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Filmfestival in Ouagadougou

Aude Gensbittel28. Februar 2013

Eröffnung im Stadion, Stadt im Fieber: Das Filmfestival Fespaco lockt Macher und Liebhaber nach Ouagadougou. Über 100 afrikanische Filme werden gezeigt - die Afrika außerhalb des Fests aber kaum zu sehen bekommt.

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Das Festspielhaus der Filmfestspiele in Ouagadougu, der Hauptstadt von Burkina Faso. (Foto: dpa/Tim Brakemeier)
Bild: picture-alliance/dpa

Eine Woche lang stand Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou ganz im Zeichen des "Fespaco" - traditionsreichstes und größtes Treffen für afrikanisches Kino auf dem Kontinent. Afrikanische Filmemacher und begeisterte Kinogänger aus aller Welt besuchten das Festival. Aber lebt das Kino weiter, nun, da das Festival vorbei ist?

"Wir haben schon einige Kinosäle, aber nur während des Fespaco hat man den Eindruck, dass sie wirklich funktionieren", erzählt Alphonse Yambré, Fotograf aus Ouagadougou. "Wenn das Festival zu Ende ist, bleiben diese Säle unbenutzt, nur in wenigen kann man jeden Tag einen Film sehen." Drei bis vier funktionierende Kinosäle sind wenig für eine Stadt, die als Hauptstadt des afrikanischen Kinos gilt. Doch damit können sich die Bewohner von Ouagadougou schon glücklich schätzen: In vielen Ländern des Kontinents, vor allem südlich der Sahara, gibt es oft nur einen oder gar keinen Kinosaal mehr.

Enttäuschung für die Filmemacher

Als Konsequenz werden die Werke von afrikanischen Filmemachern kaum vom afrikanischen Publikum gesehen, zumindest nicht im Kinosaal. "Es ist sehr schade, denn es dauert sehr lange, einen Film zu machen - und dann wird er nicht maximal verwertet!", bedauert der Regisseur Van Mabadi. Er ist Teil der Gabun-Delegation, das westafrikanische Land ist Ehrengast des diesjährigen Fespaco. "In vielen afrikanischen Ländern finden Filmvorführungen nur selten statt. Wenn man das Glück hat, bei Festivals wie dem Fespaco eingeladen zu sein, werden Filme häufiger aufgeführt, aber auch nur in dem begrenzten Rahmen eines Festivals."

Menschen tanzen für die Eröffnung des Fespacos Filmfestivals. (Foto: DW/Aude Gensbittel)
Konzerte, Tanzshow, Feuerwerk: 10.000 Zuschauer haben die Eröffnung des Fespaco erlebtBild: DW/A. Gensbittel

Nach Meinung des Filmemachers liegt das größte Problem darin, dass es keine Infrastruktur für den Vertrieb von Filmen gibt. Oft müssten Regisseure diese Arbeit selber übernehmen. Wie in vielen anderen Hauptstädten im frankophonen Afrika hat auch in Gabuns Hauptstadt Libreville nur das französische Kulturinstitut einen richtigen Kinosaal, erzählt Van Mabadi weiter. Zwar gebe es einen zweiten privaten Saal, der sei aber technisch mangelhaft ausgerüstet. In kleineren Städten, erzählt Mabadi, können Filme nur in Konferenzräumen oder im Freien gezeigt werden.

Kinosterben

Früher fand man Kinos im ganzen Land, erinnert sich der Filmemacher aus Gabun. Leider wurden sie im Laufe der letzten Jahrzehnte alle geschlossen - zum einen wegen teurer Filmrechte und einer schlechten Geschäftsführung. Zum anderen, weil die Verbreitung von DVDs und Satellitenfernsehen das Publikum von den Kinos ferngehalten hat.

Sitz des Fespaco in Ouagadougou (Foto: DW/Aude Gensbittel)
Sitz des Fespaco in OuagadougouBild: DW/A. Gensbittel

In den meisten afrikanischen Ländern sieht es ähnlich aus. Darüber hinaus werden selten afrikanische Filme im Fernsehen gezeigt, da die nationalen Sender über kein ausreichendes Budget für die Ausstrahlungsrechte verfügen. Wie kann man unter diesen Bedingungen dafür sorgen, dass das Publikum zu der vielfältigen filmischen Produktion seines Kontinentes Zugang findet? Die Organisation CNA bietet eine Lösung. CNA steht für "Cinéma Numérique ambulant", mobiles digitales Kino.

Afrikanisches Kino in Dörfern

"Was das Material angeht, sind wir völlig autonom" erzählt Coumba Sarr. Die junge Frau ist Präsidentin von CNA Senegal und nimmt selber an den Aufführungen teil. Dafür fährt ein kleines Team in abgelegene Dörfer - mit einem Geländewagen, der alles für einen Kinoabend dabei hat: Beamer, Leinwand, geräuschloses Stromaggregat, Mischpult. Nach dem Film debattieren die CNA-Macher mit dem Publikum. Für die Senegalesin aus Dakar ist das eine wunderbare menschliche Erfahrung: "Sie kommen in einem Dorf an, wo es kein Wasser gibt, keinen Strom, nichts. Sie schenken den Dorfbewohnern eine virtuelle Reise, die Magie des Kinos, und sie werden sofort Ihre Freunde. Nicht alle haben je die Möglichkeit gehabt, Kino auf großer Leinwand zu sehen. Und mit dem Verschwinden von Kinosälen dauert das Problem von Generation zu Generation an. CNA hat sich bis jetzt auf die ländlichen Gebiete konzentriert, aber heute spürt man auch das Bedürfnis im städtischen Raum." 2001 in Benin gestartet, ist die Organisation heute in sechs anderen Ländern Westafrikas aktiv: in Niger, Mali, Togo, Burkina Faso, Kamerun und Senegal.

Kinder schauen sich einen Film an in Ouagadougou, Burkina Faso (Foto: AFP/Issouf Sanogo)
Mit seinen Geländewagen erreicht das CNA abgelegene Dörfer in WestafrikaBild: Issouf Sanogo/AFP/Getty Images

Neues Konzept für Kinosäle

Aber auch kleinere private Initiativen engagieren sich für die Aufführung afrikanischer Filme auf großen Leinwänden. "Wer, wenn nicht wir Filmemacher, kann dafür mobilisieren?“ fragt Berni Goldblat, ein in Burkina Faso ansässiger Regisseur und Produzent aus der Schweiz. Er ist Koordinator des Projekts "Il faut sauver le ciné Guimbi" (Man muss das Guimbi-Kino retten) in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt von Burkina Faso. Von diesem historischen Kino, 1956 gegründet, ist heute nur noch die Leinwand erhalten. Eine kleine Gruppe von Filmschaffenden will es nun wieder zum Leben bringen. Dabei soll mehr als nur ein Kinosaal entstehen, eher ein kulturelles audiovisuelles Zentrum: "Wir wollen mit Schulen und mit Frauen arbeiten", sagt Berni Goldblat. "Man wird Fußballspiele zeigen können, ein Festival und alle möglichen Aktivitäten organisieren können, damit der Saal dauerhaft existiert. 2013 führt man einen Kinosaal nicht mehr wie 1985. Das ist auch der Grund, warum die Kinosäle nicht überleben konnten." Internationale Partner unterstützen das das Projekt. Aber es appelliert auch an die Solidarität der Kinogänger: Symbolisch kann man sich einen Sessel im zukünftigen Kinosaal kaufen, auf dem später der eigene Name zu lesen sein wird.

Das Logo vom Filmfestival FESPACO (Foto: DW/Aude Gensbittel)
Alle zwei Jahre in der Hauptstadt von Burkina Faso: Das Festival des panafrikanischen FilmsBild: DW/A. Gensbittel