Frankreich feiert 100 Jahre Rodin
Frankreich startet ins Auguste Rodin-Jubiläumsjahr. Und zeigt mit zwei Ausstellungen in Paris, welche Wirkung der Bildhauer auf andere Künstler hatte.
"Der Denker" gestern und heute
Rodins berühmte Skulptur soll den Dichter Dante darstellen, der über seiner Schöpfung brütet. Rodin fertigte sie zwischen 1881 und 1883. Die Skulptur - eine Ikone seiner Arbeit - ist auch im 20. Jahrhundert für die Kunstgeschichte von großer Bedeutung. Daneben ist im Grand Palais eine Skulptur von Georg Baselitz zu sehen. Sein Denker ist ein wuchtiger Holzschrat mit Plateauschuhen.
Bürger als Opfer
Der englische König Edward III. soll im Jahr 1347 bei der Belagerung von Calais gefordert haben, die Stadt freizugeben, wenn ihm die angesehensten Bürger den Schlüssel überreichen. Hier stehen sie in Stein gemeißelt: Das Monument "Die Bürger von Calais" gab die nordfranzösische Stadt 1884 bei Auguste Rodin in Auftrag. Ein Abguss steht seit 1895 in Calais vor dem Rathaus.
Darstellung von Leidenschaften
"Der Kuss" (1886) ist eine von den bekanntesten und beliebtesten Skulpturen Auguste Rodins. Es zeigt ein innig vereintes Paar, so verschlungen ineinander, dass der Betrachter gleichsam zum Voyeur wird. Ursprünglich stellte "Der Kuss" die tragische Beziehung von Paolo und Francesco in der Göttlichen Komödie dar. Die Nacktheit und die Leidenschaft brachen mit den Tabus der Zeit.
Feier des Unfertigen
Auguste Rodin war ein Meister der Darstellung des Unfertigen. Das Fragment als fertige Skulptur hinzustellen, war im ausgehenden 19. Jahrhundert noch revolutionär. Mit dieser Vorstudie zu dem Werk "Der Schreitende" widersetzte sich Rodin gegen die glatten Oberflächen der Akademie wie sie zu seiner Zeit üblich waren.
Balzac als Geistesmensch
Auguste Rodin war der zweite Bildhauer, der von der Société des Gens de Lettres einen Auftrag erhielt, nach dem Tod des französischen Autors Honoré de Blazac ein Denkmal zu schaffen. Er konzentrierte sich auf die "Gestalt des Geistes" und den Kopf, also auf das Denken. Doch das Gipsmodell löste 1898 einen Skandal aus. Erst 1939 enthüllten Künstlerkollegen Rodins Bronzestatue in Paris.
Der Schlaf von Rodin
Die Schönheit einer schlafenden Frau: Weich und zart wirken die Gesichtszüge der Schlafenden. "Der Schlaf" nannte Rodin diese Skulptur, die so viel Friedlichkeit und Ruhe ausstrahlt. Aber auch Einsamkeit. Ihr Haar wächst aus dem Marmor heraus. Dieses Wechselbad der Gefühle vermochte Rodin so trefflich in seinen Werken zum Ausdruck bringen.