Fall Sarah Everard: Polizist angeklagt
13. März 2021Ein 48-jähriger Beamter der Eliteeinheit für diplomatischen Schutz der Metropolitan Police wurde angeklagt, die 33-jährige Marketingmanagerin Sarah Everard getötet zu haben, so die britische Polizei. Everard verschwand am Abend des 3. März auf dem Nachhauseweg im Süden Londons. Die Verhaftung des Polizisten eine Woche später schockierte die breite Öffentlichkeit und löste eine wütende Debatte über die Sicherheit von Frauen aus.
Der Beamte war am späten Dienstag in Kent, Südostengland, gefasst worden. Dort lebt er und dort sind auch Everards Überreste am folgenden Tag gefunden worden. Die Anklage kam einige Stunden nachdem die Polizei bestätigt hatte, dass die Leiche, die in einem Waldstück in Ashford, Kent, entdeckt wurde, als die von Sarah Everard identifiziert worden war.
Der Polizist war bereits vor zwei Wochen aufgefallen - er soll sich am 28. Februar in einem Südlondoner Fastfood-Restaurant zweimal entblößt haben. Die Polizei teilte mit, dass ihre Ermittlungen noch andauerten und dass "auf die Expertise und Fähigkeiten von Hunderten von Kollegen in der gesamten Metropolitan Police" zurückgegriffen werde.
Debatte über die Sicherheit von Frauen
Das Verschwinden von Sarah Everard löste eine Debatte über die Sicherheit von Frauen aus. Viele Frauen berichteten dabei über die Gefahren, die sie gespürt und erlebt haben, wenn sie nachts allein durch die Straßen gingen.
Eine für diesen Samstag geplante Mahnwache war von der Polizei untersagt worden wegen der Einschränkungen durch das Coronavirus. Trotzdem kam es zu einer improvisierten Gedenkfeier, die um den Musikpavillon am Clapham Common im Südwesten Londons entstand.
Auch Kate, die Herzogin von Cambridge, war unter den vielen Frauen, die Blumen niederlegten und der getöteten Sarah Everard in stiller Trauer gedachten. Ein Sprecher von Buckingham Palace erklärte, Kate erinnere sich noch gut daran, wie es war, nachts durch London zu gehen, bevor sie verheiratet war.
Später versammelten sich etwa tausend Menschen - hauptsächlich Frauen - an der Stelle, um ihr Beileid zu bekunden und gegen den Mangel an Sicherheit zu protestieren, den sie empfanden, wenn sie alleine unterwegs waren.
Premierminister Boris Johnson teilte mit, er und seine Partnerin Carrie Symonds würden am Samstagabend eine Kerze zum Gedenken an Everard anzünden. "Ich werde alles tun, was ich kann, um sicherzustellen, dass die Straßen sicher sind und sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen nicht Belästigung oder Missbrauch erfahren," fügte Johnson hinzu.
nob/ml/uh (afp, rtr, dpa)