Feuer, Erdbeben, Krieg - die größten Zerstörungen von Weltkulturerbe
Die Pariser Kathedrale Notre-Dame, Pompeji, das Nationalmuseum in Rio: Das Kulturerbe der Menschheit ist seit Jahrtausenden Zerstörungen ausgesetzt. Meist ist der Mensch daran schuld. Ein Überblick.
Notre-Dame - Bewegender Großbrand
Eine unvorstellbare Katastrophe: Die ganze Welt trauerte mit Frankreich, als am 15. April 2019 ein Großbrand die stolze Kathedrale Notre-Dame in Paris schwer beschädigte. Rasend schnell breitete sich das Flammenmeer aus. Der Dachstuhl verbrannte, der schlanke hölzerne Vierungsturm stürzte ein. Der Schaden ist immens. Für den Wiederaufbau spendeten Bürger in kürzester Zeit eine Milliarde Euro.
Frauenkirche Dresden - Opfer der Flammen
Die Frauenkirche prägt heute wieder die Stadtsilhouette von Dresden. Von 1726 bis 1743 nach einem Entwurf George Bährs erbaut, wurde sie zu einem Emblem des Barock. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs brannte sie nach Luftangriffen auf Dresden ab. Nach dem Ende der DDR wiederaufgebaut, wurde die Kirche vom Mahnmal gegen den Krieg zum Symbol der Versöhnung.
Anna-Amalia-Bibliothek Weimar - Großfeuer
30.000 wertvolle Bücher gingen unwiederbringlich verloren, auch ein Großteil der Bibelsammlung: Das Großfeuer in der weltberühmten Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar im Jahr 2004 löste großes Entsetzen aus. Zum Glück konnten Zigtausend Bücher gerettet werden. Nach dreijähriger Sanierung wurde das 300 Jahre alte Rokoko-Gebäude im Oktober 2007 wiedereröffnet.
Bamian-Statuen Afghanistan - Islamismus
In der afghanischen Provinz Bamian standen zwei monumentale Buddha-Statuen. Buddhistische Mönche hatten sie vor 1500 Jahren aus dem Fels gehauen. Kämpfer der Taliban zerstörten die Figuren im März 2001 - und damit Zeugnisse der präislamischen Vergangenheit Afghanistans.
Palmyra in Syrien - Islamischer Staat
Die Terrormiliz Islamischer Staat zertrümmerte im syrischen Palmyra 2015 unter anderem den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel, mehrere Turmgräber sowie den Triumphbogen. Ein Fotograf hält hier sein Foto des Baal-Tempels von März 2014 vor die Überreste. Nach der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt waren Archäologen erleichtert: Viele Ruinen waren weniger stark zerstört als befürchtet.
Nationalmuseum Rio - Feuersbrunst
Ein riesiges Feuer verwüstete 2018 den historischen Kaiserpalast in Rio de Janeiro. Darin war mit dem Nationalmuseum nicht nur das größte Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas, sondern auch die älteste wissenschaftliche Einrichtung Brasiliens untergebracht. Rund 20 Millionen Artefakte wurden Opfer der Flammen. Brasilien hat sein kulturelles Gedächtnis verloren.
La Fenice in Venedig - Großbrand
Die Gondeln trugen Trauer: Schon einmal, 1836, war das Fenice bei einem Brand schwer beschädigt worden. 1996 wurde das berühmte Gran Teatro von Venedig gänzlich zerstört. Ein Handwerker hatte Feuer gelegt. Ausgerechnet Wassermangel erschwerte die Löscharbeiten: Wegen Bauarbeiten waren die umliegenden Kanäle trockengelegt. Das 200 Jahre alte Theater brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Timbuktu - Terrorismus
Islamistische Terroristen zerstörten 2012 die UNESCO-Weltkulturerbestätten im malischen Timbuktu. Die Wüstenstadt war jahrhundertelang ein wichtiges Kulturzentrum des Islam, beherbergte in seiner Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert allein 180 Schulen und Universitäten. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag verurteilte 2016 einen Kulturschänder wegen Kriegsverbrechen zu einer Haftstrafe.
Pompeji - Vulkanausbruch
Trotz vieler Warnzeichen kam der Ausbruch des Vesuvs am 24. August 79 nach Christus für die Bewohner überraschend. Der Himmel über Pompeji verdunkelte sich, es regnete Asche und Bimsstein, tags darauf drangen Lavamassen in die Häuser ein. Aus heutiger Sicht ist die Katastrophe ein Glücksfall für die Archäologie. Denn der Vulkanausbruch konservierte das römische Alltagsleben für die Nachwelt.