Fashion Week in Tokio: Skurril und politisch
Japans Fashionistas werden weltweit als Inspiration gefeiert. Nur auf die Laufstege Mailands und Paris hat es der ausgefallene Street Style noch nicht geschafft. Dabei sind die jungen Designer in Tokio ihrer Zeit voraus.
Klassischer Auftakt
Den Anfang machte am Montag Designer Todd Snyder mit klassisch amerikanischer Mode - eine ungewöhnliche Eröffnung der japanischen Fashion Week. Bis zum 19. Oktober präsentieren mehr als 50 Modehäuser in Tokio ihre Kollektionen für Frühjahr und Sommer 2016.
Lässige College-Mode
In Baumwollshorts, Leinenanzügen und lässigen Sweatshirts lässt Todd Snyder seine Models über den Runway laufen. Dabei treten Männer zwischen 19 und 60 Jahren im Stil des typisch amerikanischen College-Studenten auf.
Futurismus trifft Porzelanpuppe
Alles andere als klassisch sind Hiromichi Ochiais Kreationen. Der japanische Designer zieht die Aufmerksamkeit des Publikums dabei allerdings eher auf Make-up und Haare als auf die Outfits seiner Models.
Kühn und skurril
Künstlerische japanische Mode kombiniert mit grafischen Mustern: Die Designer Hokuto Katsui und Nao Yagi stellen die Frühjahrslinie ihres Labels "Mint Designs" vor. Diese ist gewohnt skurril und glänzt mit kühnen Formen und Aufdrucken.
Mode jenseits aller Grenzen
Die 25-jährige Alexandrine Naurice beweist, dass Mode keine Grenzen kennt. Dass Designer Takafumi Tsuruta seine Botschaft der Gleichheit aller Menschen "in dem harten Geschäft mit der Mode" übermitteln wolle, habe sie beeindruckt, erklärt die Französin. Sie ist an spinaler Muskelatrophobie erkrankt.
Künstlerin im Kimono
Die 1,15 Meter große Künstlerin Hitomi Goto trägt einen Kimono ebenfalls aus Tsurutas Frühjahrskollektion "tenbo".
"Little Boy" und "Fat Man"
Takafumi Tsuruta verwandelt die Welt der Mode in eine Arena der Politik und Gesellschaftskritik. In US-amerikanische "Stars and Stripes" gekleidet, sollen diese beiden Männer "Little Boy" und "Fat Man" darstellen - die beiden Atombomben, die 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.
Das wahre Leben auf dem Runway
"Das Thema ist 1945", erklärte Tsuruta seine Modelinie. "Es ist ein hartes Thema, aber ich wollte es durch Mode ausdrücken." Für die Wahl seiner Models hatte der Japaner, selbst eine schillernde Gestalt, ebenfalls eine Erklärung parat: Seine Show solle das wahre Leben widerspiegeln.
Schön zu jedem Anlass
Von der Kleidung für jedermann zur Mode für "beautiful people". So heißt die Marke des Designers Hidenori Kumakiri. Immerhin jeden Tag und für jeden Anlass soll die neue Kollektion tragbar sein.
Hanf und Plastik
Auch eine politische Botschaft? Das Model mit den Hanfblättern im Gesicht repräsentiert die Marke "Plastictokyo". Modemacher Keisuke Imazaki will mit seinen Designs japanische Kultur für den Rest der Welt übersetzen.
Unbekannt aber talentiert
Die japanischen Modemacher bemühen sich, neben einheimischen Bloggern und Kolumnisten auch den Rest der Welt nach Tokio schauen zu lassen. "Leider sind viele Designer und Modehäuser außerhalb von Japan immer noch sehr unbekannt", bedauert einer der Organisatoren der Fashion Week, Akiko Shinoda. Dabei ist er sich sicher: "Es gibt keinen Mangel an Talent in Japan."