Frauen: FC Bayern ist Deutscher Meister
6. Juni 2021Die Fußballerinnen von Bayern München haben sich die vierte Meisterschaft der Vereinsgeschichte gesichert und die Dominanz des VfL Wolfsburg durchbrochen. Durch das 4:0 (2:0) am letzten Spieltag der Frauen-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt ließ die Mannschaft von Trainer Jens Scheuer im Fernduell mit den "Wölfinnen" nichts mehr anbrennen - und bescherte der früheren Nationalspielerin Simone Laudehr ein perfektes Karriereende.
Linda Dallmann (17./25. Minute) beseitigte mit ihrem Doppelpack früh alle Zweifel am Titelgewinn der Münchnerinnen, Eintracht-Kapitänin Laura Störzel (54.) unterlief zudem ein Eigentor. Für den Schlusspunkt sorgte Lea Schüller (90.). Das Ende einer fünfjährigen Durststrecke ohne Meisterschaft bedeutet für die Bayern zudem die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der reformierten Champions League.
Laudehr vervollständigt ihre Titelsammlung
Die Wolfsburgerinnen hatten auf einen Ausrutscher des FC Bayern gehofft, um die Chance auf das fünfte Double in Folge zu wahren. Im letzten Spiel von Stephan Lerch als VfL-Trainer erledigte der Pokalsieger durch das 8:0 (5:0) gegen Werder Bremen zwar seine Hausaufgaben, die Bayern machten nach dem Erfolg der Männer aber ohne Probleme den doppelten Triumph für den Klub perfekt.
Laudehr schloss mit der Meisterschale zudem die letzte Lücke in ihrer Titelsammlung und krönte ihre Laufbahn. Weltmeisterin (2007), Europameisterin (2009 und 2013) und Olympiasiegerin (2016) wurde die 34-Jährige schließlich bereits, nur die Meisterschaft war ihr verwehrt geblieben - bis zum letzten Spiel ihrer Karriere. Zunächst saß Laudehr allerdings auf der Bank, aber auch ohne die Erfahrung der 103-maligen Nationalspielerin verspürten die Bayern-Frauen offenbar keinen Druck. Nach dem ersten Warnschuss der Eintracht schlug die Scheuer-Elf eiskalt zu: Erst traf Dallmann nach sehenswertem Zusammenspiel mit Lea Schüller, dann baute sie die Führung nur acht Minuten später mit einem Abschluss ins Eck aus.
Bayerische Dominanz
Die Münchnerinnen dominierten die Eintracht nach Belieben. Auch nach der Pause suchten die Bayern immer wieder mit schnellen Angriffen den Weg in die Spitze und wurden durch Störzels verunglückten Schuss ins eigene Netz mit dem dritten Treffer belohnt.
Mit der deutlichen Führung im Rücken nahmen die Gastgeberinnen allmählich das Tempo heraus, die Partie plätscherte in der Schlussviertelstunde vor sich hin. Laudehr wurde schließlich in der 76. Minute für Klara Bühl eingewechselt, erhielt die Kapitänsbinde und durfte die letzten Minuten ihrer Karriere genießen.
Bayern-Präsident Herbert Hainer verwies auf eine ebenso beeindruckende Sieg-Niederlagen-Bilanz. "Wenn man in einer Saison mit 22 Spielen 20 gewinnt, dann hat man es mehr als verdient", sagte Hainer. "Ich habe immer gesagt, dass wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa an der Spitze stehen wollen. Das haben wir jetzt national erreicht, und natürlich wollen wir international noch weiter kommen." Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobte die Entwicklung der Frauenabteilung des Vereins im vergangenen Jahrzehnt als "herausragend".
Wolfsburg und Hoffenheim in die Champions League?
Zu den Bayern, die sich als Meisterinnen direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert haben, könnten noch zwei weitere deutsche Teams stoßen. Wolfsburg muss eine Qualifikationsrunde überstehen, während der Drittplatzierte Hoffenheim eine zusätzliche Runde bestreiten muss. Ausschlaggebend für Hoffenheims Erfolg in dieser Saison war vor allem die österreichische Stürmerin Nicole Billa, die mit 23 Treffern Torschützenkönigin der Bundesliga ist.
Duisburg und Meppen runter, Jena und Köln rauf
Längst besiegelt war am letzten Spieltag das Schicksal des MSV Duisburg. Die Duisburgerinnen standen als Tabellenletzte seit Wochen als Absteigerinnen fest. Einst als FCR Duisburg eine der erfolgreichsten Frauenmannschaften Deutschlands, konnte der MSV sein Potenzial in den letzten Jahren nicht mehr ausschöpfen. Nun steht der Verein vor einem großen Umbau, 16 Spielerinnen werden den Verein verlassen.
"Sie haben einen Sponsor, der Geld investieren und Know-how zur Verfügung stellen will. Wenn der Verein es schafft, im ersten Anlauf den Aufstieg zu schaffen, kann ein Jahr in der zweiten Liga sogar von Vorteil sein, um die Strukturen neu aufzubauen", sagte Trainer Thomas Gerstner, der ebenfalls vor dem Aus steht.
Anders als Duisburg hatte der SV Meppen am Sonntag noch eine Chance auf den Klassenerhalt, die allerdings durch eine 0:5-Niederlage in Freiburg zunichte gemacht wurde. Meppen geht als zweiter Absteiger in die 2. Liga. Der SC Sand hingegen konnte durch einen 1:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen sein Punktekonto auf 18 Zähler ausbauen - gut genug, um auch in der kommenden Saison Bundesligist zu bleiben.
Die Plätze von Duisburg und Meppen in der Frauen-Bundesliga nehmen im Sommer der FC Carl Zeiss Jena und der 1. FC Köln ein.
Adaption: Andreas Sten-Ziemons