Filmfestspiele Venedig 2024: die Highlights
Heißer Sex, viel Gewalt und Topstars in ungewohnten Rollen: Hier sind einige der Filme, die in Venedig viel Aufmerksamkeit erregten.
Joker: Folie à Deux
2019 gewann Regisseur Todd Phillips mit seiner Comic-Verfilmung über Batmans Gegenspieler, den Bösewicht "Joker", den Goldenen Löwen. In der Fortsetzung findet Hauptdarsteller Joaquin Phoenix in Lady Gaga eine ebenbürtige Partnerin. Sie spielt eine Therapeutin, die die Wahnvorstellungen des Jokers teilt. Angesichts der gemischten Kritiken käme ein zweiter Goldener Löwe allerdings überraschend.
Youth Homecoming: Jugend - Heimkehr
Festival-Direktor Alberto Barbera hat mit viel Geschick Filme an den Start gebracht, die sowohl Ästhetik als auch Oscar-Potenzial mitbringen. "Youth Homecoming" vom chinesischen Regisseur Wang Bing ist der einzige Dokumentarfilm, der ins Rennen um den Goldenen Löwen geht. Jury-Vorsitzende ist die Französin Isabelle Huppert; sie darf mitentscheiden, wer am 7. September die begehrte Trophäe bekommt.
The Brutalist
Das 215-minütige Historienepos schildert 30 Jahre im Leben eines jüdischen Architekten und Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, der sich der Brutalismus-Bauweise verschrieben hat. In den USA findet er einen reichen Gönner, doch sein amerikanischer Aufsteiger-Traum hat viele Fallstricke.
Maria
Der chilenische Filmemacher Pablo Larrain ist für seine Porträts von starken Frauen bekannt. Nach "Jackie" (2016) und "Spencer" (2021) widmete er sich jetzt dem Leben einer der berühmtesten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts: Maria Callas. Angelina Jolie spielt die Titelrolle. Kritiker sagen der Schauspielerin ein mögliches Oscar-Comeback voraus.
Queer
Der Italiener Luca Guadagnino steigt mit der Verfilmung eines unvollendeten Romans des US-Kultautors William S. Burroughs in den Wettbewerb ein. Sein Hauptdarsteller Daniel Craig verblüffte die Kritiker mit einer Rolle, die in krassem Gegensatz zu seinem James-Bond-Charakter steht: Er spielt einen schwulen, sexbesessenen und drogensüchtigen Amerikaner, der 1950 in Mexiko-City strandet.
Babygirl
Heißer Sex spielt gleich in mehreren Filmen, die beim Festival Premiere feiern, eine wesentliche Rolle. In dem erotische Thriller "Babygirl" der Niederländerin Halina Reijn brilliert Nicole Kidman gnadenlos uneitel als Top-Managerin, die sich auf eine sadomasochistische Affäre mit einem 30 Jahre jüngeren Praktikanten einlässt. Ihr ganzes perfektes Leben könnte auf einen Schlag implodieren...
The Room Next Door: Das Zimmer nebenan
Ein weiterer Favorit in Venedig: der erste englischsprachige Spielfilm des spanischen Meisters Pedro Almodóvar. Tilda Swinton (r.) spielt eine Kriegsreporterin, die an Krebs im Endstadium leidet. Die Krankheit bringt sie wieder mit ihrer aus den Augen verlorenen Freundin zusammen, einer erfolgreichen Schriftstellerin (Julianne Moore, l.). Der Film erhielt 17 Minuten lang stehende Ovationen.
I'm Still Here: Ich bin noch da
Der brasilianische Regisseur Walter Salles, bekannt durch "Die Reise des jungen Che", bietet ein emotionales Polit-Drama, das die Grausamkeit der Militärherrschaft in seiner Heimat (1964-1985) beleuchtet. "I'm Still Here" zeigt den Kampf einer Frau, die herausfinden will, was ihrem verschwundenen Ehemann zugestoßen ist. Fernanda Torres (Bild) wurde für ihre herausragende Schauspielleistung gelobt.
Leurs Enfants après eux: Wie später ihre Kinder
Das Coming-of-Age-Drama der Brüder Ludovic und Zoran Boukhermas nach dem Bestseller von Nicolas Mathieu porträtiert desillusionierte Jugendliche in einer postindustriellen französischen Stadt der 1990er-Jahre. Die sozioökonomischen Spannungen und der Rassismus der damaligen Zeit klingen auch heute noch nach. Einige Kritiker lobten den Realismus des Films, andere nannten ihn übertrieben.
The Order: Der Auftrag
Der Thriller des Australiers Justin Kurzel basiert auf einem Sachbuch, das den Aufstieg der "Stillen Bruderschaft" der 1980er-Jahre schildert - einer gewalttätigen rechtsextremen Bewegung in den USA. Jude Law spielt einen FBI-Agenten, der hinter einer Welle von Verbrechen nicht das Werk finanziell motivierter Krimineller vermutet, sondern einheimische Terroristen.
April
Das Drama der Georgierin Dea Kulumbegashvili gilt als einer der stärksten Filme des Festivals. Der Fehler einer Ärztin in einem Provinzkrankenhaus führt zum Tod eines Babys kurz nach dessen Geburt. Als durchsickert, dass sie heimlich Abtreibungen durchführt, wird gegen sie ermittelt. Der Film erkundet die grausamen Auswirkungen des Patriarchats und hinterlässt ein Gefühl des Grauens.
Beetlejuice Beetlejuice
Tim Burtons Fortsetzung seiner Kultkomödie aus dem Jahr 1988 ist nicht auf einen Goldenen Löwen aus, da sie außerhalb des Wettbewerbs Premiere feierte. Aber der US-amerikanische Regisseur bescherte den Festivalbesuchern viel Spaß. Stars aus dem Originalfilm, wie Winona Ryder (Bild) und Michael Keaton als gruseliger Dämon, schlüpften erneut in ihren Rollen.