Polizei räumt "wildes" Migranten-Lager
23. Oktober 2018Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von sieben Wochen, dass französische Sicherheitskräfte ein improvisiertes illegales Flüchtlingslager bei Dünkirchen am Ärmelkanal räumen. In der Region an der nordfranzösischen Kanalküste sammeln sich immer wieder Migranten, die auf eine Möglichkeit hoffen, von Nordfrankreich aus nach Großbritannien zu gelangen.
In dem Lager in der Gemeinde Grande-Synthe, das jetzt geräumt wird, hielten sich nach Angaben der Behörden mehrheitlich aus dem Irak geflohene Kurden auf. Unter den Migranten seien auch viele Familien.
Das Ziel sei, die Flüchtlinge in festen und menschenwürdigen Unterkünften in der Region einzuquartieren und damit das illegale Schleusen von Migranten nach Großbritannien zu stoppen, teilte die zuständige Präfektur in Lille mit. Der französische Staat wolle ein klares Signal setzen, dass an der Küste unter keinen Umständen "eine mafiaartige Enklave in den Händen kurdischer Schleuser" geduldet werde. Die von Kriminellen organisierte Überfahrt nach Großbritannien sei keine bloße Formalität, aus der Schleusernetzwerke nach eigenem Gutdünken Profit schlagen könnten, warnte die Präfektur.
Zuvor hatten bereits Präsident Emmanuel Macron und der neue Innenminister Christophe Castaner angekündigt, solche Ansiedlungen künftig nicht mehr zu dulden. Das gelte auch für das benachbarte Calais. In der rund 30 Kilometer entfernten Stadt hatte die Vorgängerregierung 2016 das unter dem Namen "Dschungel von Calais" bekannte Lager geräumt und zerstört. Seither haben Flüchtlinge sich zunehmend in Grande-Synthe niedergelassen, einem Vorort von Dünkirchen und auf Autobahn-Parkplätzen und in Wäldern Lager errichtet.
Flüchtlingsorganisationen äußerten sich kritisch über die Räumung des Lagers. "Wir wissen genau, dass einige der Menschen wiederkommen werden", erklärte die Organisation Drop. Es gebe zu wenig reguläre Unterkünfte in Frankreich. Die hygienischen Zustände in dem nun aufgelösten Camp seien aber unhaltbar gewesen, sagten die Helfer: Es habe dort weder Duschen noch Toiletten gegeben.
qu/uh (rtr, dpa, afp)