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Fidel Castro - Totgesagte leben länger

1. August 2006

Vor 47 Jahren wurde dem kubanischen Revolutionär ein Verbleib als historische Fußnote prophezeit. Stattdessen wurde Fidel Castro aber zum dienstältesten Diktator der Welt.

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Fidel Castro bei seiner Ankunft zum Mercosur-Treffen in Cordoba im Juli 2006Bild: AP

Der ehemalige Jesuitenschüler, promovierte Jurist und talentierte Sportler Fidel Castro ist seit dem Sieg der kubanischen Revolution im Jahre 1959 unbestrittener Staatschef des sozialistischen Karibikstaates. Umstritten ist jedoch sein Verdienst. Für die einen ist er ein Despot, der für jahrzehntelange Menschenrechtsverletzungen steht, für die anderen ist er immer noch eine Revolutionsikone und Vorreiter der anti-imperialistischen Bewegung Lateinamerikas.

Der Befreier

Castros Affinität zur Revolution scheint bereits früh erkennbar: Schon als 20-Jähriger beteiligte sich der Jurastudent an einem erfolglosen Aufstand gegen die Diktatur in der Dominikanischen Republik. 1952 kandidierte der inzwischen promovierte Jurist für das kubanische Parlament. Die Wahlen fanden jedoch nicht statt, denn diesen kam General Fulgencio Batista zuvor, welcher sich an die Spitze Kubas putschte. Am 26. Juli 1953 überfiel Castro mit anderen Rebellen die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba. Ziel war es einen Volksaufstand gegen den Diktator Batista zu initiieren. Castros Sturzversuch scheiterte, machte ihn jedoch bekannt. Trotz einer Verurteilung zu 15 Jahren Haft gelang es dem talentierten Rhetoriker Castro, den Prozess gegen ihn zu einer Anklage an das Batista-Regime umzumünzen. Seine Worte "Die Geschichte wird mich freisprechen" gingen um die Welt.
Im Zuge einer Generalamnestie wurde Castro bereits 1955 aus der Haft entlassen und ging zunächst ins amerikanische Exil und später nach Mexiko. Von dort aus machte sich dann 1956 mit 82 Getreuen erneut auf den Weg, um den Diktator zu stürzen. Diesmal war das Unternehmen erfolgreich, Batista ergriff am Neujahrstag 1959 die Flucht und Castro wurde neuer Ministerpräsident des Inselstaates.

Schweinebucht und Sprengstoff-Zigarren

Nach und nach schaltete Castro seine politischen Gegner aus und stieg zum "máximo líder" auf. Vor allem durch die Enteignung amerikanischer Konzerne und die Hinwendung zum kommunistischen Lager zog er den Zorn vieler Exil-Kubaner und Washingtons auf sich. 1961 starteten von der CIA ausgebildete und finanzierte Exilkubaner eine regelrechte Invasion in der kubanischen Schweinebucht - und scheiterten kläglich. Außerdem hat Castro mindestens 30 Attentatsversuche überlebt. Die Palette reichte dabei von einem vergifteten Taucheranzug über eine mit Sprengstoff gespickte Zigarre bis hin zu diversen Schusswaffenattacken.

Der ewige Revolutionär

Dass Castro sich so lange halten konnte, ist sicherlich auch dem sozialen Fortschritt zu verdanken, den Kuba unter seiner Führung machte: Die Analphabetenquote sank drastisch, selbst entlegene Dörfer wurden kostenlos durch ein in vielen Teilen nicht nur für Entwicklungsländer vorbildliches Gesundheitssystem versorgt. Seine Kritiker sehen Castro als Despoten, der mit Hilfe von Marathonreden und einer gehörigen Portion Revolutionspathos einen Personenkult um sich herum inszeniert, der weder freie Meinung noch freie Wahlen zulässt und jegliche Opposition mit harter Hand unterdrückt. Trotz einiger marktwirtschaftlicher Zugeständnisse wie der Legalisierung des Dollar-Besitzes im Jahre 1993 und trotz diverser Spekulationen über eine Parkinson-Erkrankung blieb Castro lange fest im Sattel. Anlässlich des jüngsten Mercosur-Treffens heimste Castro gar wieder Bestätigung ein: Zum ersten Mal nahm er an einem Treffen der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft teil. Nicht nur seine sozialistischen Amtskollegen Hugo Chávez (Venezuela) und Evo Morales (Bolivien) empfingen ihn mit offenen Armen.

Fidel Castro trinkt Wasser
Castro während einer Versammlung in Havanna (2001)Bild: AP

Das Alter fordert seinen Tribut

Nun aber ist es doch Castros Alter, welches den Mythos ins Wanken bringt. Castro ließ am 31. Juli 2006 über seinen Privatsekretär erklären, dass tage- und nächtelange Arbeit und enormer Stress seine Gesundheit strapaziert hätten und er sich nun einer "schwierigen chirurgischen Operation" zu unterziehen habe. Deshalb trete er vorübergehend - wie ausdrücklich betont wurde - die Amtsgeschäfte an seinen Bruder Raul ab. (mit)