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Kommentar Papst

Klaus Krämer14. März 2013

Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio wurde zum 266. Papst gewählt. DW-Redakteur Klaus Krämer fragt, ob Franziskus als Papst des Übergangs zu bewerten ist.

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Wieder einmal bewahrheitete sich diese alte Weisheit: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus! - Denn keiner der Top-Favoriten wurde gewählt, sondern ein Kirchenmann, der bekannt ist für einfachen Lebensstil und großes humanitäres Engagement. Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist der dritte Papst des dritten Jahrtausends. Franziskus nennt sich der Jesuit. In seiner Heimat hat er bewiesen, dass er nah bei den Menschen ist, die Sorgen und Nöte der Armen kennt. Allein das ist für die Katholiken in den Favelas, Slums, Townships und Flüchtlingslagern dieser Welt ein Hoffnungssignal. In Lateinamerika war der Wunsch der Gläubigen nach einem lebensnahen Papst besonders groß.

Klaus Krämer, Fachredakteur der Deutschen Welle für Religion (Foto: Matthias Müller, DW)
Klaus Krämer, Fachredakteur der Deutschen Welle für ReligionBild: DW

Wieder ein Konservativer

Auch dieser Nachfolger des Apostels Petrus ist ein Konservativer, was nicht verwundert, haben seine beiden Vorgänger doch über 35 Jahre ausschließlich konservative Bischöfe und Ordensleute zu Kardinälen und so zu Papstwählern gemacht. Franziskus dürfte also kaum der Modernisierer sein, den sich viele Kirchenkritiker wünschten. Der Jesuit nutzte viele Gelegenheiten, um mit klaren Worten soziale Ungerechtigkeiten anzuprangern, doch steht er der äußerst konservativen katholischen Vereinigung "Comunione e Liberazione" nahe. Die Theologie der Befreiung war ihm ein Ärgernis. Wird solch ein Papst Marksteine katholischer Glaubenslehre in Frage stellen?

Und kann man diesem Papst zu seinem Amt gratulieren? Die Aufgaben und Probleme, denen sich der 76-Jährige zu stellen hat, sind gigantisch: Zu allererst muss Franziskus Vertrauen zurückgewinnen. Der Skandal um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche hat das Image seiner Kirche schwer beschädigt und - vor allem in den westlichen Ländern - für massenhafte Kircheaustritte gesorgt.

Nicht zu beneiden!

Franziskus muss dringend - längst überfällige - innerkirchliche Reformen anpacken. Da gilt es die Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen Priestern und Laienmitarbeitern aufzubrechen und die Position der Laien in der Kirche zu stärken. Die Frauen, die den Löwenanteil der kirchlichen Basisarbeit leisten, verdienen eine Aufwertung. Ein offener Dialog über Für und Wider des Zölibat ist überfällig. Theologisch warten der Umgang mit verheirateten Geschiedenen und das barsche Abweisen von konfessionsverschiedenen Ehepartnern bei der Eucharistie auf eine Korrektur. Das Verhältnis zu den nicht-katholischen Kirchen, insbesondere denen der Reformation, gehört auf den Prüfstand. Der Interreligiöse Dialog muss vorankommen. Und, und und.

Aber auch im Vatikanstaat liegt manches im Argen. Die Vatileaks-Affaire um gestohlene vertrauliche Papstdokumente, Ränkespiele und Durchstechereien hinter den Kulissen - all das nährte den Eindruck, Papst Benedikt XVI. habe seinen Laden nicht mehr im Griff. 

Nein, um seinen Posten zu beneiden ist der neue Oberhirte von 1,2 Milliarden nicht.

Schon sein fortgeschrittenes Alter weckt Zweifel, ob er der Mann der Zukunft ist. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, die Kardinäle hätten wieder mal einen Papst des Übergangs gewählt und keinen der neuen Wege. Vielleicht hat das Konklave, angesichts des Zustandes der Katholischen Kirche, eine Chance vertan. Aber manchmal versetzt der Glaube ja Berge.