Papst entschuldigt sich für falsche Wortwahl
22. Januar 2018Papst Franziskus zeigt für die Empörung an seinem umstrittenen Umgang mit dem chilenischen Missbrauchsskandal Verständnis. "Wenn der Papst sagt, bringe mir einen Brief mit dem Beweis, ist das eine Ohrfeige", gestand Franziskus auf dem Rückflug von seiner Lateinamerikareise gegenüber Journalisten ein. Der Papst sagte, viele Missbrauchsopfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen. Das Wort "Beweis" habe die Opfer verletzt. Deshalb bitte er um Entschuldigung.
Er hatte am Rande eines Besuchs in Iquique Vorwürfe, der chilenische Bischof Juan Barros habe sexuellen Missbrauch vertuscht, als "Verleumdung" zurückgewiesen und Beweise gefordert. Dies sei eine "unglückliche Wortwahl" gewesen. Statt Beweisen habe er eher Offenkundigkeit einfordern müssen, sagte Franziskus nachdem er aus der peruanischen Hauptstadt Lima abhob.
Schuldhaftes Verhalten nicht erwiesen
Der Bischof der südchilenischen Stadt Osorno, Juan Barros, bleibe jedoch im Amt, weil ein schuldhaftes Verhalten nicht erwiesen sei. Dessen Rücktrittsersuch habe Franziskus zwei Mal abgelehnt. Barros stammt aus einem geistlichen Schülerkreis des heute 87-jährigen Priesters Fernando Karadima, der 2011 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war. Barros selbst wird vorgeworfen, Kindesmissbrauch durch einen katholischen Priester jahrelang verschwiegen und vertuscht zu haben. Weiter sagte der Papst, aus der Chilenischen Bischofskonferenz sei der Vorschlag gekommen, alle vier Bischöfe, die aus dem Kreis Karadimas stammten, zurücktreten zu lassen oder ihnen eine Auszeit zu gewähren. Damit sollten Anschuldigungen vermieden werden.
Neue Mitglieder in Kinderschutzkommission
Franziskus kündigte die Ernennung neuer Mitglieder für die päpstliche Kinderschutzkommission an, nachdem das Mandat der 2014 von ihm einberufenen Institution ausgelaufen war. Eines der Mitglieder, der Bostoner Kardinal, Sean O'Malley, hatte in den vergangenen Tagen Verständnis für die Empörung geäußert, die die Worte des Papstes zum chilenischen Missbrauchsskandal unter Opfern ausgelöst hatten. O'Malley habe richtig reagiert, sagte der Papst. Er habe ihm dafür bereits gedankt.
Bei der Verfolgung von Missbrauchsfällen setze er die "Null Toleranz"-Linie seines Vorgängers Benedikt XVI. fort, betonte Franziskus. In seinen bisher fünf Amtsjahren habe er keinen einzigen Gnadenappell eines wegen Missbrauchs laisierten Klerikers unterzeichnet, obwohl etwa zwei Dutzend solcher Anträge eingegangen seien.
sam/fab (epd, kna)