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Wider die Angst

Martin Muno30. Juni 2014

Medienmacher, Politiker und Wissenschaftler treffen sich seit heute in Bonn beim Global Media Forum. Zu Tagungsbeginn warf der ägyptische Satiriker Bassem Youssef einen Blick auf die Angst als Mittel der Unterdrückung.

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Der ägyptische Satiriker Bassem Youssef beim GMF 2014.
Der ägyptische Satiriker Bassem Youssef stellte Anfang Juni seine TV-Show ein.Bild: DW/K. Danetzki

Es war ein flammendes Plädoyer. Für Humor. Für Lachen. Für Satire. Und gegen die Angst. Der ägyptische Satiriker und Arzt Bassem Youssef, erklärte am Montag (30.06.2014) auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in eindringlichen Worten, warum die Angst so bedrohlich für die Demokratie und die Freiheit ist: "Die mächtigste Waffe der Mächtigen ist Angst. Sie schüchtert uns ein und beraubt uns unseres wertvollsten Gutes, das wir besitzen: unserer Humanität und Würde."

Youssef weiß, worüber er spricht. Ihm wurde von den ägyptischen Machthabern vorgeworfen, Präsident Mohammed Mursi zu beleidigen und den Islam zu verleumden. Zunächst stand er das durch. Aber vor vier Wochen stellte er dann doch seine Fernsehshow ein, die ihn in der arabischen Welt zum Kultstar gemacht hatte und die bis dahin auch von der Deutschen Welle übertragen worden war. Youssef kommentierte seine Entscheidung mit dem für ihn typischen Sarkasmus: "Wir leben in den wundervollsten Jahren der Demokratie in Ägypten - und wer das nicht so sieht, dem soll die Zunge herausgeschnitten werden."

Eine menschliche Erfahrung

Für Youssef und seine Mitstreiter war die TV-Show mehr als nur eine Fernsehproduktion: "Es war eine menschliche Erfahrung. Wir erfuhren aus erster Hand, wie wichtig Satire in unserem Leben sein kann. Wir nutzten Humor, Lachen und Musik, um für Freiheit und Zusammensein zu stehen und religiösen Faschismus zu bekämpfen."

Was wir nicht tolerieren dürfen ist Zensur und Gängelung von Journalisten

Auf dem Global Media Forum in Bonn stellte Youssef die Angst in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen: "Angst ist vielleicht die größte Triebkraft der Massen überhaupt. Das hat die Geschichte in verschiedenen Ausprägungen von Faschismus gezeigt. Angst wird von allen genutzt: demokratischen Staaten, autoritären Staaten und terroristischen Vereinigungen."

Herzen und Hirne als Schlachtfeld

Für die Mächtigen sei deshalb Humor und Satire eine eminente Bedrohung: "Wenn Du lachst, hast Du keine Angst mehr", sagte Youssef. Das Internet sei bei der Überwindung von Angst ein wichtiges Medium. "Meine Show gibt es zwar nicht mehr, aber im Netz leben die Ideen weiter." Das Schlachtfeld zwischen Angst und Freiheit seien die Hirne und Herzen jener jungen Menschen, die sich nicht mehr unterdrücken lassen wollen. Und weil die sich im Internet austauschen können, werde jede Form von Faschismus irgendwann Geschichte sein.

Zuvor hatte bereits der gerade wiedergewählte Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, herausgestellt, welche Chancen und Risiken das Internet bietet. "Das Netz verbindet die Menschen sowohl global als auch lokal. Das heißt aber auch: Wer keinen Zugang zum Netz hat, hat auch keine Chance, am politischen Prozess teilzunehmen." Deswegen seien die Twitter- und Facebook-Verbote in der Türkei gravierende Eingriffe in die Freiheitsrechte, die zu Recht von den zuständigen Gerichten aufgehoben wurden.

"Ultimative Plattform"

Zum Auftakt des Global Media Forums hatte DW-Intendant Peter Limbourg gesagt: "Die ultimative Plattform für Information und Partizipation ist heute das Internet. Eine wunderbare Erfindung, die unser Leben vielfältiger, bunter, reicher gemacht hat. Sein weltweiter Siegeszug hat die Kommunikation und Mediennutzung revolutioniert. Es ist das Rückgrat der Globalisierung. Es eröffnet Chancen für mehr Entwicklung, für mehr Bildung und für mehr gesellschaftliche Beteiligung."

Pressetribüne des Global Media Forums 2014
Die Pressetribüne des Global Media Forums war zum Auftakt der Tagung gut besuchtBild: DW

Sei es auf dem Tahrir-Platz in Kairo, am Gezi-Park in Istanbul oder auf dem Maidan in Kiew, so Limbourg weiter. Das Netz und vor allem die Sozialen Medien hätten den Anstoß für Engagement gegeben. "Information und Interaktion über digitale Medien kann den letzten Impuls geben, um latente Stimmungen in Gegenöffentlichkeit und zivilgesellschaftliche Mobilisierung zu verwandeln. Anders gesagt: Um die Menschen von der Couch auf die Straße zu bringen."

Zensur und Propaganda seien deshalb zutiefst verwerfliche Zeichen von Entmündigung aufgeklärter Weltbürger, sagte Limbourg. "Dagegen setzen wir Offenheit und Toleranz, Vielfalt und Respekt - den gesamten Kanon demokratischer Werte." Der Missbrauch des Internets - ob durch Überwachung, Kriminalität oder in anderer Ausprägung - sei eine große Herausforderung für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Und natürlich auch für die Medien.