Fotografie-Ausstellung: Deutschland in den 1930er Jahren
Mit ihrer Kleinbildkamera reisten Paul Wolff und Alfred Tritschler in den 1930ern von Frankfurt nach Nürnberg und hielten das alltägliche Leben fest.
Fotosafari von Frankfurt nach Nürnberg
Aufbruch zur einer Fotosafari durch das Deutschland der Zwischenkriegszeit: Der Fotograf Paul Wolff reiste gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Alfred Tritschler den Main entlang. Die Ausstellung "Mit dem Kraftwagen von Frankfurt nach Nürnberg" in der Leica-Galerie in Nürnberg zeigt vom 5. Oktober bis zum 16. Januar 2021 die beeindruckenden Bilder, die auf dieser Reise entstanden sind.
Start in Frankfurt am Main
Dieses Bild zeigt die Mainmetropole Frankfurt mit der historischen Brücke Eiserner Steg. Der Main ist der längste Nebenfluss des Rheins und durchschneidet Deutschlands Mitte. Ihre Reise führte die Fotografen Paul Wolff und Alfred Tritschler wenige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in große Städte und kleine Dörfer in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg.
Im Herzen von Frankfurt
Die Eschenheimer Straße ist eine der wichtigsten Straßen der Frankfurter Innenstadt; auch in den 30er Jahren war sie immer gut besucht. 1944 dann lag sie infolge des Zweiten Weltkriegs zu weiten Teilen in Schutt und Asche.
Über den Dächern von Frankfurt
Dieses Bild zeigt die Altstadt von Frankfurt am Main gesehen von der Dom‐Galerie nach Westen. Zehn Jahre später war die Altstadt nach den Bombardements im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstört.
Straße versus Schiene
Für ihre Reise wählten Wolff und Tritschler ein Verkehrsmittel, das zu jener Zeit nur wenige in Anspruch nehmen konnten: den Kraftwagen. Motorisierter Individualverkehr, mit allen Vorteilen gegenüber der guten alten Eisenbahn, war ein teurer Spaß. Tatsächlich waren die Fotoreisen zumeist auch Auftragsarbeiten großer Autofirmen.
Neue Sachlichkeit
So wie Paul Wolff diese Tankstelle bei Darmstadt in Szene setzt, offenbart sich die Schule des "Neuen Sehens", die in den 1920er Jahren aufkam. Paul Wolff, geboren 1887 in Mülhausen, etablierte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem höchst populären Fotografen, dessen Aufnahmen in Illustrierten und Kalendern zu sehen waren.
Die Frisur sitzt
Laut Thomas Sommer, einem Großneffen Alfred Tritschlers und Leiter des Dr. Paul Wolff & Tritschler Bildarchivs in Offenburg, wurden beide Fotografen auf ihren Reisen mitunter von Mitarbeiterinnen, Retoucheurinnen oder Bürokräften begleitet. Eine von ihnen habe Alfred Tritschler 1935 schließlich geheiratet.
Auf fränkischem Boden: Aschaffenburg
Aschaffenburg liegt südöstlich von Frankfurt und war eine weitere Station auf der Reise von Paul Wolff und Alfred Tritschler. Das Bild zeigt den Main vor dem Schloss Johannisburg, einst Residenz der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten und Wahrzeichen der Stadt in Unterfranken. Zehn Jahre später wurde das Schloss von Bomben schwer getroffen und brannte fast vollständig aus.
Miltenberg am Main
Weiter mainabwärts ist die Moderne in Form eines Autos der Marke "Adler" vor einer der ältesten Herbergen Deutschlands vorgefahren: das Hotel "Zum Riesen" am Marktplatz von Miltenberg. Hier nächtigten schon allerlei Promis, etwa Kaiser Barbarossa, Martin Luther, Richard Strauss - und 1959 der US-Superstar Elvis Presley.
Straßenszene in Wertheim
Wertheim ist die nördlichste Stadt Baden-Württembergs und liegt an der Grenze zu Bayern. Dort mündet die Tauber in den Main. Mit ihrer Kleinbildkamera fingen Paul Wolff und Alfred Tritschler die Flucht der Kapellengasse in der Wertheimer Altstadt ein.
Moderne trifft Provinz
Im fränkischen Hinterland sorgten die Fotografen mit ihrem Automobil für Aufsehen. Manch einer staunte nicht schlecht ob des modernen fahrbaren Untersatzes. Immer wieder stießen sie auf fotografisch-süffige Kontraste. Indes darf davon ausgegangen werden, dass sie ihre Bilder häufig auch inszenierten.
Technische Revolution in der Landwirtschaft
Für noch mehr Freude als ein prätentiöser Opel sorgten im ruralen Deutschland der Zwischenkriegszeit die Traktoren, die allmählich die Landwirtschaft mechanisierten. So auch in diesem fränkischen Dorf, dessen Name nicht überliefert ist.
Fränkisches "Kamillenweiblein"
Paul Wolff und Alfred Tritschler lieferten auch einen Beitrag zur Ethnographie, etwa indem sie dieses fränkische "Kamillenweiblein" dokumentierten. Die sachliche Porträtfotografie erinnert stilistisch stark an den deutschen Porträtfotografen August Sander.
Würzburg am Main
Als Paul Wolff und Alfred Tritschler in Würzburg ankamen, hatten sie grob die Hälfte der angepeilten Strecke hinter sich. Im Bild zu sehen: die Alte Mainbrücke von Würzburg. Auch Würzburg gehört zu den Städten, die ein paar Jahre nach dieser Aufnahme im Krieg zerstört wurden.
Beobachtung eines Beobachters
Diese Szene haben Paul Wolff und Alfred Tritschler am Alten Kranen in Würzburg eingefangen. Das ist ein barocker Hafenkran am rechten Mainufer Würzburgs. Der Bau von 1773 hat den Krieg unbeschadet überstanden, im Gegensatz zur Festung Marienberg im Hintergrund.