Europa dominiert das Viertelfinale
26. Juni 2019Sieben Mal Europa und dazu die Weltmeisterinnen aus den USA - das Viertelfinale der Frauen-WM ist zu einer Art Europameisterschaft mit US-Beteiligung geworden. Nachdem sich am Dienstag mit den Niederlanden gegen Japan und Italien gegen die Chinesinnen zwei weitere Teams aus Europa durchsetzen konnten, sind die Mannschaften aus der "alten Welt" nun fast unter sich.
"Mich überrascht es nicht, dass Europa so stark ist. Das zeigt einfach die Entwicklung, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat", kommentierte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg das Teilnehmerfeld in der Runde der besten Acht, wirkte aber etwas nachdenklich, weil eine derartige europäische Dominanz nicht auf dem Wunschzettel der DFB-Frauen stand. Schließlich ist die WM auch entscheidend für die Olympia-Qualifikation. Nur die drei besten Teams aus Europa sind 2020 in Tokio dabei. Ein Sieg am Samstag im Viertelfinale gegen die Schwedinnen (Anstoß 18:30 Uhr MESZ, ab 18 Uhr im DW-Liveticker) bedeutet daher nur dann das garantierte Olympia-Ticket, wenn zuvor die USA gegen Gastgeber Frankreich weiterkommen.
Olympia-Teilnahme als nächster Schritt
Voss-Tecklenburgs Vor-Vorgängerin Silvia Neid sieht die "EM mit US-Beteiligung" differenziert: "Auf der einen Seite bin ich überrascht, dass die anderen alle schon raus sind", sagte die Ex-Bundestrainerin dem SID: "Auf der anderen Seite haben wir eben viele gute Mannschaften in Europa. Ich denke, das liegt vor allem an den Strukturen und den gut funktionierenden Ligen."
Bei früheren Weltmeisterschaften bedeutete der Halbfinal-Einzug stets das sichere Olympia-Ticket. Sieben WM-Endrunden gab es bisher, nie überstanden mehr als fünf europäische Mannschaften gemeinsam das Achtelfinale. Und im Halbfinale waren es nie mehr als drei. Diesmal wird es für die DFB-Frauen eben ein wenig schwerer, das nächste große Ziel zu erreichen.
"Es wäre echt wichtig und schön, wenn wir uns für Olympia qualifizieren würden, weil es ein nächster Schritt für die junge Mannschaft wäre, diese Erfahrung auf Topniveau zu machen", betonte Martina Voss-Tecklenburg: "Die Olympischen Spiele werden fußballerisch sehr wichtig sein für all das, was in den nächsten vier, fünf Jahren in Deutschland ansteht." Silvia Neid sieht das ähnlich. "Olympia hat nach wie vor einen hohen Stellenwert", äußerte die 55-Jährige, die mittlerweile die Frauen-Scoutingabteilung des DFB leitet: "Es tut dem Frauenfußball in Deutschland immer gut, wenn er in den Blickpunkt rückt und im TV präsent ist."
Einfaches Rezept
Im Grunde ist es für die Deutschen aber ganz einfach - ein Sieg gegen Schweden vorausgesetzt: Entweder, sie setzen ihre Hoffnungen auf den Titelverteidiger, Topfavoriten und Angstgegner aus den USA, oder sie gewinnen nach dem Viertelfinalsieg gegen die Schwedinnen einfach nochmal - im Halbfinale gegen die Niederlande oder Italien.