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Franzosen erobern Timbuktu

28. Januar 2013

Die von Frankreich angeführte Offensive gegen die Islamisten im Norden Malis kommt weiter schnell voran. Französische und malische Soldaten brachten die historische Wüstenstadt unter ihre Kontrolle.

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Französischer Panzer in Mali (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Fred Dufour/AFP/Getty Images

Bei ihrem Vordringen in Timbuktu stießen die Truppen der Verbündeten kaum auf Widerstand der islamistischen Kämpfer. Nur an einer Stelle sei zu einem Schusswechsel mit Extremisten gekommen, teilte der malische Militärsprecher, Oberstleutnant Souleymane Dembele, der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefongespräch mit. Ein Oberst der malischen Armee erklärte, malische und französische Soldaten hätten die Stadt vollständig eingenommen.

Bibliothek in Brand gesetzt

Offensichtlich sind die meisten Kämpfer aus Timbuktu geflohen, als die französischen Einheiten und die Regierungstruppen anrückten. Zuvor setzten die Islamisten in der historischen Wüstenstadt aber noch ihr Zerstörungswerk fort und zündeten das Ahmed-Baba-Zentrum an, eine Bibliothek mit bis 100.000 wertvollen Manuskripten, die zum Weltkulturerbe der UN-Kulturorganisation UNESCO gehören. Timbuktus Bürgermeister Halley Ousmane sprach von einer "dramatischen" Situation und einem "kulturellen Verbrechen"

Säulenhalle des Ahmed-Baba-Zentrums in Timbuktu (Foto: picture-alliance/dpa)
Säulenhalle des Ahmed-Baba-Zentrums in TimbuktuBild: picture-alliance/dpa

Timbuktu war einst ein geistiges Zentrum des Islams und der islamischen Wissenschaften mit rund 20.000 Studenten. Die etwa tausend Kilometer nordöstlich der malischen Hauptstadt Bamako gelegene Stadt am Rande der Sahara wird auch "Perle der Wüste" genannt. Sie ist vermutlich zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert von Tuareg gegründet worden. Die UNESCO zählt in Timbuktu 16 Gräber islamischer Gelehrter und Heiliger sowie drei große Moscheen in der charakteristischen Lehmbauweise zum Weltkulturerbe.

Islamistische Kämpfer und Tuareg-Rebellen hatten im Frühjahr 2012 die Kontrolle über die Stadt wie über den gesamten Norden Malis übernommen. Sie setzten in Timbuktu eine rigorose Anwendung des islamischen Rechts der Scharia durch. Es gab Berichte über Steinigungen, unverschleierte Frauen sollen festgenommen worden sein. Im Jahr 2009 zählte die Stadt offiziell fast 250.000 Einwohner, doch viele verließen Timbuktu nach der Übernahme durch die Islamisten.

Die Extremisten-Gruppe Ansar Dine, der Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida nachgesagt werden, zerstörte im Sommer mehrere der heiligen Stätten und löste damit international Empörung aus. Nach Ansicht der Extremisten verstößt die Verehrung der Heiligen und ihrer Gräber gegen den Islam. Die UNESCO-Zentrale in Paris ist in großer Sorge um das historische Erbe in Timbuktu. Der Sprecher der UN-Organisation, Roni Amelan, sagte dem Evangelischen Pressedienst: "Wir hoffen, dass wir sobald wie möglich eine Expertenmission nach Mali schicken können, um uns ein genaues Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen."

Erst am Samstag hatten französische und malische Soldaten die strategisch wichtige Stadt Gao eingenommen. Auch dort leisteten die Rebellen kaum Widerstand. Im Norden Malis ist damit nur noch die Provinzhauptstadt Kidal in der Hand der Islamisten. Dort wird auch der Anführer von Ansar Dine vermutet. Der französische Außenminister Laurent Fabius erläuterte im Fernsehen in Paris, die Islamisten verfolgten eine "Strategie des Ausweichens". Sie könnten aber in den Norden Malis zurückkehren. Experten gehen davon aus, dass die Islamisten sich in Verstecke in der Wüste zurückziehen, wo sie nur schwer zu finden sind.

Mali: Islamisten werden zurückgedrängt

Die Europäische Union will den angekündigten Militäreinsatz der westafrikanischen Staatengruppe ECOWAS in Mali mit 50 Millionen Euro unterstützen. Bei der für Dienstag geplanten internationalen Geberkonferenz in Äthiopien werde sich die EU-Kommission offiziell zur Zahlung dieser Summe verpflichten, sagte EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs am Rande des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba der dpa. Mit dem Geld würden jedoch keine Waffen gekauft, sondern andere Ausgaben, wie die Kosten für Transport und medizinische Hilfe bezahlt.

Bundeswehr schickt Ausrüstung

Deutschland unterstützt die Armee Malis mit Ausrüstung wie Splitterschutzwesten. Die Bundeswehr habe aus Altbeständen bereits in den vergangenen Monaten 50 bis 70 Lastwagen sowie ein Feldlazarett und Sanitätsmaterial an die malischen Streitkräfte geliefert, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Stefan Paris, in Berlin. Diese Unterstützung könne bei Bedarf aufgestockt werden, und auch die afrikanischen Ecowas-Truppen könnten Ausrüstungshilfe von Deutschland erhalten. Waffen würden jedoch nicht geliefert.

wl/gd (dpa, afp, rtr, epd, dapd)