Französischer Sänger Charles Aznavour gestorben
1. Oktober 2018Er war nicht nur Sänger und Liedtexter, sondern auch Schauspieler: Der französisch-armenische Künstler begeisterte sein Publikum bis ins hohe Alter. Jetzt gab seine Pressesprecherin seinen Tod bekannt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte die "einzigartige Brillanz" Aznavours. "Tief französisch, einfühlsam an seine armenischen Wurzeln gebunden, weltberühmt, begleitete Charles Aznavour drei Generationen durch ihre Freuden und Schmerzen", schrieb er auf Twitter.
Charles Aznavour wurde am 22. Mai 1924 unter dem Namen Shâhnourh Varenagh Aznavourian als Sohn armenischer Flüchtlinge in Paris geboren. Als Heranwachsender hatte er kleine Rollen im Theater und trug in den Bistros des Viertels armenische Lieder vor. Seit 1982 führt er seinen Künstlernamen Aznavour auch als amtlichen Familiennamen.
Während des Zweiten Weltkrieges versteckte sich Aznavour in Paris vor den Nazis und schlug sich mit verschiedenen Berufen durch. Ab 1941 trat er als Schauspieler auf, ab 1944 unternahm er mit dem Komponisten Pierre Roche die ersten Tourneen durch Frankreich, hatte aber zunächst wenig Erfolg. In einem Café hörte ihn Edith Piaf singen und wurde seine Mentorin. Ihrem Rat folgend, gab er Gastspiele in Kanada und den USA und konnte sich als Sänger etablieren.
Liebe und Armenien
Aznavour stand in mehr als 70 Filmen vor der Kamera, so auch in Francois Truffauts "Schießen Sie auf den Pianisten", Jean Cocteaus "Das Testament des Orpheus" und Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel". Seine erste Filmrolle hatte er 1957 in dem Film "Paris Music-Hall". Für seine schauspielerische Leistung in "Mit dem Kopf gegen die Wände" erhielt er zwei Jahre später einen Preis der Académie du cinéma. Zu vielen Filmen schrieb er auch die Musik.
Doch am erfolgreichsten war er als Sänger: Aznavour eroberte mit seiner rauen Stimme ein Weltpublikum. Er komponierte und textete mehr als 1300 Chansons - für sich und andere. Ausgiebige Tourneen führten ihn durch Frankreich, nach Italien, Spanien, Griechenland, Ägypten und Südamerika, wobei er in fünf Sprachen sang und zum bekanntesten französischen Sänger avancierte.
Seine Lieder handeln von Liebe, Familie, Randgruppen und Armenien, wo er für sein Engagement 1993 vom Präsidenten der Kaukasusrepublik zum "Sonderbotschafter für humanitäre Aktionen" ernannt wurde. Im Jahr 1995 bestellte ihn die UNESCO zum Sonderbotschafter für Armenien, und seit 2009 war er armenischer Botschafter in der Schweiz, wo er auch lebte.
mm/rb (afp, dpa, Munzinger)