Farbenpracht, Kampfkunst und Romantik
10. Juni 2003Mit "Hero" schuf Regisseur Zhang Yimou (51) erstmals einen echten Action-Streifen. Bisher favourisierte er eher kunstvoll erzählte sozialkritische Geschichten. Seine Filme "Rotes Kornfeld" (1987) und "Rote Laterne" (1991) wurden auf westlichen Festivals mit Preisen überhäuft. Seitdem wurde es jedoch still um den Filmschaffenden, dessen Werke in China zum Teil immer noch verboten sind. Mit dem bildgewaltigen und atemberaubend inszenierten Martial-Arts-Epos "Hero" ("Martial Arts" steht für asiatische Kampfsportarten) gelang ihm jetzt ein furioses Comeback.
Historische Bezüge in "Hero"
Seinen Anspruch formuliert der Regisseur so: "Ich wollte das Genre in eine neue Richtung lenken, hin zu einer Reduzierung von Gewalt." Angesiedelt ist der auf einem historischen Hintergrund basierende Streifen im China vor über 2000 Jahren. Diese Ära wird in China als "Zeit der großen Kriege" bezeichnet. Das Land ist in sieben Königreiche aufgeteilt, die sich im Kampf um die Vorherrschaft bekriegen. Der mächtigste und gewalttätigste der Regenten ist der Herrscher des Königreiches Qin, der spätere erste Kaiser Chinas und Erbauer der Chinesischen Mauer. Von der realen Macht dieses Herrschers zeugt noch heute seine 1974 entdeckte Grabanlage, die von den legendären Terrakotta-Kriegern bewacht wird. Am Ende dieser kriegerischen Epoche steht die gewaltsame Einigung des Reichs unter dem Herrscher Qin und die Gründung des Reichs der Mitte.
Dass der erste Kaiser des Riesenreichs ein Gewaltherrscher war, dessen Erfolgsspur ungezählte Opfer säumten, mag dessen Bedürfnis nach Einigkeit im Reich der Mitte trüben, aber nicht fragwürdig machen. Dennoch stieß die patriotische Botschaft des Films und die undifferenzierte Darstellung des tyrannischen Königs Qin bei chinesischen Bürgerrechtlern auf scharfe Kritik.
Worum geht's?
Der Film "Hero" beginnt mit der Ankunft des undurchsichtigen Namenlosen, dem Schwertkämpfer (Jet Li), im Palast des Kaisers Qin (Chen Dao Ming). Der Herrscher hat sich nach einem Angriff der Krieger Zerbrochenes Schwert (Tony Leung), Fliegender Schnee (Maggie Cheung) und einem von ihnen angeheuerten Attentäter dort verschanzt. Niemand darf sich ihm auf weniger als 100 Fuß nähern. Doch der Namenlose legt ihm Stück für Stück die Waffen seiner Feinde zu Füßen und darf sich dafür um je zehn Fuß nähern. Er erstattet Bericht, wie ihm die Heldentaten gelangen. Aus den Schilderungen entspinnt sich vor der Kulisse grandios eingefangener Kampfszenen eine facettenreiche Geschichte um Liebe, Eifersucht und Verrat.
Doch es ist eine vertrackte Sache mit dem Erzählen: Es zeigt sich nämlich, dass mehrere Varianten des Geschehens denkbar sind. Der Film illustriert drei Blickwinkel, die der Regisseur in verschiedene Farben taucht. Darüberhinaus erscheint das Geschehen dank raffiniert eingesetzter filmischer Techniken als mystisches Ballett aus Raum und Zeit. Atemberaubende Landschaftsbilder, opulente Ausstattung, raffinierter Lichteinsatz und ein ausgeklügeltes Farbkonzept komplettieren die ganz auf Stilisierung setzende Ästhetik.
Erfolgsgarantien und Kritik
Regisseur Yimou hat für seinen Action-Film eine hochkarätige Besetzung ausgewählt: Mit Martial-Arts-Star Jet Li und der aus "Tiger & Dragon" bekannten Zhang Ziyi sind Schauspieler vertreten, die in Ostasien jeder kennt. Zusammen mit Tony Leung und Maggie Cheung sind damit vier der größten asiatischen Stars in "Hero" zu sehen. Für die farbenprächtigen Kostüme zeigt sich Oscar-Preisträger Emi Wada verantwortlich.
Dank des Star-Aufgebots und der extrem aufwendigen Aufbereitung der Story ist Yimou ein durchaus sehenswerter Film gelungen, der nicht nur Fans von Martial-Arts-Filmen anspricht. Der Regisseur bekennt, dass hinter dem Erfolg von "Hero" nicht nur Berufung, sondern auch Berechnung steckt: "Wir wollten den Hollywood-Produktionen Paroli bieten und chinesische Filme auf der ganzen Welt bekannt machen." Der direkte Konkurrenzfilm: "Matrix Reloaded". Doch verlieren sich die "Hero"-Charaktere etwas in der vielschichtigen Story und der pathetisch-kitschige Schluss hinterlässt einen faden Beigeschmack.