Formel 1 plant Saisonstart am 5. Juli
27. April 2020Heulen schon in zehn Wochen wieder die Motoren ? Die Formel 1 will ihre wegen der Corona-Pandemie verschobene Saison am 5. Juli mit dem Großen Preis von Österreich starten. Das teilte die Rennserie am Montag mit, nachdem auch der Große Preis von Frankreich abgesagt worden war. Die Wunschvorstellung sei weiter ein Rennkalender mit 15 bis 18 Veranstaltungen. Dieser solle so schnell wie möglich finalisiert und veröffentlicht werden. Die Saison solle nach einem Start in Europa im besten Fall im Dezember mit den Rennen in Bahrain und Abu Dhabi enden.
Geplant sind zunächst zwei Rennen im österreichischen Spielberg zum Auftakt, gefolgt von zwei weiteren Grand Prix auf der englischen Traditionsstrecke in Silverstone. Alle Rennen sollen laut Formel 1 ohne Zuschauer ausgetragen werden. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko hatte zuvor bereits von der "Möglichkeit" gesprochen, am 5. Juli mit dem regulär für diesen Termin geplanten Grand Prix von Österreich die Formel-1-Saison 2020 zu eröffnen. Das zweite Spielberg-Rennen könnte dann eine Woche später am 12. Juli ausgetragen werden. Spekuliert wird aber auch über die Möglichkeit, das Rennen bereits am Mittwoch, den 8. Juli am Nachmittag - und damit zu einem für Formel-1-Fans ungewohnten Zeitpunkt - stattfinden zu lassen. Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hatte im DW-Interview zuletzt gefordert, die Formel 1 müsse "kreative Lösungen" finden, um die Krise zu überstehen.
"Die Vorzeichen deuten darauf hin, dass die Chancen sehr hoch sind", hatte Marko im "ORF Radio Steiermark" gesagt. Der Formel-1-Rechteinhaber arbeite an einem Programm, "wie man die Anzahl der Personen einschränken kann, dass nicht der komplette Tross, dann wären es mehrere Tausend Leute, anreisen muss".
Nur unverzichtbare Personen
Alles soll strikt reglementiert sein: Insgesamt würden weniger als 2000 Menschen an der Strecke sein. Das Kontingent soll nur aus Personen bestehen, die für die Durchführung unverzichtbar sind, und alle Teammitglieder müssten kurz vor der Anreise einen negativen Corona-Test nachweisen. Österreichs Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte zuvor bereits gesagt, dass die österreichische Regierung einem Geisterrennen "zumindest nicht im Wege steht".
"Für den Motorsport ist es extrem wichtig, dass es losgeht", sagte der frühere Formel-1-Pilot und aktuelle TV-Experte Ralf Schumacher in einem Interview mit Sky Sport News. Der Streckenchef von Silverstone, Stuart Pringle, rechnet damit, dass die Formel-1-Bosse Anfang Mai eine Entscheidung über den künftigen Formel-1-Kalender treffen und bekanntgeben werden. "Ich bin extrem enttäuscht, dass ich sagen muss, dass es für uns unmöglich ist, den diesjährigen Grand Prix vor Fans in Silverstone durchzuführen", sagte Pringle zum Zuschauerausschluss, von dem auch die Rennen auf der englischen Traditionsstrecke, sollten diese wie geplant stattfinden, betroffen wären.
Mit dem Großen Preis von Frankreich in Le Castellet, der am 28. Juni stattfinden sollte, ist bereits der zehnte Grand Prix der ursprünglich geplanten Formel-1-Saison abgesagt. Zuvor waren die ersten neun Saisonrennen, die bis Mitte Juni geplant waren, abgesagt oder ohne neuen Termin verschoben worden. Bis Mitte Juli sind in Frankreich Großveranstaltungen untersagt, die Formel 1 hofft dennoch, mit einem umgebauten Kalender noch bis zu 18 Rennen in diesem Jahr fahren zu können.
Zwangsurlaub verlängert
Allerdings wird es zunächst davon abhängen, wie die einzelnen Regierungen in Anbetracht der sich entwickelnden Corona-Pandemie über die Durchführungen von größeren Veranstaltungen entscheiden. Italien ist mit Monza weiter ein Corona-Krisenherd, in den Niederlanden (Zandvoort) und Belgien (Spa) geht bis Ende August aufgrund von Regierungsverordnungen nichts.
Momentan befinden sich die zehn Formel-1-Teams noch im Zwangsurlaub, der von 35 auf 63 Tage verlängert wurde. Die Motorenhersteller Mercedes, Ferrari, Renault und Honda müssen laut einem Bericht des Fachmagazins "auto motor und sport" ihre Fabriken statt 35 nun 49 Tage geschlossen halten, um so weitere Kosten zu sparen.
Zur Überbrückung erhalten finanziell angeschlagene Teams vom Formel-1-Vermarkter Liberty Media eine vorgezogene Zahlung. Das bestätigte Liberty-Chef Greg Maffei. Man wolle sicherstellen, "dass die Teams zahlungsfähig sind. Denn sie sind Teil dessen, was wir brauchen, um 2020, 2021 und darüber hinaus erfolgreich zu sein."
asz/tg/dvo (dpa, sid, orf.at)