Ford wechselt Chef aus
22. Mai 2017Ford-Chef Mark Fields räumt nach nur knapp drei Jahren den Spitzenposten beim zweitgrößten US-Autohersteller. Zum Nachfolger des 56-Jährigen, der im Juli 2014 das Ruder übernommen hatte, ernannte der Verwaltungsrat am Montag Jim Hackett, der bislang für die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie selbstfahrenden Autos zuständig war. Fields werde nach insgesamt 28-jähriger Karriere bei Ford in den Ruhestand gehen, teilte das Unternehmen mit. Fields sei eine "herausragende Führungskraft gewesen und verdiene viel Anerkennung", lobte Verwaltungsratschef Bill Ford, der Urenkel des legendären Firmengründers Henry Ford.
Sparkurs dürfte verschärft werden
Allerdings hatte Fields offenbar das Vertrauen von Bill Ford und anderen Direktoriumsmitgliedern verloren. Er stand unter Druck, weil der Aktienkurs seit seinem Amtsantritt um fast 40 Prozent eingebrochen ist. An der Wall Street kam der Wechsel gut an: Die Ford-Aktie legte zunächst um 1,5 Prozent zu. Analysten erwarten, dass der als Sanierer bekannte Hackett den von Fields eingeleiteten Sparkurs verschärfen wird. Damit will Ford zum Lokalrivalen General Motors (GM) aufschließen, der bereits stärker auf die Rendite als auf Größe und Stückzahlen achtet.
Mit dem Personalwechsel solle der Konzern besser für die Zukunft aufgestellt werden: "Hackett ist der richtige Vorstandschef, um Ford durch den Wandel der Autoindustrie zu führen", hieß es in der Mitteilung weiter. Der neue Chef sei ein "wahrer Visionär", der Ford helfen werde, das volle Potenzial seiner Unternehmenskultur, Produkte und Services auszuschöpfen. Der 62-Jährige, der seit März 2016 die Innovationssparte Ford Smart Mobility führte, hatte sich zuvor als Sanierer beim Büromöbelhersteller Steelcase einen Namen gemacht. Nun soll Hackett den US-Autoriesen fit machen für den Kampf um die Entwicklung des Autos und der Mobilität der Zukunft. Hier geraten die etablierten Branchengrößen wie Ford und General Motors (GM) zunehmend gegenüber Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley ins Hintertreffen.
Tesla und Co wertvoller
Mittlerweile hat der Elektroautobauer Tesla die Großkonzerne trotz seines insgesamt minimalen Marktanteils beim Börsenwert überholt. Auch der Fahrdienst-Vermittler Uber, der noch gar nicht an der Börse gelistet ist, wird von Investoren deutlich höher bewertet als die Urgesteine der US-Autoindustrie. Beim letzten Aktionärstreffen von Ford musste sich das Management deutliche Kritik anhören.
Fields machte zudem zu schaffen, dass sich die Autokonjunktur in den USA nach einem von billigem Sprit und niedrigen Finanzierungszinsen befeuerten Boom zunehmend abkühlt. Zuletzt hatte Ford bereits mit Stellenabbau auf den negativen Trend reagiert und angekündigt, 1400 Jobs zu streichen. Fields war 2014 in die großen Fußstapfen von Alan Mulally getreten, der den Konzern durch die schwere Wirtschaftskrise ab dem Jahr 2008 geführt hatte.
"Sonnyboy" an der Spitze reicht nicht
"Es ist nicht so, dass Ford offenkundig Probleme hat", sagte Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI. Fields sei jedoch womöglich nicht der Richtige für einen Kurswechsel gewesen. "Man hat mit ihm einen Sonnyboy an der Spitze gehabt, der sehr gut positive Nachrichten verkünden kann, der das Unternehmen aber vielleicht nicht hart genug geführt hat." Ellinghorst geht davon aus, dass Hackett mehr Gewicht auf Profitabilität und Sanierung legen werde.
hb/hf (rtr,dpa)