Forscherpreis für Wundheilung
9. Juni 2015Unter chronischen Wunden leiden allein in Deutschland etwa drei bis vier Millionen Menschen. Es trifft vor allem Diabetiker, bei denen es oft zu erheblichen Durchblutungsstörungen kommt, oder auch ältere Menschen. Die Wunde heilt schlecht, manchmal auch gar nicht.
Eine neuartige Lösung des Problems ist die Behandlung mit Plasma. Das ist neben fest, flüssig oder gasförmig der vierte Aggregatzustand. Eine große Menge Energie wird einem Gas zugeführt. Es entsteht ein verdünntes, sogenanntes kaltes Plasma. Das kann in der Medizin angewendet werden. Das Verfahren ist patentiert.
Das Gerät, mit dem das Plasma ionisiert wird, ist etwa so groß wie ein Laptop. Auch das haben die Preisträger entwickelt. Die Elektrode am Gerät wird nahe an die Hautoberfläche gebracht, die gewissermaßen elektrisch als Gegenelektrode wirkt. Hochspannungspulse werden aktiviert, elektrische Felder wandeln die Luft zwischen Elektrode und Haut in nicht-thermisches, kaltes Plasma um.
Als lilafarbener Nebel wird das Plasma von einer Art Fön auf die Wunde aufgebracht und zerstört die Zellmembran von Keimen. Zudem können die Haut und das Wundgebiet besser durchblutet werden. Die Mikrozirkulation der Haut wird angeregt, das Wundareal besser mit Sauerstoff versorgt. Die Heilung geht dadurch schneller voran, und es kommt auch nicht zu Infektionen.
All das sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass eine Wunde schnell und gut heilen kann. Durch die neuartige Behandlung kommt es nicht zu Antibiotika-Resistenzen. Antibiotika waren bisher das wichtigste Therapeutikum der Mediziner bei Wundheilungsstörungen.
Zahlreiche Tests haben gezeigt, dass die Behandlung für den Patienten vollkommen schmerzfrei ist. Auch Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Entwickelt wurde die neue Therapiemethode mit elektrisch geladenem Gas von Forschern am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IS, in Braunschweig und von Ärzten der Universität Göttingen.
Es werden drei weitere Auszeichnungen verliehen: für Kautschuk aus Löwenzahn und für diamantähnliche Kohlenstoffbeschichtungen auf Motorteilen, die helfen sollen, große Mengen an Treibstoff zu sparen. Ein weiterer Preis wird für die Entwicklung von Autolautsprechersystemen in Konzertsaal-Qualität vergeben. Dotiert sind die Auszeichnungen mit jeweils 50 000 Euro.