Orientierungslos in Kolumbien
Venezuelas Wirtschaft liegt am Boden. Viele Menschen fliehen deshalb nach Kolumbien. Doch Polizei, kriminelle Banden und zunehmend auch Ablehnung machen ihnen dort das Leben schwer.
Exodus nach Kolumbien
Seit Beginn der Wirtschaftskrise in Venezuela im Jahr 2014 haben rund 2,3 Millionen Venezolaner ihr Land verlassen - fast eine Million davon ist nach Kolumbien geflohen. War die Grenze seit Beginn der Krise lange Zeit noch für alle offen, dürfen nun nur noch Venezolaner mit einem gültigen Reisepass nach Kolumbien.
Auf dem Weg mit dem Schmuggler
Weil viele Venezolaner keinen Reisepass besitzen und auch nur schwer an einen kommen können, reisen die Menschen nun ohne Papiere und auf illegalem Wege nach Kolumbien - wie hier im Grenzgebiet auf venezolanischer Seite. Immer häufiger unterstützen Menschenschmuggler sie dabei. Die Grenze zwischen beiden Ländern beträgt mehr als 2200 Kilometer.
Ein Küsschen Hoffnung
Maria Diaz ist im siebten Monat schwanger. Sie und ihr Freund haben es bereits bis nach Kolumbien geschafft. Die beiden hoffen kurz hinter der Grenze auf eine Mitfahrgelegenheit. Ein Großteil der Venezolaner will in die großen Städte wie Medellín oder Bogotá. Doch der Weg dorthin ist mühsam.
3000 Meter Höhenunterschied
Der Weg führt über die Stadt Bucaramanga und über einen Berg. Wer nicht mitgenommen wird, der geht Abschnitte der 190 Kilometer zu Fuß. Die Migranten müssen dabei teils extreme Höhen- und Temperaturunterschiede verkraften. Nicht nur das: Auch kriminelle Banden haben es zunehmend auf sie abgesehen.
Endlich wieder Kontakt
Eine Sprachnachricht seiner Mutter lässt die Tränen kullern. Sein Telefon sei ihm abgenommen worden, sagt Luís Pena. Über das Handy eines Reisebegleiters konnte er seiner Mutter Bescheid geben, dass es ihm gut gehe. In ihrer Antwort heißt es: "Danke Gott, dass ich Deine Stimme höre".
Aufstieg mit Kinderwagen
Auch Rafael Espinoza will erst einmal nach Bucaramanga. Seine Frau und seine zwei Kinder hat er in einem Auto vorgeschickt, damit sie nicht auf dem Bergplateau frieren müssen. Wohl aus Kosten- und aus Platzgründen ist er selbst nicht mitgefahren und schleppt deshalb einige Habseligkeiten der Familie mit dem Kinderwagen über den Berg.
Aneinanderkuscheln gegen die Kälte
Johana Narvaez und ihre Söhne schützen sich gegen die Kälte, bevor sie ihren Weg fortsetzen. Die Familie stammt aus einem ländlichen Gebiet in Venezuela. Nachdem sie dort zwei Tage am Stück nichts mehr zu Essen hatten, erzählen sie, haben sie sich auf den Weg gemacht.
Die Regierung macht Druck
Anfangs ließ Kolumbiens Regierung noch alle Neuankömmlinge aus Venezuela ins Land. Doch je länger die Krise im Nachbarland dauert, desto restriktiver werden die Behörden. Diese Frau hat keine gültigen Papiere und wird deshalb von der Polizei an der Grenze abgewiesen. Anfang Oktober warnte Kolumbiens Außenminister, dass bis 2021 bis zu vier Millionen Venezolaner im Land leben könnten.
Helfende Hände
Eine Gruppe Kolumbianer hat in der Nähe der Grenze eine informelle Suppenküche für Venezolaner aufgebaut. Nach den mageren Jahren in Venezuela sind viele Flüchtende dankbar für die Unterstützung, die sie von Freiwilligen nach ihrer kräftezehrenden Reise nach Kolumbien erhalten.
Zwischenstopp unter Pappkartons
Angekommen in Bucaramanga sind die Temperaturen wieder angenehmer. Auf diesem Platz schlafen viele Venezolaner in gespendeten Zelten oder unter Pappkartons. Doch weder hier noch in den großen Städten gibt es große Chancen, im Land Fuß zu fassen. Denn Kolumbien verarbeitet selbst noch immer die Auswirkungen eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs.