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Nur noch acht Tage

28. Oktober 2008

Die Finanzkrise ist in der Schlussphase des US-Wahlkampfs das beherrschende Thema. Davon kann vor allem Barack Obama profitieren. Derweil stimmen die Republikaner sich schon mal auf das drohende Wahldebakel ein.

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Obama beim Wahlkampf in Fort Collins (Quelle: AP)
Hat laut Umfragen die Nase vorn: Barack ObamaBild: AP

Barack Obama, der Hoffnungsträger der Demokraten, hat gute Chancen, der 44. Präsident der USA zu werden. Umfragen sehen den 47-jährigen Senator aus Illinois acht Tage vor der Wahl zum Teil deutlich vor seinem republikanischen Rivalen John McCain.

Im republikanischen Lager hat daher die Suche nach den Schuldigen für die drohende Wahlniederlage längst begonnen. Viele Finger zeigen auf John McCain, bekannte republikanische Politiker gehen öffentlich auf Distanz zu ihm. So haben Ex-Außenminister Colin Powell und Bushs früherer Sprecher Scott McClellan bereits öffentlich erklärt, Obama wählen zu wollen.

Republikaner im Bush-Abwärtssog

John McCain im fahlen Scheinwerferlicht (Quelle: AP)
In die Enge getrieben: Senator John McCainBild: AP

Der konservative Vordenker David Frum, ein früherer Redenschreiber von Präsident George W. Bush, hat schon mal einen bitteren Nachruf auf McCains Kampagne verfasst. Frum kritisiert darin McCains wenig glaubhafte wie aggressive Versuche, den Gegner Obama mal als Terroristenfreund und mal als Sozialisten hinzustellen, sowie seine sprunghafte Reaktion auf die Finanzkrise.

Dagegen scheint Obama von der Finanzkrise zu profitieren. Seit diese im September voll ausgebrochen ist, gehen McCains Umfragewerte nach unten. Denn viele Wähler lasten die Krise auch den regierenden Republikanern an. Ein Pfund, mit dem Obama zu wuchern weiß: Er spricht gerne davon, dass eine Präsidentschaft McCains die "dritte Amtszeit" Bushs wäre. Da hilft es auch nicht, dass sich der 72-jährige Senator aus Arizona bemüht, sich von Präsident Bush zu distanzieren.

Mehr Wirtschaftskompetenz, bitte!

Hinzu kommt, dass die meisten Wähler Obama mehr Wirtschaftskompetenz zutrauen. Eine Meinung, die auch von vielen Medien geteilt wird. So hat sich die renommierte Wirtschaftszeitung "Financial Times" für Barack Obama als kommenden US-Präsidenten ausgesprochen. Obama habe in der Wirtschaftskrise "beeindruckt" – nicht indem er mit eigenen Lösungen voraneilte, aber indem er den besten Rat gesucht habe. "Wir hoffen, dass Obama den Job bekommt."

Als eine der einflussreichsten Zeitungen des Landes hatte sich erst vor wenigen Tagen die "New York Times" für den schwarzen Senator ausgesprochen. Auch "The Times" (London) und die "Washington Post" hatten ihre "Stimme" schon Obama gegeben.

Schützenhilfe für Obama kommt selbst aus Alaska, dem Heimatstaat der republikanischen Vize-Kandidatin Sarah Palin. "In Zeiten einer schweren wirtschaftlichen Krise analysiert er durchdacht, holt sich weisen Rat und handelt mit kühlem Kopf und ruhiger Hand", schrieb die "Anchorage Daily News" am Wochenende.

Belastungsfaktor aus dem hohen Norden

Sarah Palin begrüßt ihre Anhänger in Asheville (Quelle: AP)
Palin wird immer mehr zum Belastungsfaktor für McCainBild: AP

McCain scheint dagegen nicht nur bei seiner Wirtschaftspolitik, sondern auch bei seiner Personalpolitik kein glückliches Händchen zu haben. Denn seine Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin wird immer mehr zur Belastung für McCain. Ursprünglich sollte die kaum bekannte 44-jährige Gouverneurin von Alaska mit ihrem harten Kurs gegen Abtreibungen die konservativen Wähler binden.

Doch Palin verprellte viele Wähler, als sie es in Interviews an ausreichend außenpolitischen Kenntnissen fehlen ließ. Der ehemalige republikanische Außenminister Powell erklärte: "Ich glaube nicht, dass sie bereit ist, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein." Zudem geriet Palin wegen mehrerer politischer Affären in ihrem Heimatstaat und teurer Kleidung aus der Wahlkampfkasse in die Schlagzeilen.

Wo Palin am liebsten shoppt

Nach heftiger Kritik auch aus den Reihen der Republikaner bedient Palin sich nun angeblich wieder aus ihrem eigenen Kleiderschrank. Vor Anhängern sagte sie am Sonntag in Florida: "Ich trage wieder meine eigenen Kleider, die ich in meinem Lieblings-Second-Hand-Laden in Anchorage, Alaska, kaufe."

Falls Palin doch noch mal die Klamotten ausgehen sollten, dürfte sie aber auch in Halloween-Läden fündig werden. Kurz vor dem 31. Oktober sind dort Palin-Kostüme mit "Miss Alaska"-Schärpen und hoch toupierten Dutt-Perücken der Renner. (ag)