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Festnahmen im Fall der vermissten Deutschen

24. August 2011

Im Fall der zwei in Afghanistan möglicherweise entführten Deutschen wurden fünf Verdächtige festgenommen. Von den beiden Vermissten fehlt immer noch jede Spur. Unklar bleibt auch eine mögliche Verwicklung der Taliban.

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Zelt mit Nomaden in der Nähe von Kabul (Foto: dpa)
Nomaden sind als Verdächtige festgenommen wordenBild: picture-alliance/dpa

Die fünf Verdächtigen sind Nomaden aus der Provinz Parwan. Die Sprecherin der Provinzregierung, Roschana Raschid, bleibt aber vorsichtig: "Es gibt eine Möglichkeit, dass diese Leute in den Fall verwickelt sind", sagte sie am Mittwoch (24.08.2011). Die Verdächtigen könnten Verbindungen zu Aufständischen haben. Bislang bekannten sich aber weder die radikal-islamischen Taliban noch eine andere Gruppe zu einer möglichen Geiselnahme der beiden Deutschen. Das Innenministerium in Kabul habe die Ermittlungen übernommen, hieß es.

Von den beiden Männern fehlt weiterhin jede Spur. Die afghanischen Behörden gehen davon aus, dass sie in der Bergregion zwischen Parwan und Baghlan wandern waren, als sie am vergangenen Freitag spurlos verschwanden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, das Ministerium und die Botschaft in Kabul stünden in ständigem Kontakt mit den afghanischen Behörden. Untersucht würden alle denkbaren und plausiblen Ursachen, die zum Verschwinden geführt haben könnten.

Außenminister Westerwelle: "Entführungshintergrund" möglich

Bundesaußenminister Guido Westerwelle schloss erneut einen "Entführungshintergrund" nicht aus. Zu weiteren Einzelheiten wollte er sich aber nicht äußern, um die beiden Verschwundenen zu schützen. Nach afghanischen Informationen haben auch deutsche Hubschrauber am Mittwoch die Berge abgeflogen, um die beiden Männer zu suchen. Die Bundeswehr hat dies aber noch nicht bestätigt.

Offiziell wurde auch nicht bekanntgegeben, um wen es sich bei den beiden Deutschen handelt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa ist einer der Männer für die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kabul tätig. Der zweite Bundesbürger soll für eine nicht-staatliche Organisation arbeiten, die sich schon lange in Afghanistan engagiert.

Taliban sollen in der Region nicht aktiv sein

Landkarte von Afghanistan (Grafik: DW)
Bild: DW

Die Provinz Parwan nördlich der Hauptstadt Kabul gilt für afghanische Maßstäbe als relativ ruhig. Taliban-Kämpfer oder andere Aufständische sollen in dem betroffenen Gebiet nicht aktiv sein. "Das ist kein Taliban-Gebiet, es ist eine der sichersten Regionen Afghanistans", sagte der Polizeichef von Parwan, General Scher Ahmad Maladani. "Die Berge dort sind sehr hoch. Möglicherweise haben sie sich verlaufen. Es gibt dort wilde Tiere, vielleicht sind sie von ihnen angegriffen worden."

Nach Ansicht des Afghanistan-Experten Hanz Sayami gehören Entführungen aber in manchen afghanischen Gebieten zum Alltag. Der Entwicklungshelfer, der an mehreren Projekten in Afghanistan beteiligt war, sagte der dpa, dass die Taten meist einen rein kriminellen Hintergrund hätten, um Geld zu erpressen. Die Taliban seien nur selten darin verstrickt. "Das ist mittlerweile ein wirkliches Geschäft geworden", so Sayami.

Autor: Walter Lausch (dpa, afp)
Redaktion: Ursula Kissel