari hat mit 19 Jahren versucht, sich aus Verzweiflung das Leben zu nehmen. Ihr Mann missbrauchte sie körperlich und seelisch.
Ihre neue Schönheit
Neehaari frisiert sich im Schlafzimmer ihrer Eltern, wo sie sich damals selbst in Brand steckte. Es war das letzte, 49. Streichholz, das schließlich aufflammte. Heute hat sie neuen Mut, ein Tattoo und eine eigene Organisation: "Beauty of the Burned Women".
Nusrat aus Pakistan
Die Pakistanerin Nusrat wurde von ihrem Mann und ihrem Schwager mit Säure angegriffen - und hat überlebt. In ihrem Zimmer, macht sie sich für den Tag fertig. "Ich habe viele Frauen erlebt, die wirklich den Lidstrich ganz besonders sorgsam auftrugen", sagt die Fotografin Ann-Christine Woehrl.
Die Hoffnung im Blick
Nusrat bei einem Arzttermin: Durch den Säureanschlag hat sie viele Haare verloren. Ihr Arzt berät sie, wie es weitergehen soll. Erste Haartransplantationen haben schon stattgefunden.
Im Freundeskreis
Bei einem Treffen der Acid Survivors Foundation tauscht sich Nusrat mit anderen Frauen aus. Hier sind Menschen, die sie verstehen. Und jeder merkt: Ich bin nicht allein.