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Rosa Luxemburg

Kristine von Soden/Ra15. Januar 2009

Was hätte Rosa Luxemburg in einem Fragebogen, wie er heute in immer mehr Zeitungen und Magazinen verbreitet ist, geantwortet?

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Faksimile eines eigenhändigen Briefes von Rosa Luxemburg, 1916
Ein Brief, geschrieben von Rosa Luxemburg 1916Bild: picture-alliance/ akg-images

Rosa Luxemburgs Briefe gehören zur Weltliteratur und zeigen eine Schreiberin von erfrischendem Witz, Scharfsinn und großer poetischer Kunst. Hier findet sich eine Fülle an Wünschen, Träumen, Statements, Selbsteinschätzungen und sogar auch ein Satz, der ihr Lebensmotto gewesen sein könnte. Wir haben aus ihren Briefen Antworten entnommen, die sie - vielleicht - auf unsere Fragen gegeben hätte, wenn wir sie ihr gestellt hätten. Ein fiktives Interview.

DW-WORLD.DE: Was ist für Sie das größte Unglück?

Rosa Luxemburg: Dass mich kaum noch junge Leute kennen.

Wo möchten Sie leben?

Unter üppigen Oliven, Lorbeerkirschen und uralten Kastanienbäumen. Und über allem eine vorweltliche Stille - keine Menschenstimme.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?

Mit meiner Katze Mimi auf dem Sofa mich glücklich der Faulheit ergeben.

Was verabscheuen Sie am meisten?

Öffentlich große Worte für „Freiheit des Individuums“ donnern und im Privatleben eine Menschenseele aus wahnsinniger Leidenschaft versklaven.

Ihr Lieblingskleidungsstück?

Seidenbluse und Strohhut.

Wie oder womit würden Sie gern einen geliebten Menschen überraschen?

Indem ich ihm einen flammenden Sonnenuntergang mit apokalyptischen Wolkenzügen vorführe, wie man sie - so scheint es mir - einzig aus meiner Wohnung zu sehen bekommt.

Wohin würden Sie im Sommer gerne reisen?

Nach Korsika. Das ist noch mehr als Italien. Dort vergisst man Europa, wenigstens das moderne Europa.

Verraten Sie uns eine Leidenschaft?

Mich packt oft eine große Lust, Schlittschuh zu laufen.

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Dass ich nur aus Versehen im Strudel der Weltgeschichte herumkreisle, eigentlich aber zum Gänsehüten geboren bin.

Ihr Lieblingsschriftsteller?

Tolstoi ist doch ein großer Kerl, diese Flucht vor seiner dreckigen Familie ist bei einem Achtzigjährigen wunderbar. Wie groß ist er da in diesem tragischen Ende - so verloren irgendwo, auch etwas unklar, unsicher (er - im Kloster!), ich finde das erschütternd, und er ist mir auf dieser letzten Irrfahrt noch näher und lieber menschlich als sonst. Wird er sich vor dem Rode nicht fürchten? Ich habe Angst darum.

Ihre Lieblingsblumen?

Flieder, Maiglöckchen, Nelken, Schlüsselblümchen.

Wie entspannen Sie sich?

Mit gutem Tee und Kuchen.

Sie sind eine der wenigen Frauen in der Politik. Wie lautet ihr persönliches Credo?

Man muss handeln und sich nicht fürchten.

Was lehnen Sie ab?

Tratsch und Cliquenwirtschaft

Ihr Lieblingsname?

Mimi

Ihr Lieblingstier?

Mimi

Ihre Helden in der Wirklichkeit?

Meine liebste Mathilde

Was bringt Sie auf die Palme?

Dieser heulmeierische Ton, dieses Ach und Weh über „Enttäuschungen“ - angeblich an anderen, statt nur selbst in den Spiegel zu blicken!

Ihr Lieblingskomponist?

Im Norden, bei der grauen Kälte und Nässe, muss man zum Leben noch Mozart haben

Träume?

Ich will nach Ägypten. Spanien, Kaukasus, das ist mein nächstes Sehnsuchtsziel.

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?

Wie der Blitz auf die Menschen wirken

Ihr Lebensmotto

Fest und klar und heiter sein, ja, heiter trotz alledem und alledem