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Fintechs auf dem Vormarsch

Malte Rohwer-Kahlmann3. Mai 2016

Seit zehn Jahren findet die re:publica, eine Konferenz rund um das Web2.0, jährlich in Berlin statt. Bei der diesjährigen Veranstaltung stand die digitale Finanzwirtschaft im Mittelpunkt.

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Bild: DW/M. Rohwer-Kahlmann

In diesem Jahr hatten die Veranstalter nun erstmals auch FinTech, also finanzielle Technologien, als feste Sparte ins Programm aufgenommen. Lange als vermeintliches Buzzword belächelt, könnten diese nämlich Teile der Gesellschaft revolutionieren.

Ein bekanntes Beispiel ist das Crowdfunding: Viele Investoren stellen kleinere Beiträge bereit, um ein Projekt zu finanzieren. Ebenso bekannt dürften die Bitcoins sein - eine virtuelle Währung, die nicht erst für Schlagzeilen sorgt, seit deren angeblicher Schöpfer sich erst kürzlich zu erkennen gab.

Entsprechend groß war dann auch der Andrang zum Einsteiger-Workshop "FREE BITCOINS!!1! click here!". Der kleine Vortragsraum platzte aus allen Nähten, wer zu spät gekommen war, musste vom Flur aus zuhören. Profis leiteten Schritt für Schritt zur erfolgreichen Bitcoin-Transaktion auf dem Smartphone.

Bei den Teilnehmern, wie etwa Mark Nierwetberg, fand der Crash-Kurs Anklang. Vorher hatte er sich noch nicht mit virtuellen Krypto-Währungen beschäftigt. Nach dem Workshop befand er: "Ich werde spaßeshalber mal ein paar erwerben und schauen, was ich damit machen kann. Ich würde gerne mal eine Pizza mit BitCoins bestellen."

Unbegrenzte Möglichkeiten

Als Medienpartner hinter dem FinTech-Programm auf der re:publica stehen Carolin Neumann und Clas Beese. Sie haben "finletter", den größten deutschsprachigen Newsletter zum Thema, vor etwa einem Jahr ins Leben gerufen.

Sie betonen, dass neue Technologien sich nicht nur auf die Finanzwelt auswirken. Auch in anderen Sektoren, wie etwa in der Versicherungsbranche, wirbeln frische Konzepte den Markt auf. "Früher kam der Versicherungsmakler zu dir nach Hause, um dir stundenlang etwas zu erzählen, bevor du ihm etwas abgekauft hast. Jetzt läuft das per Klick oder per App", erklärt Neumann.

Zudem ließen sich mit der Blockchain-Technologie, auf der auch das Bitcoin-Konzept beruht, noch ganz andere Ideen realisieren - etwa ein Rasenmäher-Verleih unter Nachbarn. "Die Branche steht vor einem Umbruch. Zwar werden neun von zehn Startups nicht funktionieren, dafür werden aber auch neun oder zehn neue gegründet. Keiner kann absehen, wohin die Reise geht - aber wir gucken gespannt darauf", sagt Beese.

Ein Startup, das sich die Blockchain-Technologie zunutze macht, ist Ambisafe. Die zehnköpfige Programmierschmiede entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für internationale Kunden. Derzeit arbeiten sie an einem Projekt für einen Zusammenschluss ukrainischer Demokratie-Aktivisten. Diese wollen die oft durch Korruption verzehrten Wahlen in ihrer Heimat transparenter machen.

Eine Blockchain kann dabei helfen, weil sie autonom und in sich geschlossen ist. Wahlbetrug könnte so ausgeschlossen oder zumindest reduziert werden. Die Technologie würde so zu einem Instrument der Demokratie.

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Die re:publica in Berlin gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen zu digitalen Themen - weltweit.Bild: DW/M. Rohwer-Kahlmann

Sorgen im Bankensektor

Bei aller Aufbruchstimmung in der FinTech-Branche sollte man jedoch nicht vergessen, dass deren Boom auch negative Folgen für traditionelle Industrien haben könnte. Eine Studie der Citibank-Gruppe etwa warnt, dass in den nächsten zehn Jahren 30 Prozent aller Jobs in europäischen und US-amerikanischen Banken wegfallen könnten.

Doch Martin Schmitt glaubt, dass diese Panik in der Bankenwelt leicht aufgebauscht wird. Der Historiker vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam beschäftigt sich mit der Digitalisierung der Kreditwirtschaft.

Diese sei keinesfalls, wie oft dargestellt, ein neues Phänomen, sondern ein Prozess, der bereits seit den 1950-er Jahren andauere. Aufgrund ihrer soliden Kapitalbasis und ihres großen Kundenstammes denkt er, dass die meisten etablierten Banken den digitalen Wandel auch langfristig überstehen können. "Man muss nicht die schönste App haben, man muss eine gute Idee haben", sagt er.

Dennoch spürt er eine gewisse Verunsicherung in der Branche. Die Banken seien bemüht, mit der Zeit Schritt zu halten. "Ich denke, es findet ein Umdenken bei den Banken statt. Aber ich glaube manchmal wissen sie noch nicht, in welche Richtung."

FinTech ist nun also angekommen auf der re:publica, die noch bis Mittwoch (04.05.2016) läuft. Wer die Messe verpasst hat, muss sich keine Sorgen machen: Die Organisatoren haben angekündigt, noch in diesem Jahr die erste re:publica außerhalb Deutschlands - in Dublin - zu veranstalten. Termin ist der 20. Oktober.