Flug über den Vulkan - Mit einem Geologen auf Erkundungstour
30. Juli 2010Genauer gesagt im Atlantischen Ozean. Dort befindet sich am Meeresboden, einige Tausend Meter unter der Wasseroberfläche, ein gewaltiges Gebirge: der Mittelatlantische Rücken. Er ist die Nahtstelle zwischen zwei Erdplatten, der Eurasischen und der Nordamerikanischen Erdplatte. Durch diese Nahtstelle dringt immer wieder glühendes Magma aus dem Erdinnern nach oben. Es drängt die beiden Platten auseinander. Neuer Meeresboden entsteht.
An manchen Stellen ist das Gebirge bis über die Meeresoberfläche gewachsen. Island ist so entstanden. Noch immer sind etwa 30 Vulkane dort heute noch aktiv. Einer von ihnen ist der Eyjafjallajökull. Im Frühjahr 2010 ist er ausgebrochen.
Beim Flug über Island sieht man, wie immer noch Dampf aus dem Vulkankrater emporsteigt. Der Vulkanforscher Sigurdur Steinthorsson sagt, dass es ist ein großes Privileg ist, Geologe in Island zu sein. Denn Island verändert sich immer wieder, jetzt auch. Neues Land entsteht, sehr schnell. Aber auch die Erosion ist schnell. Deswegen können Steinthorsson und seine Kollegen hier geologische Vorgänge untersuchen, die schon seit Milliarden Jahren auf der Erde ablaufen. Das macht die Geologie in Island so interessant - und so einzigartig.
Der Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr kam für den Geologen ziemlich unerwartet. "Klar", sagt er "Wir hatten seit fast zehn Jahren Hinweise, dass irgendetwas passieren würde. Aber die Abstände zwischen den Ausbrüchen des Eyjafjallajökull sind sehr groß, der letzte war 1823. Es ist also kein Vulkan, der dauernd in den Nachrichten ist."
Auf die Frage, warum hat der Eyjafjallajökull denn so viel Asche ausgeschüttet hat, antwortet Steinthorsson: "Man sagt, jeder Ausbruch ist auf seine Art anders. Von jedem Ausbruch können wir etwas lernen. Aber dieser, denke ich, war aus vielen Gründen besonders. Beispielsweise war die Asche sehr feinkörnig, viel feiner als sonst."
Ob es wieder einen Ausbruch geben könnte, kann der Vulkanologe nicht beantworten. Man könne sich einmal den Ausbruch von 1823 anschauen. Er begann ähnlich und dauerte ein paar Monate. Dann war den ganzen Winter lang Ruhe. Im nächsten Jahr wurde der Vulkan dann wieder aktiv, für lange Zeit, von 1823 bis 1825. Also im Moment, sagt Steinthorsson, gäbe es keine Anzeichen für einen neuen Ausbruch. Aber die Möglichkeit besteht natürlich.
Autor: Andreas Neuhaus
Redaktion: Klaus Dartmann